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Natsuki Chronicles (Arcade-Action) – Auf die inneren Werte kommt es an

Das japanische Entwicklerstudio Qute Corporation fabriziert einen Geheimtipp für Shoot’em-up-Fans: Natsuki Chronicles überrascht mit coolen Waffensystemen und fügt dem Genre ein frisches, einzigartiges Feature hinzu, das Schule machen könnte. Hier kommt unser Test!

© Qute Corporation / Rising Star Games

Habt ihr Angst vor Shoot’em-Ups?

 

Ja, panisch! Entschuldigt diesen grausigen Wortwitz zum Einstieg, aber das Genre der Shoot’em-ups ist nun mal extrem mit der japanischen Entwicklerlandschaft verknüpft. Kaum eine andere Spielart wird so eindeutig von Studios aus einem Land dominiert wie die der 2D-Ballerspiele. Zwar konnte der US-Amerikaner Eugene Jarvis (Defender, Robotron: 2084) schon früh Akzente setzen und neben den Erfolgen von Housemarque (Super Stardust HD, Resogun) gab es gerade in den letzten zehn Jahren auch andere westliche Highlights (Sine Mora, Jamestown, Sky Force Anniversary), trotzdem sind fast alle großen Klassiker des Genres made in Japan: Space Invaders und Galaga, Gradius und R-Type, Thunder Force und Musha Aleste, Ikaruga und die gesamte Bullet-Hell-Flotte von Cave.

 

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So viele Waffen: Wer fleißig spielt, kann sich im Upgrade-Menü neue Knarren leisten und damit experimentieren. © 4P/Screenshot

Da verwundert es nicht, dass neben der Spielhalle ausschließlich japanische Konsolen als Shoot’em-Up-Bastionen gelten: Segas Saturn, NECs PC Engine und Microsofts Xbox 360! Moment, die Xbox 360? Genau. Nicht nur wegen unzähliger, top portierter Cave-Perlen (z.B. Espgaluda 2, Mushihimesama Futari) sondern u.a. auch wegen Otomedius, Shooting Love oder Bullet Soul. Nicht alles davon sind Sternstunden des Genres, angesichts katastrophaler Xbox-360-Verkaufszahlen in Japan war die bloße Existenz derart vieler Shoot’em-Ups aber eine Sensation. Auch Eschatos und Ginga Force, zwei ausgesprochen unansehnliche Ballerspiele, die nur Liebhabern des Genres etwas sagen dürften, erschienen für die zweite Microsoft-Konsole – beide stammen vom selben Team wie das hier vorliegendende Natsuki Chronicles, und vor allem Ginga Force beeindruckte spielerisch durch sein starkes Waffensystem.

 

Gut sechs Jahre nach Ginga Force wurde Natsuki Chronicles Ende Dezember 2019 veröffentlicht – natürlich zunächst exklusiv für die Xbox One. Im weihnachtlichen Urlaubstrubel ging uns der Titel leider durch die Lappen – zum Glück können wir dieses Manko nun zum Release der PS4- und PC-Version beheben. Und siehe da, auch Natsuki Chronicles sieht grafisch richtig übel aus. Ich kann das in anderen Tests zur Sprache gekommene Lob ob der optischen Gestaltung nicht ansatzweise nachvollziehen: Denn ich finde das Ding echt scheußlich. Die Hintergründe der Levels sind eine Zumutung, die Modelle stilistisch bieder und grob – von der Auflösung abgesehen, wäre das schon auf der 20 Jahre alten PS2 schöner möglich gewesen. Immerhin sorgt die grafische Tristesse dafür, dass man stets die Übersicht behält und die feindlichen Kugeln vor den Hintergründen super zu erkennen sind. Meine Kritik bezieht sich übrigens nur auf die Spielgrafik – für die klaren, aufgeräumten Menüs oder das HUD habe ich hingegen nur Lob übrig.

 

Story oder Arcade?

 

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Spaßiger Boss: Leider agieren die wenigsten Levelwächter so einfallsreich wie dieser Geselle. © 4P/Screenshot

Wer Natsuki Chronicles im Arcade-Modus startet, der erlebt neun überschaubar lange Stages mit jeweils einem Boss am Ende, freut sich über die bald fordernden Feindformationen und Kugelsalven, sammelt Power-Ups für seine drei Waffensysteme und erhöht durch das Vordringen in spätere Levels die Continue-Zahl für den nächsten Versuch, muss aber bei Feindkontakt mit verschlechterter Waffenleistung rechnen. Kurzum: Er zockt ein spielerisch gelungenes, aber doch biederes Shoot’em-Up. Und holt damit nicht das Meiste aus dem Titel heraus – denn so richtig glänzen kann Natsuki Chronicles erst im Story-Modus.

  1. Mehr als ein Jahr nach meinem Test-Wunsch. Doch bin sehr glücklich, dass es doch noch geklappt hat. :-)
    Guter Test. Das mit der Grafik sehe ich anders. Bisschen unterkühlt und puristisch vielleicht... aber zumindest kein "Pixel-Kunstwerk" ;)

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