Pariahs Lebensenergie-System erinnert etwas an Halo: Ihr habt vier Balken, die bei Beschuss schnell dezimiert werden. Allerdings könnt ihr nach einem Treffer schnell in Deckung huschen und abwarten, so dass sich der letzte getroffene Balken selbständig wieder auflädt. Um vollständig zu genesen müsst ihr allerdings ein Heilungstool benutzen
, welches natürlich »Munition« erfordert. Die 16 ineinander übergehenden, streng linear aufgebauten Levels führen euch von der frischen Luft über komplexe Industrieanlagen in einen grünlichen Gefängniskomplex, bevor das Spiel mit einem Endgegner auf einmal vorbei ist – was spätestens nach sieben Stunden der Fall sein sollte. Dazwischen schaltet ihr Geschütze aus, drückt Schalter, sucht immer wieder nach eurer fluchtfreudigen Begleiterin, drückt Schalter, gelangt an bestimmte Punkte – und drückt jede Menge Schalter. Ein paar Mal dürft ihr auch eure Sohlen schonen und in Buggys durch die Levels heizen. Allerdings reagieren die Fahrzeuge zickig auf Kontrolleingaben und bleiben dank einer verhunzten Kollisionsabfrage gerne an Ecken und Kanten hängen.
Keine Überraschungen
Wer den Look bisheriger Unreal-Teile kennt, der weiß auch sehr genau, was ihn in Pariah erwartet: ansehnliche Innen- und Außenlevels mit schönen Details wie im Wind wiegende Bäume, herabrieselnden Blättern, grasbedeckte Böden, durch Bäume scheinende Sonnenstrahlen oder Bildverzerrungen beim Granateneinschlag – alles bei erstaunlicher Geschwindigkeit! Teile der Levels sind wie bei Red Faction 2 zerstörbar,
so dass umfangreichere Gefechte abplatzende Gemäuerstücke und bröckelnden Beton nach sich ziehen. Teilweise haben die Entwickler die Effekte allerdings nicht im Griff: So verzerren die Glasscheiben auch Teile der Vordergrundgrafik mit, was ebenso albern aussieht wie wenig Sinn ergibt. Außerdem ist der Rest der Optik mau: Neben erwähnten peinlichen Zwischensequenzen sind es vor allem die Animationen, die mit ihrer Stockhaftigkeit in einem modernen Shooter eigentlich nichts mehr verloren haben. Immerhin wird das Havok-Physiksystem genutzt, welches nach Explosionen für herumfliegende Körper und Gegenstände sorgt. Trotz einer 18er-Einstufung geizt Pariah übrigens mit Schock-Effekten: kaum Blut, kein Gore – damit lockt man keinen Space Marine hinter seinem Hellknight hervor.
Habt ihr genug Klongegner erledigt, wartet noch der Mehrspielermodus: Bis zu 16 Recken dürfen sich via Xbox Live oder System Link die Hucke zerkratzen, Spielmodi wie (Team) Deathmatch, Capture the Flag oder Siege spulen ihre Aufgabe allerdings etwas sehr routiniert ab. Immerhin gewinnen die Fahrzeuge auf den teilweise sehr schön designten Karten an Bedeutung, außerdem darf ein zweiter Spieler jederzeit kooperativ in den Singleplayermodus eingreifen, der daraufhin horizontal zweigeteilt abläuft. Die Soundfront ist in Pariah ein zweischneidiges Schwert: Die etwas hornlastige Musik
geht in Ordnung und passt sich dem Spielgeschehen an. Die deutsche Sprachausgabe ist im Großen und Ganzen ebenfalls gut, leidet aber speziell in den Zwischensequenzen an erheblichen Qualitätsdefiziten – das an schlecht komprimierte mp3-Dateien erinnernde Höhen-Zischen geht schnell und nachhaltig auf die Nerven. Außerdem könnten die gegnerischen Hohnsprüche etwas Abwechslung gebrauchen, nach dem 100ten »Hey, solltest du nicht Leben retten?« bröckelt der Gag ein wenig. Zu mauer Letzt fehlt es den Dolby Digital-Effekten einfach an Biss: kein Wummern, kein Krachen, alles klingt dumpf und zahnlos. Pariah liegt ein sehr einfach zu bedienender Leveleditor bei, mit dem ihr pausenlos neue Levels gestalten könnt – und diese Werke schließlich per Linkkabel, Memory Card oder Xbox Live auch auf den Rest der Menschheit loslassen dürft.