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NUTS (Adventure) – Eichhörnchen filmen – the Game

Schön, dass auch so verquere Konzepte zu einem fertigen Spiel reifen können: In NUTS stellt man im Wald Kameras auf, um das bunte Treiben der Eichhörnchen zu filmen. Nebenbei wird, wie in Firewatch, mit vielen Ferngesprächen eine Geschichte erzählt. Wieviel Spaß in dem Natur-Abenteuer steckt, klären wir im Test.

© Joon, Pol, Muuutsch, Char & Torfi / Noodlecake

Gespielte Feldforschung

 

Was haben Konrad Lorenz (*1903), Bernhard Grzimek (*1909), Dian Fossey (*1933) und Jane Goodall (*1934) gemein – außer ihrem Geburtsdatum in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts? Sie alle leisteten wesentliche Beiträge zur Verhaltensforschung von Tieren, vielfach waren ihre Feldarbeiten das Thema bekannter Dokumentarfilme, die dem Fernsehpublikum das Leben wilder Tiere eindrücklich näher brachten. Zumindest war das noch in meiner Kindheit in den 80er-Jahren der Fall, als man gebannt die grieseligen, von einem sonoren Sprecher untermalten SD-Aufnahmen verfolgte. In Videospielen wird der reizvolle Akt des Beobachtens von Tieren leider stiefmütterlich behandelt – spannende Gegenbeispiele gibt es aber über Wasser (Afrika) und darunter (Endless Ocean) oder in einem Fantasieuniversum angesiedelt (Pokémon Snap). In diese illustre Riege reiht sich NUTS ein – ein kleines Adventure in Ego-Sicht, das sich vornehmlich dem Filmen von Eichhörnchen verschrieben hat.

 

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Mit GPS-Gerät und Diktiergerät geht es in die leuchtende Natur – der Wohnwagen in der Bildmitte ist euer Basislager. © 4P/Screenshot

Als junge(r) Feldforscher(in) geht es in einen abgeschiedenen Wald, man bezieht dort einen Wohnwagen, sammelt seine Kamera-Ausrüstung ein und schickt erstmal ein Fax! Ein Fax? Ja, ein Fax. Die Kommunikation in NUTS geht nämlich so: Nach dem Verschicken einer Fax-Nachricht klingelt das Telefon im Wohnwagen: Auf diese Weise kommuniziert Dr. Nina Scholz vom Forschungsinstitut mit dem Spieler, klärt einen über die nächste Aufgabe auf und erzählt von ihrem Kampf gegen einen mächtigen Konzern, der von der Zukunft des Waldes seine ganz eigenen Vorstellungen hat. Auf Knopfdruck zückt man seinen Fotoapparat, holt Notizbuch oder Diktiergerät heraus und schaut sich in der Natur um. Die sieht übrigens nicht sehr natürlich aus – in jedem Szenario und je nach Tageszeit dominieren andere Neon-Farbtöne, gemein ist der abstrahierten Grafik aber, dass stets nur drei oder vier Farben verwendet werden. Natürlich dient dieses Stilmittel auch dazu, die grobe Modellierung der Spielwelt zu verschleiern, aber mir gefällt das aparte Aussehen von NUTS sehr gut.

 

Foto-Falle

 

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Drei Bildschirme beobachten, spulen, pausieren, zoomen – die virtuelle Arbeit als Feldforscher kann anstrengend, aber auch sehr lohnenswert sein. © 4P/Screenshot

Um die Aufgaben von Dr. Scholz zu erfüllen, die man sich ausgedruckt im Wohnwagen an eine Tafel pinnen kann oder im Notizbuch nachlesen kann, sind Filmkameras nötig. Meist ist das Aufspüren einer Eichhörnchenkobel oder eines Treffens mehrerer Nager das Ziel – also stellt man, aufbauend auf einem ersten GPS-Tipp, wo die Action abgeht, bis zu drei Kameras auf und kehrt anschließend in den Wohnwagen zurück. Ein Druck auf den Aufnahmeknopf beendet den aktuellen Tag und parkt den Spieler vor den Bildschirmen. Dort gilt es, die nächtlichen Aufzeichnungen durchzusehen und dem Treiben der Eichhörnchen auf die Spur zu kommen. Und ja, auch das Spiel weiß, dass diese possierliche Gattung der Sciurini eigentlich tagaktiv ist – aber für die Spiellogik braucht es eben nachtaktive Tiere. Vor dem virtuellen Studio aus Rekorder, mehreren Bildschirmen und Drucker beginnt ein akribisches Suchen nach den Hörnchen: Man lässt das Band ablaufen, pausiert, spult, zoomt in Bildbereiche hinein – und lässt schließlich die beste Aufnahme zur aktuellen Aufgabe aus dem Drucker. Bis es aber soweit ist, sind meist einige Iterationen des kompletten Zyklus aus Kameras-Platzieren, Aufnehmen und Filme-Auswerten nötig. Weil man eben nicht weiß, welche Wege die felligen Racker nehmen. Man versucht sich an Kamerapositionien, die möglichst viel Wald im Blick haben, antizipiert mögliche Laufwege – und ist dann entweder erfreut oder enttäuscht, je nachdem, ob man die Nager auf Film bannen konnte oder nicht.

 

Squirrel Watch


Abseits dieser pfiffigen, rein mechanisch aber auch reptitiven Mechanik wird die Hintergrundgeschichte durch die Telefonate mit Dr. Scholz vorgetragen – dies ist neben dem ständigen Spazieren durch die Natur die zweite Parallele zum preisgekrönten Firewatch. Zwar können die Gespräche in NUTS nicht mit dem Vorbild mithalten, trotzdem motitiviert die Kommunikation mit der Wissenschaftlerin. Zusätzlich gibt es im Wald ein paar interessante Orte, wo die Spuren des gierigen Konzerns zu sehen sind – auch weil Umgebungs- und Laufgeräusche sehr gelungen sind, kann ein Ausflug per pedes also lohnenswert sein. Zumal man nur durch eifriges Umherwandern alle Kassetten für das Diktiergerät findet – durch das Anhören der Bänder erhält man Hintergrundinfos zu Dr. Scholz’ eigenem Forschungsaufenthalt im Wald, der schon einige Jahre zurückliegt.

 

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Um die Wege oder Bruthöhlen der Eichhörnchen ausfindig zu machen, positioniert man mehrere Kameras und hofft, dass die Nager vor der Linse auftauchen. © 4P/Screenshot

Die Steuerung in Ego-Sicht ist ordentlich, dürfte sich aber ruhig noch präziser anfühlen. Das Bedienen der vielen Tasten an Monitoren, Rekorder & Co. funktioniert auf Switch per virtuellem Cursor – das macht das Pausieren, Spulen und Zoomen nicht gerade zu einer flotten Angelegenheit, behindert das Spielerlebnis aber nicht groß. Eine Warnung muss ich allerdings für den Betrieb im Handheld-Modus aussprechen: Das Betrachten mehrerer virtueller Monitore, um darauf winzig kleine Hörnchen zu finden, fand ich auf dem Switch-Bildschirm sehr unangenehm; zumal keinerlei Touchfunktionen für die Tasten im Spiel implementiert wurden.

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