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Prince of Persia: The Lost Crown im Test: Der erste große Hit von 2024?

Fans von Prince of Persia, die geduldig auf das Remake von Sands of Time warten, durften die Sanduhr mittlerweile schon mehr als einmal umdrehen. Bei Ubisoft liegt man aber offenbar nicht auf der faulen Haut, sondern produziert in der Zwischenzeit einen völlig neuen Teil: Mit The Lost Crown überraschte man bei der Ankündigung dann gleich in doppelter Hinsicht, denn als 2D-Metroidvania steht nicht nur ein anderes Genre auf dem Speiseplan, auch der namensgebende Prinz spielt dieses Mal die zweite Geige. Schon in der Vorschau stellte sich jedoch heraus, dass das der Qualität des Spiels keinen Abbruch tut, und als dann noch der Name Ubisoft Montpellier fiel – das Studio, das unter anderem Rayman Origins und Legends produzierte – sperrten Genre-Fans gespannt die Lauscher auf. Nun muss sich Prince of Persia: The Lost Crown in seiner Gänze beweisen und im Test zeigen, ob Akrobatik und Säbelrasseln auch nach 20 Stunden noch Spaß machen.

© Ubisoft Montpellier / Ubisoft

Prince of Persia: The Lost Crown – Kein Prinz? Kein Problem!
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Die sieben Unsterblichen sind wie ein menschlicher Schutzwall, der die Feinde Persiens niederstreckt. Sie werden auch mit der Rettung des entführten Prinzen beauftragt. © 4P/Screenshot

Wie bereits in der Einleitung erwähnt, spielt ihr in Prince of Persia: The Lost Crown trotz des Namens nicht den titelgebenden Prinzen, sondern durchkämmt in der Rolle von Sargon die Wüste. Der aufstrebende Krieger gehört zu den sieben Unsterblichen, die sich als Elitetruppe zum Schutz von Persien verstehen und ihren Auftrag im Kampf gegen die fiesen Kuschana auch pflichtbewusst erfüllen. Leider werden ausgerechnet die Feierlichkeiten nach dem Sieg jäh von einem fürchterlichen Zwischenfall unterbrochen: Der persische Prinz Ghassan wird nämlich entführt und zum Berg Qaf verschleppt. Die sieben Unsterblichen heften sich natürlich direkt an die Fersen der Kidnapper und starten mit geballten Kräften eine Rettungsaktion, um den Thronnachfolger zurück in sein behütetes Leben zu bringen.

 

Die Story von Prince of Persia: The Lost Crown ist mehr ein Aufhänger als eine treibende narrative und in die gesamte Spielzeit verwebte Kraft. Sie dient als Motivation, um Sargons Abenteuer zu rechtfertigen und bleibt, trotz der ein oder anderen Überraschung, eher nettes Beiwerk. Ab und an erfolgt eine kleine Zwischensequenz oder Charaktere wechseln ein paar Worte, um das nächste Ziel der Reise zu definieren. Präsentiert wird das Ganze mit einer gelungen deutschen Sprachausgabe; wer mag, kann die persische Synchro anwerfen, mit der ihr noch deutlich tiefer in die Atmosphäre eintauchen könnt. Wer sich für die Lore hinter den von Sargon durchstreiften Tempelanlagen interessiert, sollte Ausschau nach Sammelgegenständen halten, deren Beschreibungen zusätzliches Hintergrundwissen vermitteln.

 

Stangenschwinger Sargon

Aber wir sind ja nicht zum Lesen, sondern zum Sprinten, Springen und Schwingen hier und deshalb kommen die Talente von Ubisoft Montpellier auch voll zum Einsatz. Sargon bewegt sich wie ein Olympiasieger durch die Welt von Prince of Persia und spielt sich so fluffig, wie man es von Genre-Königen wie Hollow Knight oder Ori and the Will of the Wisps gewohnt ist. Der Unsterbliche saust wie ein Blitz durch die 2D-Level, ist dank Ausweichrutscher, Bodenstampfer und Wandsprung von Anfang an sehr mobil und erweitert sein Arsenal an akrobatischen Aktionen dann auch in kürzester Zeit durch einen Dash in der Luft – lediglich der Doppelsprung lässt zu lange auf sich warten, was minimal am sonst tadellosen Spielgefühl kratzt.

 

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Auf der Stange in der Zange: Geschosse wie Pfeile oder Wurfmesser sind besonders fies, wenn ihr euch gerade durch die Luft schwingen wollt. © 4P/Screenshot

Sprünge von Stange zu Stange und von Wand zu Wand gehen direkt hervorragend von der Hand und so gewinnt Sargons Moveset im Laufe des Spiels nur dazu, anstatt sich erst einmal stundenlang unvollständig anzufühlen, bis man die grundsätzlichsten Fähigkeiten freigeschaltet hat. Nichtsdestotrotz werden Metroidvania-typisch immer wieder frische Power-Ups eingeführt, mit denen sich dann neue Wege beschreiten lassen und von denen eins sogar mit echter Innovation punkten kann: Die Möglichkeit, ein Ebenbild von euch zu erschaffen, zu dem ihr dann jederzeit auf Knopfdruck zurückkehren könnt und so Rätsel zu lösen oder Projektilen auszuweichen, bringt frischen Wind ins spielerisch sonst größtenteils konservative Prince of Persia: The Lost Crown.

 

Zwar gibt es Schnellreisepunkte, die bei mir angesichts der umfangreichen Karte auch das ein oder andere Mal zum Einsatz gekommen sind und sich vor allem im späteren Spielverlauf gut für das Abhaken von verpassten Geheimnissen eignen; trotzdem sorgen eine konventionelle, aber geglückte Levelstruktur und das erwähnte Spielgefühl von Sargons athletischem Können dafür, dass ich gerne die Beine in die Hand genommen und auch bereits bereiste Wege erneut beschritten habe. In Sachen Bewegung muss sich The Lost Crown also definitiv nicht verstecken: Ubisoft Montpellier baut auf den alten Rayman-Erfolgen auf und verleiht auch Prince of Persia ein gewohnt grandioses Gefühl beim Sprinten und Springen.

 

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Um durch die mit Fallen und Stacheln gespickte Umgebung zu gelangen, müsst ihr euch aller Werkzeuge bedienen. Das umfasst ab und an auch mal den Bogen. © 4P/Screenshot

Trotz der Größe sorgt ein ganz bestimmtes Feature übrigens dafür, dass ihr Geheimnisse und Wege, die euch aufgrund fehlender Fähigkeiten noch nicht zugänglich sind, nicht vergessen dürftet. Mit den sogenannten Erinnerungsfragmenten könnt ihr an beliebigen Stellen Fotos schießen, die dann als Screenshots auf der Karte gespeichert werden. So lässt sich mit einem schnellen Blick feststellen, ob ihr mittlerweile das Power-Up freigeschaltet habt, mit dem ihr an die begehrte Schatztruhe oder den glitzernden Haufen Zeitkristalle gelangt. Eine wunderbare Idee, die gerade bei dem derart Backtracking-geprägten Metroidvania-Genre ganze Arbeit leistet, und die ich in zukünftigen Spielen nicht mehr missen möchte.

 

Ausgedehnte Ausgrabungsstätte

„Alle Wege führen nach Persepolis“ heißt ein bekanntes, leicht abgeändertes Sprichwort, das sich auch auf Prince of Persia: The Lost Crown anwenden lässt. Trotz zahlreicher Abkürzungen und Verstecke werdet ihr wie Theseus im Labyrinth mit einem Faden von A nach B geführt und steht nur selten vor der Frage, wo es als nächstes hingeht; das gilt vor allem beim Wegweisermodus, der euch klassischerweise euer nächstes Ziel auf der Karte markiert. Wer sich lieber von seiner Spürnase leiten lassen will, sollte sich derweil am Erkundungsmodus versuchen, der die entsprechenden Infos auf ein Minimum reduziert und damit für besonders neugierige Entdecker geeignet ist. Genau wie beim Schwierigkeitsgrad könnt ihr auch zwischen den beiden genannten Modi jederzeit im Menü hin- und herwechseln.

 

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Erbeutete Zeitkristalle von Gegnern oder aus Schatztruhen könnt ihr bei Händlern für wertvolle Upgrades ausgeben. Besonders die Heiltränke solltet ihr frühzeitig verbessern. © 4P/Screenshot

So oder so lohnt sich die Erkundung: Zahlreiche Sammelgegenstände, Zeitkristalle oder Material zum Upgrade eurer Waffen verstecken sich hinter Plattformpassagen oder Kopfnüssen und warten darauf, von euch gefunden zu werden. Wer den Berg Qaf bis zum letzten Krümel leer fegen möchte, ist gut und gerne 25 Stunden beschäftigt; wer sich nur ein bisschen abseits des Weges umsieht, kommt auch in 20 Stunden oder weniger zu den Credits. Dass Prince of Persia trotz der für das Genre durchaus ansehnlichen Spielzeit nicht repetitiv oder langweilig wird, hat es übrigens vor allem den unterschiedlichen Biomen zu verdanken. Natürlich lauft ihr viel über hellen Sandstein, doch finstere Katakomben, luftige Höhen oder ein gestrandetes Piratenschiff liefern optische und dank immer wieder neuen Fallen und Herausforderungen auch spielerische Abwechslung.

 

  1. ActuallyKindra hat geschrieben: 12.01.2024 19:04 Was mir aber schon in der Demo Bauchschmerzen bereitet: Oftmals wird Geheimnisse finden mit mir direkt auf die Eier gehenden Kristallen, einer Währung, "belohnt". Damit kann ich Zeugs kaufen bei nem Händler oder meine Waffe um ein stiiinklangweiles schaden% erhöhen. In einem Metroidvania will ich Fähigkeiten finden. Kann natürlich sein, dass es in der Vollversion lohnenderes zu finden gibt, aber hier hatte ich nach 2 Truhen mit Kristallen schon keinen Bock mehr auf Kristalle. Klar: Metroid ist hier auch nicht perfekt, weil Missile Upgrades dich auch schnell nicht mehr jucken, aber trotzdem ist's da iwie geiler.
    Führt zumindest nicht dazu, dass einem Upgrades fehlen, weil man sie nicht gefunden hat.

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