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Metro Exodus (Shooter) – Extreme Schwankungen

Mit Metro 2033 hat Dmitri Gluchowski eine faszinierende Endzeit-Welt erschaffen. Aber an den Erfolg des Romans aus dem Jahr 2007 konnten die folgenden Spiele, Metro 2033 und Metro: Last Light, nicht anknüpfen. Und jetzt scheint der Zenit des erzählerischen Shooters in begrenzten Arealen längst überschritten, denn alles widmet sich der Action in offenen Welten und Online-Universen. Oder ist gerade das die Chance für 4A Games und Metro Exodus? Wir haben Artjom auf seinem Weg durch das atomar verwüstete Russland begleitet.

© 4A Games / Deep Silver

Zug ex machina

Aber genauso stark wie die Kulisse zwischen Unter- und Oberwelt sowie Schnee und Wüste wechselt, schwankt leider auch das Spieldesign – und zwar bis ins Extrem. Schon der Einstieg wird viel zu hastig inszeniert. Der Regie gelingt es nicht, dieses Abenteuer überzeugend einzuleiten. Im Intro heißt es zwar, dass es von Metro 2035 „inspiriert“ wurde, aber wer den Roman kennt, wird hier nur vage Anknüpfungspunkte und nicht mal den Ansatz der dortigen Beziehungen, Konflikte oder Handlungsfäden finden. Außerdem kann man sich mit dem stummen Helden Artjom kaum identifizieren – lediglich in den Tagebucheinträgen hört man seine Stimme, die übrigens gut auf Deutsch eingesprochen wurde. Warum verzichtet man während des Spiels darauf?

4A Games Limited ist ein ukrainischer Spielehersteller, der 2005 in Kiew von Ex-Mitarbeitern von GSC Game World (S.T.A.L.K.E.R.; Cossacks-Reihe) gegründet wurde. Auf Basis des Romans von Dmitri Gluchowski wurde 2010 der Shooter Metro 2033 für PC sowie 360 entwickelt (Wertung: 76%) und über THQ veröffentlicht. 2013 erschien die Fortsetzung Metro: Last Light für PC, 360 und PS3 (Wertung: 72%). © 4P/Screenshot

Natürlich wäre das nicht zwingend erforderlich! Artjom wird aber auch aus erzählerischen Gründen als Charakter nicht wirklich greifbar, denn der Story fehlt ein solides Fundament: Wer Metro bisher weder gespielt noch gelesen hat, dürfte von vielen Fragezeichen begleitet werden. Gerade noch war er der naive Träumer, der an weitere Reste der Zivilisation in der Weite des atomar zerstörten Russlands glaubt, dann fährt plötzlich ein Zug vorbei, der urige Zugführer ex machina gleich anbei – und auf einmal sind alle, die gerade noch Spinner oder Hochverräter waren, an Bord und als Team unterwegs.

Ein Team auf der Aurora


Zwar kann das Verhältnis zu Anna, die wiederum nicht überzeugend eingesprochen wurde, und seinem Schwiegervater in spe,

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Metro Exodus wurde komplett auf Deutsch lokalisiert (PC). © 4P/Screenshot

dem militärischen Anführer Miller, einiges an der Hierarchie der Crew erklären. Außerdem scheint die russische Mentalität angenehm durch, wenn alle zusammen feiern und erstmal jovial anstoßen. Aber je weiter man spielt, desto mehr wird dieser Artjom zum reinen Befehlsempfänger von Miller, der zwar Feinde töten oder bewusstlos schlagen, aber ansonsten nichts entscheiden oder sagen darf: Geh hierhin, mach dies, erober das, jetzt los und danach weiter. Selbst Annas ständige Sorge zehrt irgendwann an den Nerven.

Es ist nicht so, dass es keine interessanten Dialoge oder Themen gibt – denn auch die Unterdrückung von ethnischen Minderheiten sowie Ausbeutung wird angerissen. Außerdem entsteht eine Art familiäres Umfeld mit kleinen Reaktionen rund um den Zug, der als mobile Basis dient und von allen „Aurora“ getauft wird. Dort trifft man nach erfolgreichen Missionen z.B. auf befreite Frauen und Kinder,

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In der Wildnis begegnet man Mutanten und Monstern (PC). © 4P/Screenshot

die sich über optionale Geschenke freuen, kann mit seinen Kameraden singen, wenn man ihnen ein Instrument beschafft oder bekommt neue Ausrüstung vom Handwerker. Gleich zu Beginn gibt es das Druckluftgewehr, das man zwar jedesmal manuell aufkurbeln muss, für das man aber günstige Stahlkugeln herstellen kann – zudem kann es noch um explosive Geschosse, Zielfernrohr & Co erweitert werden.

Aber selbst wenn so ab und zu ein emotionales Stilleben sowie ein gnadenloses endzeitliches Russland greifbar wird, wird die eigentliche Geschichte auch in den folgenden Kapiteln meist zu überhastet und vor allem vorhersehbar in ihren wenigen Wendungen erzählt. Die sporadischen Textnotizen sowie Audiologs können zwar einiges aus dem Umfeld oder Einzelschicksale erläutern, außerdem geben sie manchmal Hinweise auf Beute, aber sie sorgen zu selten für eine dramaturgische Verdichtung der Spielwelt.

 

  1. Habe das Spiel jetzt erst begonnen und mich gefragt, ob ich der einzige bin, der diese Meinung teilt.
    Die Zwischensequenzen sind so unfreiwillig komisch und das Gunplay echt unterirdisch - demgegenüber steht eine geniale Optik. Naja
    Vielleicht immerhin eine Möglichkeit Russisch zu lernen mit deutschen Untertiteln... Oder so...
    Au weia

  2. Seltsam, dass die miese KI hier für so eine Abwertung sorgt. Denn mal ehrlich: Ist die KI z.B. in Days Gone etwa besser? Ich habe mich fast immer nur mit Nahkampfwaffen durch das ganze Spiel geholzt und auf Schusswaffen beinahe komplett verzichtet, weil man ganze Lager erledigen kann, indem man einfach nur auf die Gegner zurennt und diese umschmiert (und ich rede hier nicht von den hohlen Freakern, sondern von menschlichen Gegnern (Schwierigkeitsstufe "Normal"). Und auch Wachen die direkt daneben stehen, merken meist nix. Und wie habt ihr dieses Spiel bewertet? Mit "Gut", obwohl die KI dort auch völlig unterirdisch ist....

  3. ssj3rd hat geschrieben: 12.03.2019 08:14 Habe es jetzt auch durch, ohne einen einzigen Bug, die KI war auf dem gleichen Level wie zb Wolfenstein 2 The new Colossus, und 68% sind hier absolut unverdient. Die Wertung will einfach nur polarisieren, um nichts anderes geht es, dieses Spiel hat 85-89% verdient und nicht die völlig unverdienten 68%.
    Für mich ist 4Players jetzt erst mal unten durch und mit dieser Wertung einfach gestorben.
    Diesen Eindruck habe ich auch. Habe mal den Gamestar Test durchgelesen und dort wird Metro Exodus richtig gefeiert. Wenn also 2 ungleiche Meinungen stehen, gucke ich gerne auf metacritic und 83% ist dann doch was anderes als unter 70%.
    Guckt euch mal alle Metro Wertungen an, die sind auf 4 players deutlich niedriger als auf metacritic und zwar alle 3 Teile. Ich war mal früher ein 4player Fanboy, aber seit Monaten zeichnet es sich ab, dass für mich 4p nur einer von mehreren Meinungen ist und seit dieser Auffälligkeit geht es um so mehr in diese Richtung.

  4. Hab mich nach ein paar tagen mit vermindertem Schwierigkeitsgrad nochmal rangewagt und bin jetzt durch. Der Funke wollte nicht überspringen. Die Reihe zeichnete sich durch spezielle Momente aus. Durch seine Fraktionen, das Leben der Menschen in der Metro oder so Erinnerungswürdige Abschnitte wie z.B. die Bibliothek . Exodus fehlt imo die Intimität welche die Vorgänger auszeichnete.
    Bin echt enttäuscht :cry:

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