Spandau ist nicht Liberty City
Nach etlichen Runden in Grundorf starte ich meine erste „echte“ Dienstfahrt in Spandau. Zur Wahl stehen eine längere (92) und zwei kürzere (13N/92E) Routen. Natürlich wage ich mich erst mal an eine der kurzen Strecken und zwar unter besten Wetterbedingungen. Ich kenne Berlin Spandau selbst ganz gut und bin von der ersten Sekunde an verblüfft, wie detailliert die Entwickler den Stadtteil nachgebildet haben. Zwar stimmt nicht unbedingt jedes einzelne Geschäft mit jenen aus den späten 80’er Jahren überein, aber Tankstellen, bestimmte Läden oder z.B eine bekannte Eisdiele haben ihren Weg in die Simulation gefunden. Ich finde mich tatsächlich zurecht! Nun ist das Spandau des OMSI ist weder Liberty- noch Empire City. Häufige Pop-Ups und zweidimensionale Polygonscheiben mit teilweise sehr niedrig aufgelösten Fototexturen sind an der Tagesordnung. Eine möglichst hohe Darstellung und die Aktivierung von Anti-Aliasing direkt im Konfigurationsmenü der Grafikkarte bewirken da auch keine Wunder, können der Optik aber immerhin etwas von ihrem Schrecken nehmen. Es ändert aber nichts daran: Ein Grafikwunder wie in Mafia 2 darf und kann man hier nicht erwarten. Hier waren zwei Leute am Werk, nicht 200. Aber im Gegensatz zu Empire City gibt es Spandau tatsächlich und noch niemand hat jemals einen deutschen Stadtteil (geschweige denn eine Stadt) derart detailliert und korrekt nachempfunden (ausgenommen aus der Luft). Schließlich geht es den beiden Entwicklern auch gar nicht darum. Es geht den beiden in erster Linie um die Busse und deren Streckenverlauf. Alles andere verstehen die zwei als Kulisse. Die Fahrgäste sind notwendige Statisten und der übrige Verkehr schmückendes Beiwerk. Wichtig ist ihnen einzig und allein der Wiedererkennungswert der Busse und der reale Streckenverlauf der Linien.
Fühlt sich an wie Busfahren …
Dicker Fleck auf der Weste: Die Fahrgäste scheinen direkt Dr. Frankensteins Gruselkabinett entsprungen. |
Ok, die Frankenstein-Fahrgäste in Spandau sind also derselben Totengruft entstiegen wie ihre ländlichen Pendants aus dem Grundorf-Tutorial und auch die Bäume wirken ebenso eingeklebt. Wenn es nur um Passanten und Bäume ginge, wäre der OMSI auch nicht besser als die sonstigen Berufssimulationen. Gottlob fallen diese unschönen Ausrutscher aber nicht so stark ins Gewicht. Warum? Weil man sich technisch nichts vorwerfen lassen kann und das Drumherum ansonsten stimmt. Wendekreis, Bremsweg, An- und Abfahrt, alles passt und „fühlt“ sich authentisch an und im Gegensatz zu den Fahrgästen in anderen Bus-Simulationen haben die Spandauer viel mehr zu sagen. Da wird mal passend Geld hingelegt oder um die korrekte Fahrkarte gebeten, mal ein (schöner alter) Zehnmarkschein präsentiert und artig gefragt: „Ich fahre den ganzen Tag noch, was nehme ich denn da?“ Gebe ich zu wenig oder auch mal zuviel heraus, werde ich korrigiert. Bremse ich zu abrupt an einer Halstestelle oder Ampel, oder gehe ich zu scharf in die Kurve, beschweren sich die Gäste lauthals: „Na, machen wir heute mal wieder einen auf Schumacher“ (auch wenn dessen „Ära“ erst in den 90’ern begann). Im schlimmsten Fall bestehen sie sogar darauf, sofort aussteigen zu wollen und das auch schonmal in rotzfrechem Berliner Dialekt – dufte!
Ich spiele den OMSI nun fast 9 Monate und ich muss sagen richtig richtig Gut, so Gut dass ich ihn jeden tag wieder Spiele.
OMG!!!Ein Simulator der GUT ist?!? ES IST EIN WELTWUNDER!!
Mourad wird langsam weich :>?
Es war klar, dass dies früher oder später hier zur Sprache kommen würde:
Zur Bewertung meiner Kollegen von der PC Action exemplarisch nur die drei gröbsten Fehler:
1. Es gibt sehr wohl ein Tutorial (Grundorf) auf das überdies im Handbuch detailliert eingegangen wird.
2. Wer die Anleitung liest (und zumindest DAS sollte man als Tester dann schon tun) entdeckt, das Anti Aliasing im Konfigurationsmenü der GRAKA eingestellt werden muss um im Spiel zu laufen. Was es dann auch tadellos tut und zu einer erheblichen Verbesserung des optischen Gesamteindrucks beiträgt.
3.Lediglich Nebenstraßen die KEINE Rolle im Linienfahrplan spielen, enden im "Nichts". Das gilt nicht für die regulären Streckenlinenstraßen, die an den Endpunkten in den (realen) Wendekehren münden.
Ich kann nur für mich sprechen. Ich habe diesem Titel die Aufmerksamkeit gewidmet die ihm als ECHTE SIMULATION gebührt und mich nicht auf den ersten Blick von (zugegeben) Zombie-Fahrgästen abschrecken lassen.
Man muss so eine Simulation halt auch tatsächlich mal "verstehen", dann erkennt man auch schnell, dass sie sich SEHR wohl von dem üblichen 08/15 Alltagsim-Schrott unterscheidet, den die beiden Redakteure der PC-Action ganz offensichtlich im Visier hatten.
Wo waren die zwei eigentlich als mit dem Agrar-Simulator glatter BETRUG am Endverbraucher vollzogen wurde? Ich habe dieser Affäre jedenfalls Test und Kommentar gewidmet...DAS war ein Titel vor dem man die Verbraucher warnen musste!
Danke, Bitte....