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Madden NFL 09 (Sport) – Madden NFL 09

Zum 20-jährigen Jubiläum der Madden-Serie hat EA auf HD-Konsolen endlich das längst überfällige visuelle Update aus dem Hut gezaubert und dazu das Spielgefühl wieder einmal verfeinert. Auf Wii geht der American Football-Vorreiter ebenfalls in die dritte Runde. Worauf können sich Remote-Quarterbacks freuen? Und steckt hinter „All-Play“ mehr als nur der Versuch, sich dem Gelegenheitsspieler anzubiedern?

© EA Tiburon / Electronic Arts

Freundlich statt sportlich?

Während das Madden NFL 09-Cover allerorten Star-Quarterback Brett Favre in hochkonzentrierter Aktion zeigt, ist auf Wii alles ein bisschen anders: Statt ernst und fokussiert wird Favre gelöst lächelnd, freundlich und man könnte fast sagen, „verspielt“ gezeigt.
Liegt es vielleicht daran, dass EA dieses Jahr mit den Sportspielen auf Wii einen anderen, so genannten „All-Play“-Weg geht? Bedeutet das evtl. sogar, dass man die Kernspieler, die ein Remote-Madden wie in den letzten Jahren erwarten, vor den Kopf stößt und sich nur noch auf Einsteiger und Familienspaß konzentriert?

Lasst euch vom auf Gelegenheitsspieler gemünzten Comic-Look und den großen Köpfen im „5-gegen-5“ nicht abschrecken…

Wer wie ich Angst hatte, dass die Mannen um Peter Moore sich genau dieses Konzept für Wii-Football auf die Fahnen geschrieben haben, kann erfreut aufatmen: Wer will, kann Madden NFL 09 wie gehabt mit Remote und Nunchuk spielen und sich damit wie in den letzten Jahren auf ein gelungenes Steuerungserlebnis freuen, das den Spieler so stark in das Geschehen auf dem (Kunst-)Rasen einbezieht, wie es nur auf Wii möglich zu sein scheint.

Allerdings hat EA auch die Zeichen der Zeit erkannt und festgestellt, dass viele der neuen Wii-Besitzer unter Umständen als Anfänger weder mit American Football noch mit Spielen an sich besonders viel am Hut hatten. Und die bekommen mit der stark vereinfachten und sich pur auf die Remote konzentrierenden „All-Play“-Steuerung die Möglichkeit, sich an Regelwerk und Tempo von American Football zu gewöhnen.
Dass es zusätzlich möglich ist, als „All-Play“-Spieler gegen einen mit klassischer Steuerung agierenden Footballer anzutreten, ohne dass der Leistungsunterschied all zu sehr in die Waagschale fällt, muss man EA hoch anrechnen.
Dennoch wird im Normalfall der erfahrene Spieler gewinnen. Nicht nur, weil dieser einfach mehr Möglichkeiten an der Hand hat, sondern auch weil sich die All-Play-Gestenerkennung ab und an einen Aussetzer leistet.
Dennoch: Der Ansatz, auch Anfänger und Wii-Neueinsteiger nicht zu verschrecken, ist gelungen und stellt eine sinnvolle Evolution der „Familiensteuerung“ der letzten Teile dar.

Kindisch statt ernsthaft?

Dass bei dem einzigen neuen Spielmodus, einem 5-gegen-5-Spiel mit vereinfachten Regeln, großköpfigen Spielern und extrem reduzierter Spielzugauswahl, allerdings selbst die „All-Play“-Zielgruppe schnell die Laune verlieren dürfte, scheint EA entgangen zu sein. 

… denn natürlich gibt es weiterhin die realistische Darstellung in den übrigen Modi – die man allerdings nahezu 1:1 aus den Vorgängern übernommen hat.

Ansonsten hätten die Designer sich vermutlich auf die Verbesserung der bekannten Spielmodi aus den letzten Jahren gestürzt. Doch hier bekommen die Wii-Football-Veteranen nur einschlägig bekannte Kost. Superstar, Franchise, Mini-Games: Alles kennt man bereits. Das Recyceln der alten Inhalte geht sogar so weit, dass man es scheinbar nicht einmal für nötig hielt, die Sprecher für eine neue Sitzung ins Tonstudio zu zerren, um so den zugegeben guten, aber mittlerweile eben auch bekannten Kommentar aufzuwerten.

Da hilft es auch nicht, dass die Kulisse im Detail verbessert wurde und die Spielermodelle sowie Animationen und KI-Verhalten einen Fortschritt gemacht haben. Denn im Gegenzug bleibt das Drumherum mit seinen hässlichen Zuschauer-Kolonnen weiterhin unnötig spröde. Auch die Möglichkeit, nach einem Touchdown interaktive Jubelorgien zu starten, die bei positiver Publikumsreaktion sogar den Athleten auf dem Schirm zu Höchstleistung anspornen, klingt nur auf dem Papier gut. Denn in der Realität macht es zwar anfänglich Spaß, vor dem TV herumzutanzen, zu hüpfen usw. Doch letztlich steht man irgendwann nur noch da und rudert wie verrückt mit den Armen, um das Publikum auf seine Seite zu ziehen…