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Rambo: The Video Game (Arcade-Action) – Dein schlimmster Spiele-Albtraum?

Rambo als Rail-Shooter? Da muss man mich nicht lange bitten. Natürlich ist mir bewusst, dass die letzten Videos nicht gerade einen herausragenden Eindruck hinterließen. Doch ich erwarte schlichten stupiden Ballerspaß auf Schienen mit gelungener Lizenz-Einbindung. Leider war das schon zu viel erwartet, wie der Test zeigt.

© Teyon / Reef Entertainment

1947 – 1988?

[GUI_PLAYER(ID=106738,width=300,text=Im Juli 2013 war die Welt noch in Ordnung, man konnte noch auf eine einigermaßen solide Umsetzung des Actionfilm-Helden hoffen.,align=right)]Künstlerische Freiheit schön und gut, aber hier hat es das Entwicklerteam von Teyon  übertrieben: Man steigt im Jahr 1988 ein und wird Zeuge der Begräbniszeremonie John Rambos. Eine Kamerafahrt zeigt den Grabstein, auf dem die Geburts- und Todesdaten 1947 und 1988 (das Herstellungsdatum des dritten Films) neben dem Spruch „May God Forgive Him“ eingraviert sind. Parallel dazu hört man die vollkommen unpassende Grabrede eines anonymen Uniformträgers, die allen, die die Geschichte des Vietnamveteranen nicht kennen, die wesentlichen Schlüsselszenen der ersten zwei Teile nacherzählt, bevor mit einem letztlich vorhersehbaren, aber interessanten Kniff in den dritten umgeleitet wird. Allerdings hätte ich bei einem Spiel, das mit der offiziellen Filmlizenz hausieren geht, erwartet, dass sauberer recherchiert wird.  

Denn John J Rambo wurde nicht 1947, sondern 1946 geboren. Doch das ist nicht das einzige Problem: Außer Rambo und Colonel Trautman sind keine Charaktere lizenziert.  Daher unterscheiden sich die Figuren teilweise stark von ihren Film-Gegenstücken. Und nicht nur das – anstatt sich hinsichtlich der Inszenierung an den Vorbildern entlang zu hangeln, fehlen immer wieder Kleinigkeiten, werden Kameraperspektiven verändert, Szenen anders geschnitten usw. Dadurch wird selbst bei den wenigen Andeutungen emotionaler Momente (ja, die Filme hatten tatsächlich so etwas im Ansatz zu bieten) die Atmosphäre spürbar gemildert – und das, obwohl die verwendete Original-Musik von Jerry Goldsmith immer wieder für wohlige Schauer der Erinnerung sorgt. Ja, ich gebe zu: Ich gehöre zur Rambo-Generation. Ich kann mich immer noch über die herrlich trashigen Dialoge wie „Es leuchtet blau“ und Co freuen. Und genau deswegen kann ich nicht darüber hinweg sehen, wie schludrig man hier erzählerisch mit den Vorlagen umgeht. Zumal man auch technisch weit davon entfernt ist, auf der Höhe der Zeit zu sein: Die Kulisse könnte bis auf ein paar hoch aufgelöste Texturen im Großen und Ganzen auch der PS2- oder Xbox-Spätphase entstammen. Die Charaktermodelle sind schwach animiert, die Gegner werden bis zum Erbrechen geklont, die Explosionen sind mehr „Piff“ statt „BUMM“. Und obwohl man das Gesicht von Stallone benutzen darf, haben es die Entwickler über einen erheblichen Teil der Zeit nicht verstanden, einen Wiedererkennungswert herzustellen und seine ohnehin nicht symmetrischen Gesichtszüge weiter zu entstellen. Wundert es einen da noch, dass die direkt aus den Filmen gesampelten Sprachfetzen ebenso technisch altbacken wie die Kulisse wirken und auch die neu eingesprochenen Texte wie ein Relikt wirken?

Lightgun-Shooter am Pad

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Man spielt Schlüsselstellen der Filme nach, entsprechende Atmosphäre kommt aber nur selten auf. © 4P/Screenshot

Mechanisch hingegen versucht man, den Rail- oder Lightgun-Shooter mit einigen konzeptionell interessanten Finessen aufzuwerten. Man hat ein Deckungssystem, wobei man häufig sogar noch über das hinausgeht, was z.B. Time Crisis bietet: Man hat die Wahl, in welche Richtung man sich hinter einem Schutzwall verstecken möchte. Doch zum einen sind viele  Deckungen zerstörbar, zum anderen bieten sie keinen kompletten Schutz, wenn Gegner geskriptet auf der Seite auftauchen oder über die Mauer lugen, um einen ins Visier zu nehmen. Beim Laden der Waffe gibt es einen je nach Schießprügel unterschiedlichen idealen Zeitpunkt, bei dem man einen Munitionsbonus bekommt; einen normalen, der einem die Standardzahl an Patronen einkippt und ein erschreckend großes Scheitern-Fenster, das nicht nur das Nachladen extrem verzögert, sondern auch noch weniger Schuss spendiert. Man kann beim Erreichen einer neuen Charakterstufe nicht nur grundlegende Werte steigern, sondern auch Spezialfähigkeiten wählen (wie z.B. Erfahrungspunkt-Bonus, modifizierte Anforderungen beim Nachladen usw., wobei bis zu drei mitgeführt werden können.

  1. Usul hat geschrieben:
    Temeter  hat geschrieben:Der subtilere Teil ist aber auch nett, wie z.B. "Wer nun die Filme nicht gesehen hat, wird Probleme haben den Kontext der einzelnen Missionen zu verstehen", während Rambo im Video bei seinem Angriff auf die Polizeistation unzählige Polizisten niedermetzelt.
    Nur zur Info: Man muß die Polizisten nicht töten. Man kann ihnen z.B. auch ins Bein oder so schießen.
    Jep, ich weiß, dass man die Polizistens entwaffnen kann, indem man ihnen mit dem M60 Arme und Beine verkrüppelt. An die Szene aus dem Film kann ich mich aber nicht so recht erinnnern. :Blauesauge:

  2. Temeter  hat geschrieben:Der subtilere Teil ist aber auch nett, wie z.B. "Wer nun die Filme nicht gesehen hat, wird Probleme haben den Kontext der einzelnen Missionen zu verstehen", während Rambo im Video bei seinem Angriff auf die Polizeistation unzählige Polizisten niedermetzelt.
    Nur zur Info: Man muß die Polizisten nicht töten. Man kann ihnen z.B. auch ins Bein oder so schießen.

  3. LePie hat geschrieben:AltF4Games hat ein Review der ganz eigenen Art dazu gemacht:
    http://www.youtube.com/watch?v=xVrzqliw ... lomAVcbYzQ
    Unbedingt ab 6:40 angucken!
    :lach:
    OMG :lach:
    Der subtilere Teil ist aber auch nett, wie z.B. "Wer nun die Filme nicht gesehen hat, wird Probleme haben den Kontext der einzelnen Missionen zu verstehen", während Rambo im Video bei seinem Angriff auf die Polizeistation unzählige Polizisten niedermetzelt.

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