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NieR (Rollenspiel) – NieR

Mehr oder weniger klammheimlich hat Square-Enix das Action-Rollenspiel Nier entwickeln lassen. Es gab kaum Informationen und nur wenige Präsentationen im Umfeld – und die hinterließen keinen guten Eindruck. Es schien, als ob das neue Spiel von Cavia (Bullet Witch) zum Untergang verdammt war. Und plötzlich war es einfach da. Was sich auf dem Bildschirm abspielt, ist ebenso entsetzlich wie überraschend.

© Cavia / Square Enix

Doch worum geht es? In einer über 1000 Jahre entfernten Zukunft steht die menschliche Bevölkerung am Rande der Ausrottung. Die so genannte Runenpest zieht sich über die gesamte Welt und fordert immer mehr Opfer. Auch das in einem beschaulichen Dorf lebende Mädchen Yonah ist befallen. Ihr Vater, der sich als kampferprobter Söldner und „Mädchen für alles“ in den Dienst der Bevölkerung stellt, ist verzweifelt auf der Suche nach einem Heilmittel. Denn wenn er es nicht schaffen sollte, der Krankheit Einhalt zu gebieten, droht auch Yonah das Schicksal, einer der so genannten „Schatten“ zu

Kainé (rechts) ist eine der schillerndsten Figuren im Nier-Universum – nicht nur, weil sie auch gefährlichsten Gegnern nur sehr leicht bekleidet gegenüber tritt.

werden. Dies sind düstere Wesen, die außerhalb der geschützten Ansiedlungen für Chaos in der Welt sorgen und alles angreifen, was nach lebenden Wesen aussieht.

Square fast wie früher

Klingt einfach gestrickt und unspektakulär? Auch dieser These kann man kaum widersprechen. Allerdings blüht Nier hier auf und zeigt zunehmend Square’sche Qualitäten und Einflüsse – zumindest die Einflüsse, welche die japanische Rollenspiel-Schmiede zu PSone- und PS2-Zeiten zu Ehren geführt haben und die man eigentlich mit diesem ruhmreichen Namen assoziiert.

Denn spätestens, wenn man mit der ebenfalls von der Runenpest befallenen, beinahe durchgehend fluchenden und nur mit einem leichten Negligé bekleideten Kainé, dem geschwätzigen magischen Wälzer Weiss („Mein voller Name ist Grimoire Weiss. Ich bitte dies zu respektieren“) sowie Emile unterwegs ist, einem Jungen, der alles versteinert, was er anschaut und sich daher mit einer Augenbinde selbst des Sehens beraubt, nimmt das Abenteuer dramaturgisch Fahrt auf.

Die Themen Opferbereitschaft, Selbsthass, Unausweichlichkeit des Schicksals, Vorurteile oder der Umgang mit dem Tod sowie der eigenen Sterblichkeit, werden in den Gesprächen und Zwischensequenzen sensibel behandelt und sorgen so auch vor dem Bildschirm für Leiden, Freude und Sorge. In einigen Momenten der Hauptstory, die schließlich auch aufklärt, was es mit den Schatten auf sich hat, wurde für mich sogar eine emotionale Intensität erreicht, wie ich sie zuletzt bei Titeln wie Final Fantasy X verspürte.
Doch auch drumherum gibt es erzählerisch einiges zu entdecken – wenn man gewillt ist, etwas Zeit zu investieren. Denn was der Welt hinsichtlich Glaubwürdigkeit und Lebendigkeit an visuellen Details fehlt, wird durch liebevolle kleine Geschichten in den Neben-Missionen geschaffen. Dass diese Geschichten außer nur selten benötigtem Geld, evtl. dem einen oder anderen Gegenstand und eben der Anekdote an sich keine Belohnung in Form von Erfahrungspunkten bringen (die gibt es nur für Kämpfe), ist ebenfalls außergewöhnlich und unterstreicht den „optionalen“ Charakter dieser Aufgaben.

Lebendiges Nebenbei

Das Außergewöhnliche daran ist: Selbst hinter gewöhnlichen Hol- und Bringdiensten der häufig in mehrere Etappen geteilten Aufgabe steht in den meisten Fällen eine aufwühlende Geschichte. Wie z.B. bei der Suche nach dem Hund Max, die man für einen älteren Bewohner seines Heimatdorfes in Angriff nimmt. Wie sich herausstellt, ist Max tot und wurde vermutlich ein Opfer der Schatten. In seinem Maul findet man ein Blatt, das man als Reminiszenz dem Besitzer überbringen möchte. Wieder im Dorf angekommen, stellt man fest, dass der alte Herr mittlerweile ebenfalls gestorben ist. Aber nicht aus Gram,

Farbenfroh? Ja! Gelungenes Artdesign? Ja! Überzeugende Technik? Ähm, nein!

wie man vermuten könnte, sondern ganz einfach an seinen gesundheitlichen Problemen. Doch wie sich schließlich herausstellen wird, hätte das Blatt, das Max gesammelt hat, als Grundlage für Medizin dienen können. Und damit sind wir wieder bei den Themen Opferbereitschaft, Tod und Unausweichlichkeit des Schicksals, die in dieser Mini-Geschichte zwar nur angekratzt werden, aber das erzählerische Ganze bereichern.

Von Zeit zu Zeit kann man in den eher knappen Dialogen sogar aus verschiedenen Antworten wählen. Am grundsätzlichen Ausgang des Gesprächs ändert dies aber nur wenig.  Einerseits ist dies ein Zeichen für einen Hang zur Inkonsequenz, der sich auch durch einige andere Bereiche von Nier zieht. Andererseits jedoch unterstreicht dies die melancholisch-ausweglose Grundstimmung, die wie ein depressiver Schleier über der Welt liegt und gegen die man als Spieler mit der Hauptfigur immer wieder vergeblich anzutreten scheint.

Wenn ich mir jetzt in meiner naiven Fantasie ausmale, was Nier mit zeitgemäßer Technik zu leisten imstande wäre, wird mir beinahe schwindelig. Wobei es mir teilweise sogar schon gereicht hätte, wenn man z.B. hinsichtlich der Sprachausgabe konsequent gearbeitet hätte. Dass bei einigen Nebenmissionen die Gespräche nur zu lesen und nicht zu hören sind, ist zugegebenermaßen antiquiert (außer für Wii-Besitzer), aber irgendwie noch zu verschmerzen, da sowohl die englischen Texte als auch deren bis auf minimale Ausnahmen gelungenen deutschen Übersetzungen nicht mit Gefühlen oder Bildern sparen.
Ungleich intensiver sind jedoch die komplett vertonten Gespräche, wobei auf eine deutsche Sprachspur verzichtet wird. Angesichts der durchweg hohen Qualität und Emotionalität, die von den englischen Sprechern abgeliefert wird und die von den bereits erwähnten guten deutschen Texten adäquat vermittelt wird, ist dies aber verschmerzbar.    

  1. Kritik kann jedes Spiel vertragen, sei es noch so gut. Ich zähle Nier immerhin zu den besten Spielen die ich in dieser Gen gespielt habe. Aber noch besser hätte ich es gefunden wenn SE nicht iwan den Geldhahn zugedreht hätte und die Entwickler das Spiel ordentlich ferstigstellen (mir tuts nach wie vor um die eigentliche guten, aber leider nicht zueende gedachten Ideen leid die man im Gameplay an jeder Ecke findet) lassen. Übrigens war glaube ich der Kontext dieser Diskussion der Test (zumindest imho, zu faul um nu nachzusehen). Und wenn man nun ein Mindestmaß an objetivität fordert dann muß man Nier kritisiern. Denn es gibt Spiele die grafisch und spielerrisch eine ganze Ecke besser sind.
    Wobei der Test an zu diesem Spiel ohnehin Crap ist. Weil er anstatt das Gameplay anständig zu beleuchten beinahe die Story vorspoilert. Ist ja richtig die hier in den Vordergrund zu stellen. Aber das Gameplay lediglich als Fußnote zu erwähnen (da steht eigl. nur das Nier ein Gameplay hat, mehr nicht) ist doch ein wenig knap und wenig informativ.

  2. Xris hat geschrieben:Das Gameplay ist ebenso 0815 wie in CoD. Bzw. ist Nier in dieser Hinsicht sogar noch weitaus gewöhnlicher und auf die Dauer hächst umotivierend.
    für dich, ja. für andere ist nier eine offenbarung, z.b. für mich ist nier eines der schönsten und motivierendsten spiele der letzten 30 jahre. das gameplay ist im prinzip simpel, na und? die grafik angestaubt - stört mich nicht, finds eigentlich recht hübsch. alles geschmackssache.

  3. http://www.schnittberichte.com/
    Nier ist nicht gelistet ergo uncut.

    Ich weiß, genreübergreifende Vergleiche sind nicht besonders klug, wenn ich jedoch sehen muss wie 08/15 Shooter Awards absahnen und eine Perle wie Nier das Nachsehen haben muss, kommen mir fast schon die Tränen...

    Du machst dabei aber den Fehler Nier nur auf die Story zu reduzieren. Das Gameplay ist ebenso 0815 wie in CoD. Bzw. ist Nier in dieser Hinsicht sogar noch weitaus gewöhnlicher und auf die Dauer hächst umotivierend. Ein CoD kann, so anspruchslos es auch ist, diese 6 Stunden Spielzeit unterhalten. Nier hingegen hat mich schon nach 2 Stunden Gameplay gelangweilt.
    Auch ein God of War ist nicht sonderlich anspruchsvoll im Gameplay. Aber es ist abwechslungsreicher und doch ein wenig inteligenter bezgl. der Kombos - die in Nier garnicht erst vorhanden sind. Und die Boss Monster in Nier sind in spielerischer Hinsicht einfallslos. Es wirkt wie gesagt unfertig.
    Aus meiner Sicht ist die Wertung vollkommen in ordnung. Allerdings ist der Test ansich nicht gut. Mir fehlt der Teil der sich mit dem Gameplay beschäftigt. Im grossen und ganzen steht im Test, die Grafik ist scheiße, aber die Story, die Grafik ist scheiße aber die Story etc. und iwan wird dann mal asl kleinen Randnotiz das Gameplay angesprochen. Man kann sich da nicht wirklich ein Bild vom eigentlichen Spiel machen. So entsteht der Eindruck das die Wertung in erster Linie aufgrund der Grafik so ausfällt. Was ich allerdings stark bezweifle. Auf der anderen Seite bewertet 4P ein Spiel wie Disgaea 3 (die Grafik befindet sich auf PSOne Niveau und es ist ebenfalls ein Vollpreistitel) für PS3 mit 84%, wogegen Nier mit 70% einem Grafikwunder gleichkommt.
    Mal im Ernst: Du hast es selbst angesprochen, dass die Kameraperspektiven durchaus sehr unterschiedlich ausfallen, und, wie ich finde, dadurch auch ein sehr unterschiedliches Spielgefühl aufkommt. Allerdings wiederholt es sich insgesamt zu oft.

    Sie haben aber kaum bis keine spielerischen...

  4. Mal ne kurze Frage! Ich hab mir NIer jetzt bestellt (kommt in ein paar Tage =) ) aber nun ist mir aufgefallen das die PEGI das Spiel ab 18 bewertet hat, die USK allerdings ab 16... ist das Spiel in deutschland geschnitten, oder hat die USK diesmal ein anderes Bild von dem Game als die PEGI, diesmal ein besseres wie's ausschaut?

  5. Ich habe Nier soeben beendet und alle Enden gesehen. Die Wertung geht volkommen an meinem Spieleerlebnis vorbei.
    Das die Lokalisierung nicht durchgängig umgesetzt wurde fiel mir nur zu Beginn kurz auf, dies ging jedoch bei den vielen excellenten Eindrücken schnell unter. Die Grafik ist meiner Meinung nach nicht missraten. Mir fiel sie zu keinem Zeitpunjt negativ auf.
    Charaktere, Musik, Story, Atmosphäre, Lokalisierung...all dies ist grandios.
    Wer auf diese Dinge Wert legt darf sich Nier auf keinen Fall entgehen lassen!
    Ich weiß, genreübergreifende Vergleiche sind nicht besonders klug, wenn ich jedoch sehen muss wie 08/15 Shooter Awards absahnen und eine Perle wie Nier das Nachsehen haben muss, kommen mir fast schon die Tränen...

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