Veröffentlicht inTests

Proteus (Adventure) – Proteus

Ich kann mich sogar auf den Hosenboden setzen und nichts tun. Nur dem Zwitschern und Knarzen lauschen. Schildkröten beobachten oder Sternschnuppen hinterher schauen. Ich habe keine Aufgabe, die Zeit drängelt nicht, kein Pfeil weist den Weg. Ich weiß nicht, was ich auf dieser Insel entdecken soll. Vielleicht mich selbst?

© Ed Key, David Kanaga /

Fazit

Dear Esther begleitet den Spieler wie ein düsteres Hörbuch, Journey entführt in ein märchenhaftes Abenteuer – Proteus ist das Betrachten eines interaktiven Gemäldes. Es ist erzählerisch nicht so stark wie Dear Esther, spielerisch weniger ergreifend als Journey, doch das Erlebnis trotzdem ein besonderes. Aus den Pixeln seiner 8Bit-Hommage entstehen Berge, Täler, Wälder, Tiere und eine mythische Erzählung über den Lauf der Dinge. Zahllose Kleinigkeiten fügen sich zu einer lebendigen Welt zusammen, begleitet von einer berauschenden Melodie des Zwitscherns und Quakens. Genau wie ein Bild drängt sich das Spiel von Ed Key und David Kanaga nicht auf. Es stellt einfach dar. Es kann, muss aber nicht entdeckt werden. Und wer an ihm vorüber bzw. mittendurch stolziert, versteht sogar seinen Sinn. Aber nur wer es wirken lässt, begreift die emotionale Kraft, mit der Bild und Ton ein poetisches Kunstwerk erschaffen können.

Wertung

PC
PC

Aus den Pixeln einer 8Bit-Hommage entsteht ein faszinierendes Gemälde – ein poetisches Kunstwerk.

  1. Ich hoffe dieser hochstilisierte Dilettantismus ("8-Bit Hommage") verschwindet schnell wieder von der Bildfläche. 8-Bit war cool als es state-of-the-art und Ausdruck des Zeitgeists war. Heutzutage ist es nur eine Entschuldigung für jämmerlich produzierte Software.

  2. So ich hab es auch mal ausprobiert.
    Ich finde es hübsch und nett gemacht.
    Aber: Proteus ist kein Spiel
    Digitale Kunst ja. Es ist nett und hübsch. Es hat Aussagen.
    Beispiel: Ich lade meine Freunde zu einem Brettspiel-Abend ein. Dann lege ich das Mona Lisa-Gemälde auf dem Tisch und wir schauen sie uns an. Sonst nichts. Das nach meinem Verständnis kein Spiel.
    Ich finde Proteus ist eine tolle Idee. Muss Kunst immer nur buchstäblich in Stein gemeißelt oder auf eine (reale oder digitale) Leinwand gebannt werden? Es gibt ja auch reale Kunstprojekte das Besucher schrittweise beim Laufen entdecken und erfahren. Ich finde die Idee, das auch digital zu machen wunderbar.

  3. ChriZ_d3luXe hat geschrieben:
    JuJuManiac hat geschrieben:Versucht das doch einfach auch mal bei Far Cry 3 und solchen Titel. Einfach mal über die wunderschönen Inseln ziehen, inne halten und genießen. Da gibt es auch Vegetation, da gibt es auch Tierleben, da gibt es auch Reaktion auf die Anwesenheit der Spielfigur.
    Ah wie hier z. B. http://www.youtube.com/watch?v=22Hw1D0AQ3E. Ich wusste bis heute nicht, dass man so viel Spaß mit dem sonst so langweiligen Far Cry 3 haben kann. :D
    Genial :lol:
    Und die typischen Youtube-Kommentare erst:
    Sure you can hunt a tiger...but can you hunt one...with a Mustache?

  4. Sharkie hat geschrieben:Dieser Blick über den Tellerrand scheint hier vielen sichtlich schwer zu fallen. Wie auch immer, was die Herren Schmädig, Luibl & co. mit ihren Artikeln leisten, ist in meinen Augen nicht die lächerliche, beliebige Indie-Hype-erei, als die es hier gerne denunziert wird. Diese Redakteure sind vielmehr mutig genug, eine lange überfällige Revision des Verstädnisses von Spielekritik konsequent durchzuführen. Das bedeutet dann in der Praxis: Freudige Annahme der hochsubjektiven Perspektive statt krampfhaftes Festhalten an einem sowieso unerreichbaren Ideal von Objektivität. Ernsthafte Kritik statt Stiftung Warentest. Diskurs statt Bewertung (ja, meinetwegen könnte man die Bewertungsskala gerne ganz verabschieden).
    das ist imo nicht die ganze wahrheit, bzw mich stört der begriff "konsequent". denn konsequenz schießt auch gerne mal über das ziel hinaus, konsequenz mutiert auch mal zu sturheit. auch der verweis auf tests aus dem jahre 1990 kann man so nicht als vergleich heranziehen.
    die ganzen innovativen spiele sind zumeist weniger neu, als sie auf den ersten blick scheinen und bereits in der frühzeit des spiele-journalismus gab es diverse versuche, darauf passend zu reagieren. die power play neigte dazu, wertungen bei titeln zu unterlassen, die ihrer sicht nach "zu wenig spiel sind", andere versuchten das mit begriffs-kennzeichnungen wie "empfehlenswert", wieder andere legten goßen wert darauf, dass wertungen grundsätzlich nur genre-bezogen vergleichbar seien und es gab entsprechend unterschiede im wertungskasten. das ist - nebenbei bemerkt - ein punkt, den 4players konsequent ignoriert.
    im falle von proteus scheint mir der bericht wirklich angemessen. tja - bis auf das thema wertung.
    mir käme es nie in den sinn, faktoren wie faszination zu wichten. wenn man ein dear esther nimmt, welches das spiel auf die reine form der atmosphäre reduziert, wie kann man das nur als zahl ausdrücken? oder vielmehr in eine standartisierte form bringen, dass...

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1