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Opoona (Rollenspiel) – Opoona

Mit Opoona bekommt Nintendos Wii endlich sein erstes klassisches Rollenspiel. Auch wenn der Titel auf den ersten Blick eher wie ein SciFi-Trip japansicher Teletubbies anmuten mag, brauchen sich die Bonbon werfenden Eierköpfe inhaltlich und spielerisch nicht vor anderen Genrevertretern zu verstecken. Unser Test verrät, was sie besonders gut können und wo noch Nachholbedarf besteht!

© Arte Piazza / THQ

Es gibt viel zu entdecken wie dieses Freilicht-Kunstwerk und die beiden Muschelbehälter.

Dafür kann man in Städten zumindest die Kamera manuell justieren. 

Das Ergebnis ist zwar nicht immer zufrieden stellend, aber im Gegensatz zu den Freiluft- und Dungeon-Abschnitten, wo keinerlei Anpassungen möglich sind, eine enorme Hilfe. Warum man sich außerhalb der Städte überhaupt nicht umsehen kann, ist mir allerdings ein Rätsel. Mag sein, dass dadurch die überall platzierten Muschelbehälter nicht ganz so leicht entdeckt werden können, wenn aber die Sicht durch Wände oder Vegetation komplett versperrt wird, ist das einfach nur lästig.

Auf in den Kampf

Lästig können übrigens auch die zahlreichen Zufallsbegegnungen werden, denen ihr auf euren Erkundungen ausgesetzt seid. Zwar gibt es Mittel, um diese zu reduzieren oder direkt an bereits besuchte Orte zu springen, aber potentielle Gegner nicht erkennen oder umgehen zu können ist heutzutage einfach nicht mehr zeitgemäß. Genauso wie die Tatsache aus auswegslosen Auseinandersetzungen nicht fliehen zu können. Jeder Kampf ist ein Kampf auf Leben und Tod. Gewinnt ihr, geht es weiter, verliert ihr, kommt ihr am letzten Speicherpunkt wieder zu euch, der mitunter ziemlich weit entfernt sein kann, da es ausgerechnet in den Gebieten, wo Gegner herum lungern, so gut wie keine Speicherpunkte gibt.

Der Kampfverlauf gestaltet sich trotz altmodischer Zufallsmechanismen und lästiger Beschränkungen allerdings überraschend originell: Gekämpft wird stets in Echtzeit mit einem meist zweiminütigem Countdown im Nacken, der euren Energievorrat symbolisieren soll. Läuft der Countdown ab, bevor alle Gegner eliminiert wurden, hat das denselben Effekt wie wenn eure Lebensenergie zur Neige geht.

Spezialangriffe haben durchschlagende Wirkung, sind aber umständlich zu aktivieren.

Besonders kreativ waren die Entwickler beim Ausfechten der Kämpfe. Statt diverser Kampfbefehle schleudert ihr ein Energiebonbon auf eure Widersacher, dessen Wurfstärke und Flugbahn ihr mit dem Analogstick des Nunchuks bestimmt. Je fester ihr werft, umso ausgeprägter sind Flugkurve und erteilter Schaden, aber um so länger dauert es auch, bis ihr euren Bonbon wieder einsetzen könnt. Wer will, kann das Spiel übrigens komplett mit Nunchuk bestreiten, wobei die zusätzliche Nutzung der Remote euer Leben merklich vereinfacht.

Zudem erleiden fliegende Gegner mit einem Aufwärtshaken in der Regel mehr Schaden, während andere eher anfällig für Treffer von oben oder der Seite sind. Leider ist es oftmals aber vollkommen egal wie ihr werft, so lange ihr eure gegner nicht während einer Angriffsbewegung komplett verfehlt. Das System an sich ist aber sehr interessant, taktisch durchaus anspruchsvoll und auch abwechslungsreich, da sich kleinere Schurken oft hinter größeren verstecken oder gefährliche Bomben auf dem Schlachtfeld herum liegen, an denen ihr eure Angriffe gekonnt vorbei zirkeln müsst. Sobald ihr weitere Verbündete in eurer bis zu dreiköpfigen Gruppe habt, müsst ihr auch die Angriffe untereinander klug abstimmen, was auch die individuelle Zusammensetzung eures Bonbons betrifft, der mit verschiedenen Kernen und Ummantelungen spezielle Werte und Fähigkeiten erhält, die auch während eines Kampfes verändert werden können.

Ausgewogen unausgewogen

Darüber hinaus könnt ihr auch eine Reihe spezieller Angriffs-, Zauber-, Heil- und Unterstützungsaktionen ausführen, die ihr euch im Verlauf des Spiels automatisch aneignet, oder mitgeführte Items einsetzen. 

Ihr könnt unzähligen Nebenjobs nachgehen wie z. B. als Ukulele-Spieler im Park.

Allerdings gestaltet sich die Ausführung äußerst hektisch, da ihr diese Aktionen über ein einblendbares Menü auswählen müsst ohne dass dabei das Spielgeschehen angehalten wird. In der Praxis verzettelt man sich dabei sehr schnell, führt ungewollte Aktionen aus, wird tödlich getroffen, während man einen Heilzauber ausführen will u. ä. Auch wenn das Ziel sicher war, eine gewisse Brisanz während der vorwiegend harmlosen Kämpfe aufrecht zu erhalten, sind die Entwickler hier definitiv über das Ziel hinaus geschossen, was gerade bei Bosskämpfen für reichlich Ärger und Frust sorgt.

Abgesehen davon ist die Spielbalance aber sehr ausgewogen. Kämpfe gegen gleichwertige Gegner erfordern durchaus Geschick ohne einen vor unlösbare Aufgaben zu stellen. Lediglich die Bosskämpfe kosten teils mehr Anstrengung und Nerven als eigentlich nötig, was besonders jüngere Spieler, an die sich der Titel angesichts der kindlichen Präsentation und Erzählweise definitiv richtet, mitunter verzweifeln lassen dürfte. Diese dürften sich wohl auch an erster Stelle darüber ärgern, dass es keinerlei Sprachausgabe gibt und ziemlich viel Text bewältigt werden muss. Ältere Spieler haben damit natürlich weniger Probleme. Die Lokalisierung macht aber nicht gerade die beste Figur und die teils extrem putzige und arglose Aufmachung schreckt wohl ebenfalls ab, was natürlich schade ist, denn hinter der knallbunten Zuckergussfassade schlummert ein durchaus umfangreiches und anspruchsvolles Rollenspielvergnügen, das mit etwas mehr Feintuning und Aufwand sogar Award-Chancen gehabt hätte…