November 2002
„The Ketchup Song“, Ozzy Osbournes „Dreamer“ und Nelly feat. Kelly dominieren die Charts. „Harry Potter und die Kammer des Schreckens“ sowie „Bowling for Columbine“ flimmern über die Kinoleinwände. Die erste DSDS-Staffel wird bei RTL ausgestrahlt, US-Präsident George W. Bush steckt mitten in seiner ersten Amtszeit und in Deutschland hat die Ära von Angela Merkel noch nicht mal begonnen. Das war der November 2002. Derweil wird auf PS2, GameCube und der originalen Xbox gezockt – die erste Microsoft-Konsole ist gerade mal seit einem Jahr auf dem Markt. Wir spielen im 4:3-Format und mit SD-Auflösung, nutzen Memory Cards – und die PlayStation 2 als erschwinglichen DVD-Player. Und dann kommen die US-amerikanischen Retro Studios mit ihrem Premieren-Titel um die Ecke, mit Metroid Prime. Das ist gleichzeitig der erste 3D-Ableger einer von Nintendo seit Jahren stiefmütterlichen behandelten Marke, deren Super-Nintendo-Lack längst ab ist – auf dem N64, wo Mario und Link ins Polygon-Outfit schlüpften, musste Kopfgeldjägerin Samus Aran vom Spielfeldrand aus zusehen. Und dann ist Metroid Prime einfach so ein Brett. Nicht nur im 4Players-Test sackt der Ego-Ausflug auf den Planeten Tallon IV einen Platin-Award ein, international und durch die Bank wird der Titel mit Lobeshymnen, Awards und Wertungen deutlich jenseits der magischen 90er-Marke überschüttet.
Zwei direkte Prime-Nachfolger, mehrere Spin-offs, eine Trilogy-Collection auf der Wii und zwei 2D-Episoden – Samus Returns (3DS) und Metroid Dread (Switch) – später wartet die Fangemeinde wieder. Auf Metroid Prime 4, das 2017 angekündigt und 2019 unter der Leitung der Retro Studios neugestartet wurde. Einen Release-Zeitraum dafür haben wir immer noch nicht – doch jetzt hat Nintendo den perfekten Lückenfüller am Start: Metroid Prime Remastered. Einmal technisch auf links gezogen von den Retro Studios und den Portierungsprofis von Iron Galaxy. Und damit sind wir schon beim Casus knacksus angelangt, der Technik des Remasters: Das Spiel schnurrt wie ein Kätzchen, egal ob im Docked-Modus oder in der Handheld-Variante sorgen die 60 fps für ein sehr angenehmes, responsives Spielgefühl. Gleichzeitig gibt es neue, deutliche schickere Texturen, massiv verbesserte Effekte und aufwändigere 3D-Modelle. Ja, wir haben hier ein Remaster und kein Remake vor uns liegen – Spielinhalte wie Leveldesign, Items, Story & Co. wurden nämlich nicht angetastet – dafür eines, das so dermaßen blitzsauber ist, dass man sich nur wünschen kann, mehr Spiele würde eine derart kompetente Frischzellenkur erhalten.
Mehr Optionen
Es gibt nun – analog zur Trilogy – einen von Beginn an wählbaren, leichten Schwierigkeitsgrad, bei dem die Ballereien nie eine Herausforderung darstellen – ansonsten haben wir es aber tatsächlich mit Spieldesign aus dem Jahr 2002 zu tun. Es existieren keine Respawn-Punkte vor kniffligen Szenen oder am Beginn eines Raums, stattdessen besucht ihr feste Speicherstuben, an denen Samus nach ihrem Ableben wieder erwacht. Ein Schnellreise-System, z. B. vom einen Ende der Eiswelt direkt zum Sonnenhof der Chozo-Ruinen, sucht ihr vergebens – man ruft die Karte auf, prägt sich den Weg ein und zieht los – und je nach Moveset, Skills und freigeschalteten Abkürzungen geht das dann einigermaßen flott oder dauert schon mal zehn Minuten. In puncto „Hilfe, ich komm‘ nicht weiter“-Problematik müsst ihr mit dem klugen (und abschaltbaren) Tipps-System Vorlieb nehmen, das schon auf dem GameCube am Start war. Ach ja, unter dem Menüpunkt „Extras“ verbergen sich Artworks, Konzeptskizzen und eine Soundtrack-Jukebox – sämtliche Inhalte werden beim Durchspielen langsam freigeschaltet.
Zum Glück ist man nicht auf einstige Steuerung beschränkt: Die zugebenermaßen damals feine Lösung mit nur einem Stick ist nur eine von vier Optionen, zusätzlich sind zwei Varianten mit Zielen per Bewegungssteuerung und die Default-Steuerung „Control Sticks“ verfügbar. Mit letzterer spielt sich Metroid Prime Remastered wie ein moderner Ego-Shooter, der durch das Anvisieren von Feinden für noch mehr Griffigkeit im wildesten Kampfgetümmel sorgt. Ich habe fast die ganze Zeit mit dieser Variante gespielt und war hochzufrieden. Überhaupt fühlt sich das Spiel einfach extrem gut an: Auch in kniffligen Sprungpassagen ist man stets Herr der Lage, landet genau dort, wo man es beabsichtigt.
Die beiden Metroid Prime Titel gehören für mich zu den besten Spielen auf dem GameCube.
Super, dass jetzt endlich der erste Teil für die Switch erscheint. Werde mir das Spiel dann am 3.3. im Laden kaufen.
Hoffentlich wird auch Teil 2 und 3 Remastered.