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My Friend Pedro (Arcade-Action) – Kugelhagel und sprechende Bananen

Eine sprechende Banane, eine entsprechend absurde Story, blutige Action und ein vom Hong-Kong-Kino der 90er Jahre beeinflusstes Kugelhagel-Ballett: Das sind die Bestandteile von Devolver Digitals neuem Indie-Streich My Friend Pedro. Wir haben den ungewöhnlichen Seitwärts-Scroller auf Switch und PC getestet.

© DeadToast Entertainment / Devolver Digital

Alles Banane

Vergesst alles, was ihr über Bananen wisst. Die Früchte mögen vielleicht die erklärte Lieblingsspeise der Minions sein und haben sich zu einem Eckpfeiler der menschlichen Ernährung entwickelt, doch gesund sind sie in keinem Fall. Ganz im Gegenteil: Im Fall der sprechenden Banane Pedro sorgt allein ihre Nähe für Bleivergiftung der besonderen Art – vor allem bei den Gegnern. Auch der Spieler in der Rolle der namenlosen Hauptfigur, die von Pedro überzeugt wurde, ihm bei seinem Gerechtigkeitsfeldzug zu helfen, wird häufiger durchsiebt als man es sich wünscht.  Doch das ist nicht alles: Während man sich über 40 seitwärts scrollende Abschnitte hinweg der Feinde mit Waffengewalt oder wenn es sein muss auch im Nahkampf entledigt, wird man nicht nur das Opfer von Kugelhagel, sondern kann auch in tödliche Abgründe fallen oder Opfer von gefährlichen Strahlen oder Minen werden, die als Hindernisse in den clever designten Abschnitten auf einen warten.

Dabei geht es nicht nur blutig zu, wenn die Feinde von Kugeln durchsiebt werden oder sie in ihre Einzelteile zerlegt werden, wenn man sie mit Granaten trifft. Denn gleichzeitig können die Gefechte mit einer aktiv zuschaltbaren

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Mit dem Skateboard durch die Levels jagen, während man die Gegner mit abprallenden Kugeln ausschaltet: Auch das gehört zu den abwechslungreichen Mechaniken von My Friend Pedro. © 4P/Screenshot

(allerdings nur begrenzten) Zeitlupe sowie einer potenten Drehbewegung, um den Projektilen auszuweichen, zu einem gleichermaßen eleganten wie tödlichen Tanz werden. Beinahe so, als ob Deadtoast Entertainment die glorreiche Zeit des von John Woo, Ringo Lam oder Tsui Hark geprägten Hong-Kong-Actionkinos Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre mit seinem kunstvollen „Heroic Bloodshed“ als Vorbild genommen hat. Wenn man sich eine gute Bewertung am Ende der jeweils etwa drei bis acht Minuten langen Abschnitte verdienen möchte, muss man allerdings auch Geschick beweisen, um nicht nur schnell und ohne Bildschirmtod, sondern auch „stilistisch wertvoll“, sprich: mit einer möglichst langen Kombo das Ziel zu erreichen. Also quasi ein 2D-Max-Payne mit Einflüssen von Bulletstorm oder dem hierzulande immer noch indizierten The Club von Bizarre Creations.

Puzzle-Ballerei

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In Pedros Welt wird die blutige Action zu einer Hüpfburg-Ballerei. © 4P/Screenshot

Doch obwohl der Speedrun- und Komboansatz durchaus spürbar ist und einen beträchtlichen Teil des Wiederspielwerts ausmacht, wirkt er sich nicht auf den Spaß aus – auch wenn man nur auf „Durchkommen“ oder Überleben aus ist, entfaltet My Friend Pedro seinen Reiz. Denn nicht nur mit den Bosskämpfen wird Abwechslung ins Spiel gebracht. In jeder Welt warten neue Elemente. Dies können Schalterrätsel oder Sprungpassagen sein, aber auch frische Waffen und natürlich neue Feinde. Natürlich darf man MP und Pistolen auch im Akimbo-Modus nutzen und dabei sogar unterschiedliche Gegner ins Visier nehmen – was wieder die Stilnote verbessert. Man lernt, die Gegner durch den mächtigen, aber visuell sehr unspektakulären Kick auszuschalten. Man kann bestimmte Objekte in der Umgebung nutzen, um die Kugeln abprallen zu lassen – sei es nun, um Schalter oder noch besser: Gegner umzulegen. Man stürzt sich durch Glasscheiben, lernt mit dem Skateboard eine neue Form des „Drive-by-Shooting“ kennen, hangelt sich an Seilen entlang und einiges mehr. Aus dem vermeintlich simplen Konzept holt Deadtoast mechanisch gefühlt das Maximum heraus.

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Der Nahkampf ist visuell unspektakulär und übermächtig. Überhaupt ist die visuelle Umsetzung nicht so eindrucksvoll wie die mechanische. © 4P/Screenshot

Technisch jedoch sind sowohl die PC- als auch die Switch-Version bei weitem nicht so elegant. Die Abschnitte wurden zwar hinsichtlich des Aufbaus, der Gegnerplatzierung sowie der integrierten Rätsel gut geplant. Doch die verwendeten Texturen sowie das allgemeine Design der Figuren (mit Ausnahme von Pedro und dem Protagonisten) sind eher zweckmäßig und damit biederer Durchschnitt. Zudem werden in den thematisch durchaus unterschiedlichen sowie interessanten „Welten“ die Versatzstücke zu häufig wiederholt, um selbst bei den jeweils kurzen Aufenthaltszeiten in jedem Abschnitt mittelfristig Überraschungen bieten zu können – mit Pedros komplett abgefahrener Heimatwelt als Ausnahme. Auf Switch muss man im Vergleich zusätzlich noch mit einer geringeren Auflösung leben, die sich mit ihren Kanten vor allem am großen Bildschirm im gedockten Modus zeigt – Spielgeschwindigkeit oder Bildrate sind allerdings nie in Gefahr. Dass auf beiden Systemen aber vor allem die häufig genutzte Zeitlupe auch weitere visuelle Probleme wie unsaubere Animationen, Clipping oder allgemein ungenaue Kollisionsabfrage bei Plattformsequenzen wie unter einer Lupe auf dem Präsentierteller zeigt, scheint zu unterstreichen, dass die Mechanik bei My Friend Pedro bei der Entwicklung im Vordergrund zu stehen schien. Allerdings kann diese zusammen mit der treibenden Elektro-Musik in der Tat über die meisten der unschönen Seiten dieser ungewöhnlichen Action hinwegtrösten.

  1. Ich finde es auch sehr gut. Der Humor hat fast schon Meme Charakter.
    Wie viele bemängeln leider viel zu kurz und tlw. nicht abwechslungsreich genug. Aber auch nach dem Durchspielen, genau das Richtige für Zwischendurch!
    Wertung geht voll in Ordnung ;)

  2. Habt ihr es auch endlich mal geschafft..
    Ich finde es wirklich gut, allerdings nicht der erhoffte Knaller und leider viel zu kurz. Hätte mMn auch abgedrehter sein.

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