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Okami (Action-Adventure) – Okami

Mythologie + Kalligraphie + Kreativität = Faszination. Capcom serviert euch mit Okami ein Action-Adventure der besonderen Art, das ich so nur Nintendos Meister Miyamoto zugetraut hätte. In Gestalt eines Wolfes eine Welt zu erkunden, Schätze zu bergen und Monster zu bekämpfen erinnert noch an Zelda. Aber nicht Schwert und Bumerang, sondern zauberhafte Pinselstriche sollen das Böse vertreiben. Dieses Spiel fühlt sich so wunderbar anders an.

© Clover Studio (PS2) / Ready at Dawn (Wii) / Capcom

Zelda lässt grüßen

Okami hätte auch locker aus der Feder Miyamotos für Nintendo ersonnen werden können, denn dieses Abenteuer ist ähnlich

Böse Spinne: In diesem Bosskampf müsst ihr im richtigen Moment die Fäden zerschneiden und die Haken auf dem Rücken des Biests mit Ranken umschließen…knifflig, aber machbar.

liebevoll, kreativ und episch – satte 30 Stunden solltet ihr einrechnen. Viele Elemente erinnern an Zelda: Eine Welt als Wolf erkunden, ein beratender Sidekick, Feinde besiegen, Schätze bergen, Kampftechniken gewinnen, schwarz wabernde Landstriche vom Bösen befreien, selbst ein Postbote spurtet hier durchs Land, man buddelt Schatzkisten frei, sammelt Perlen für besondere Belohnungen. Auch die märchenhafte Stimmung, die naiv anmutenden Dialoge und der Humor sind vergleichbar. Manchmal wirkt Okami wie ein urjapanisches Zelda…

Welches Spiel ist besser? Beide Abenteuer sind herausragend. Beide haben sich Platin redlich verdient. Zelda ist sicher abwechslungsreicher, aber in seiner Spielanlage konservativer, in seiner Technik weniger inspirierend. Okami ist auf lange Sicht eintöniger, aber in seiner Spielanlage innovativer und grafisch spektakulärer. Das Schöne an Okami ist zudem, dass es auch in den Menüs nicht nur Stil zeigt, sondern auch nützliche Informationen bietet: Es gibt eine Übersicht über aktuelle Quests und bereits getroffene Monster, es gibt Kampftipps und eine Liste aller besonderen Gegenstände. Dank Logbuch, Reiseführer, Bestiarium und Co verliert man nie den Überblick und kann sich richtig ins Abenteuer reinwühlen. Verirren kann man sich auch nicht, denn die jederzeit einblendbare und auch während der Erkundung aktive Karte zeigt euch immer an, wo ihr gerade seid.

Texte & Sprache

Böser Drache: Die Bosskämpfe gehören zu den Highlights. Sie sehen spektakulär aus und sind  fair gestaltet.

Die Texte wurden leider nicht immer sorgfältig genug ins Deutsche übersetzt; es gibt einige Rechtschreibfehler, vor allem, was den Einsatz von „dass“ und „das“ angeht. Auf Sprachausgabe müsst ihr wie schon in Zelda verzichten. Stattdessen schallt ein fiktives Kauderwelsch aus den Boxen, das gerade zu Beginn verstörend wirkt. Da das Intro und die ersten Dialoge sehr viel Text servieren, kann der dröhnende Akustikbrei nerven. Aber das legt sich mit der Zeit – irgendwann hat es mich nicht mehr gestört.

Okami hat auch einige nervige Stellen: Man kann in den Kämpfen schon mal die optimale Sicht verlieren und es gibt die Geduld strapazierende Momente wie die rasante Flussfahrt, in denen man akribisch genau Ranken malen muss, um nicht den Wasserfall hinab zu stürzen. Aber diese Situationen sind selten, die meiste Zeit herrscht eine angenehme Spielbalance, die euch schnell in einem Fluss aus Action, Erkundung und Belohnung treiben lässt. Okami ist ähnlich wie Zelda kein schweres Spiel, sondern eines der Sorte genau richtig.