Veröffentlicht inTests

Medal of Honor: Heroes (Shooter) – Medal of Honor: Heroes

Egoshooter sind aus dem Spielealltag seit Jahren nicht mehr wegzudenken, auch wenn das dem einen oder anderen Politiker sauer aufstoßen mag. Und dennoch gibt es eine Plattform, die in diesem Markt eine Ausnahme bildet: Der Handheld. Zwar gab es immer wieder mehr oder weniger erfolgreiche Versuche, auf GBA & Co ein gutes First Person-Game hinzubekommen, aber so richtig geklappt hat das nie – benachteiligte Hardware stand diesem Unterfangen immer im Wege. Nicht die besten Voraussetzungen für eine PSP-Umsetzung des klassischen Medal of Honor-Materials, was?

© EA Canada / Electronic Arts

Die sind zwar doof wie Pappe (rennen z.B. ganz gern mal an einem vorbei), aber dafür ganz gute Schützen – und die Zahl möglicher Medikits ist beschränkt! Zu dumm, dass die eigenen Kameraden da keine große Hilfe sind:

Nur selten geht’s unter eine massive Decke, meist tummelt ihr euch an der frischen Luft.

Die laufen wie Lemminge mitten in Feindeshorden, liefern sich hoffnungslose Gefechte, nutzen keine Deckung und finden direkt vor ihnen zischende Granaten scheinbar unterhaltsam, statt sie wegzukicken. Außerdem arbeiten sie nur selten zuverlässig als Team – wagt man mal ein ausgefallenes Manöver wie den Sprung von einem Balkon, kann man sich darauf einstellen, den Rest des Levels allein zu bestreiten, weil die restliche Bande den Rückweg nicht findet. All das ergibt schlussendlich die Erkenntnis, dass Rambo-Vorgehen hier völlig fehl am Platze ist: geordnetes Schleichen mit Gewehr vor dem Auge führt zum Erfolg. Gespeichert wird übrigens ausschließlich zwischen den Levels, und das auch nur automatisch.

Außerhalb der Kampagne wartet noch das »Gefecht«, in dem ihr in den bereits freigeschalteten Levels gegen die Zeit und bis zu 16 KI-Gegner eine Art Offline-Mehrspielermodus spielt. Viel lustiger wird’s natürlich online, denn dort sind bis zu 32 Feinde unterwegs – das dürfte PSP-Rekord sein! Nach einer schnellen Registrierung beim EA-Onlineservice erwarten euch sechs Spielmodi, wobei fünf davon auf Teams ausgelegt sind. Zwar ist die Koordination eines solchen mangels Sprachmöglichkeiten so eine Sache, dennoch ist der Spaß groß – zumal keine Lags oder Ruckler das Spielvergnügen trüben. Außerdem solltet ihr euch darauf einstellen, dass menschliche Mit- bzw. Gegenspieler erheblich mehr drauf haben als die schlafmützige KI – was in Kombination mit der erwähnten Steuerung ein recht kniffliges Mehrspielererlebnis garantiert. Falls ihr lieber gegen Menschen spielt, die ihr in eurer Nähe habt, dürft ihr euch denselben Spaß auch acht Mann

Die Gegner sind normalerweise recht tumb, gewinnen aber durch überraschendes Auftauchen gemeine Vorteile.

hoch lokal liefern. Natürlich benötigt jeder eine eigene UMD, außerdem sollten möglichst viele anwesend sein: Die 15 Karten sind sehr groß, mit weniger als acht Spielern läuft man sich nur eher zufällig mal über den Weg. Schade außerdem, dass es keinerlei Koop-Variante gibt.

Medal of Brilliance

Gebt einem PS2-MoH-Spieler eine PSP mit Heroes in die Hand, und ihr erntet Sprüche wie »Hossa!« – technisch ist das Teil erste Sahne: Die Levels flutschen, von sehr seltenen Miniruckel-Einlagen mal abgesehen, nur so dahin, die Schlachtfelder (die meisten Missionen spielen innerhalb zerbombter Städte, aber gelegentlich geht’s auch mal raus aufs Land) sind beeindruckend detailliert und glaubwürdig dargestellt. Schöne Effekte, vom pladdernden Regen über rasante Verzerrungen, wenn eine Granate in der Nähe birst, bis zu dicken Explosionen, verleihen der Kulisse Leben – und das Ganze wird, gerade für PSP-Verhältnisse, erschreckend schnell geladen. Aber natürlich gibt’s auch allerlei zu meckern: Die Texturen, speziell an den Soldaten, sind teils scheußlich niedrig aufgelöst, manchmal hat man das Gefühl, mitten durch ein Meer von braunem Matsch zu waten. Es gibt deutlich weniger geskriptete Szenen als in anderen MoH-Games und teilweise bizarre Probleme mit der Kollisionsabfrage, die u.a. dazu führen, dass man durch Häuser hindurch erschossen wird oder Figuren in Wänden verschwinden.

Eure Kameraden sind ebenfalls keine Leuchten – sie stehen zwar nicht im Weg, sind aber auch kaum eine Hilfe.

Wie gewohnt ist das Spiel erst für Volljährige freigegeben, nichtsdestotrotz bleibt vom Grauen des Krieges nicht viel übrig: Es gibt kaum Blut, Leichen verschwinden sofort, und hinterlassen nur Munition, ein gelegentliches Medikit sowie ihre Waffe. Die könnt ihr jederzeit gegen eure Hauptknarre tauschen, jedoch leider nicht gegen die völlig nutzlose Pistole, die ihr ständig mit euch rumschleppt. Immerhin macht sie, wie die anderen Waffen auch, ganz ordentlich Krach, die Effekte klingen auch aus den blechernen PSP-Lautsprecherlein sehr kernig, dazu gibt’s tolle Umgebungssounds – aber leider keinerlei Musik! Lediglich, wenn ihr ein Missionsziel erfüllt, triumphiert ein kurzes Jingle auf, ansonsten beschränkt sich die sehr gute Musik auf Hauptmenü und Abspann. Die Sprachausgabe ist ein zweischneidiges Schwert: Auf der einen Seite sind die deutschen Sprüche (andere gibt es nicht, unabhängig von der Wahl eurer Systemsprache) technisch und atmosphärisch super, auf der anderen Seite sind’s so verdammt wenig: Nach dem 47ten »Dranbleiben!«, »Guter Schuss!«, »Wir haben ihn!« oder »Der Feigling flieht!« ist man durchaus gewillt, der Quelle der Kreativität ein M1 Garand um die Gurgel zu wickeln.