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Max Payne 3 (Shooter) – Max Payne 3

Als das Klavier aufspielt, entsteht fast so etwas wie Wehmut. Die
traurigen Klänge und Max‘ Stimme versprechen nach all den Jahren endlich
wieder einen morbiden Blues der tanzenden Projektile. Als der Mann laut
über seine beschissene Situation philosophiert, werden Erinnerungen an
einen der besten Shooter aller Zeiten wach.  An einen tragischen Helden,
der die schnöde Action mit seinen düsteren Untertönen bereichert hat.
Max Payne hatte Ideen, Charakter und vor allem Stil.

© Rockstar Vancouver / Rockstar Games

Fazit

Was ist los Rockstar, habt ihr keine Eier mehr? Warum ist die Story so schwach, die Inszenierung so gewöhnlich? Traut ihr euch nicht, ein anspruchsvolleres Spiel noir für Action-Veteranen zu machen? Und ich dachte, ihr Amerikaner versteht was von Kapitalismus? Wenn auf einem Produkt Max Payne drauf steht, dann sollte auch einer drin sein! Ich habe Max geliebt, weil er Charakter und Stil hatte – wie ein guter Whiskey. Das hier schmeckt wie ein bunter Cocktail, spielt sich wie ein explosiver Military-Shooter, nur dass nebenbei Latinas in String-Tangas tanzen. Von der Symbolik und Düsternis der ersten Teile ist nichts zu spüren und der erhoffte Dramaturgiewechsel nach der äußeren Veränderung des Helden findet nicht statt –  das Drehbuch kann die Entwicklung nicht mal plausibel erklären. Trotzdem wird man solide unterhalten: Auch wenn Max auf Dauer zu viel zynisches Einerlei von sich gibt, passen seine Kommentare in den besten Momenten wie die Kugel zwischen die Augen, man erlebt knallhartes Actionkino ohne Kompromisse. Die Schauspieler bewegen sich natürlich und die technische Leistung besteht in der akribischen Recherche vor Ort: Die Kulisse in Sao Paulo, egal ob Fußballstadion oder Favela, wirkt unheimlich realistisch. Aber Max wurde in ein so enges Leveldesign-Korsett geschnürt, dass er keine Luft zur freien Erkundung hat. Er darf weder erzählerisch noch taktisch etwas beeinflussen, läuft wie ein Hund an der Leine und muss viele frustrierende Wiederholungen in einem teilweise unfairen Spieldesign ertragen. Und irgendwann nuschelt Max sogar so wie Sylvester Stallone. Vor allem im letzten Viertel, nach der sechsten oder siebten Welle immer gleicher Spezialeinheiten, hab ich mir gedacht: Killing is as easy, aber auch as boring as breathing. Ein stilistisches Meisterwerk mit Ecken und Kanten wird zur Action für die Masse mit klasse Motion und Capturing. Der Finalkampf ist übrigens ein überaus lang anhaltender Trial&Error-Schmerz im Arsch. Aber hey, sieht bis dahin geil aus, rumst satte dreizehn Stunden und hat einen Multiplayer mit zig Modi, Aufrüstungen & Freischaltbarem. Also das ideale Spiel für die Generation Call of Duty.

Wertung

PC
PC

Klasse Technik, tolle Zeitlupen, schwache Dramaturgie und monotones Spieldesign – früher ein Meilenstein, heute Mainstream.

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