Spiele-Entwickler haben Nager für sich entdeckt. Waren Mäuse und Ratten früher vor allem Monster, die man in Tutorials besiegen musste, haben sie mittlerweile den Schritt zum Helden gemacht. Sei es die Ratte Ethan in Ethan: Meteor Hunter, die Maus Tilo in Ghost of a Tale, DarkMaus oder auch Quill im demnächst auf PlayStation VR erscheinenden Moss – sie alle vereint, dass sie die Schatten verlassen und ins Rampenlicht treten. In dem als Mischung aus Aufbau-Strategie sowie Überlebens-Abenteuer konzipierten Of Mice and Sand haben ebenfalls die Käse liebenden Nagetiere das Sagen. Genauer gesagt, hat man einen ganzen Schwarm an Mäusen unter seiner Kontrolle, der in einem Gefährt die Wüste auf der Suche nach El Dorado, einem sagenhaften Paradies, durchquert, nachdem der Planet, auf dem sie sich aufhalten, von einer Katastrophe heimgesucht wurde.
Doch man muss sich nicht nur an die weit hergeholte erzählerische Basis gewöhnen bzw. sie irgendwann ignorieren, da sie im Spiel eher unspannend weiter geführt wird. Auch der visuelle Stil mit seinen groben Pixeln, dem beim Zoomen merkwürdig bis teils unleserlich skalierenden Text, den reduzierten Farben sowie den Minimal-Animationen des zweidimensionalen Mäuse-Heeres ist gewöhnungsbedürftig. Aber er entwickelt auch einen merkwürdigen über die Zweckmäßigkeit hinausgehenden Charme, hätte aber beim Umstieg von 3DS auf Switch durchaus mehr Anpassungen vertragen können. Während sich die Irritationen angesichts der Grobpixeligkeit im mobilen Betrieb aber in Grenzen halten, ist es vor allem das Spiel mit der Hybrid-Konsole im Dock auf dem großen Bildschirm, das äußerst spröde wirkt. Die Spiele, die Nintendo in seinem Mini-SNES gebündelt hat, zaubern durch die Bank ansehnlichere Kulissen.
Wüstenschiff mit Werkstatt
Doch wie sieht es inhaltlich aus? Was haben die Mäuse auf ihrer Reise mechanisch auf dem Kasten? Es beginnt beschaulich: Nachdem man seine ersten Team-Mitglieder rekrutiert hat und in dem noch überschaubaren Vehikel Räumlichkeiten wie eine Brücke, ein Schlafabteil, eine Werkstatt oder ein Lager gebaut hat, macht man sich auf den Weg nach El Dorado – genauer: Zum ersten der zahlreichen Außenposten, die man entdecken kann. Und ab hier wird es komplexer. An jedem Außenposten kann man nicht nur Gerüchte aufschnappen, die auf besondere Orte oder die nächste Station hinweisen, die aber allesamt nur gegen Geld zu haben sind. Man kann auch Vorräte ein- bzw. Gegenstände, die man nicht mehr benötigt, verkaufen. Man kann Missionen für die Ansässigen erledigen und an der Tankstelle sein Vehikel mit Treibstoff füllen, wobei die Preise stark von Station zu Station fluktuieren. Wer in der Wüste ohne Benzin steckenbleibt, kann das Ziel El Dorado abschreiben.
Erinnert mich jetzt doch irgendwie zu stark an Handygames wie Tiny Tower, Tiny Deathstar oder Fallout.