Unfertiger Eindruck
Adam Raichl stolpert durch die grob gezeichnete Szenerie, wobei er auch schon mal irgendwo in ein Stakkato von Annäherungen verfällt. Die lästige Ruckelei basiert auf einem Performancefehler: Je länger das Spiel dauert, desto ruckeliger wird’s. Damit nicht genug treten auch noch allerhand Ungereimtheiten im
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Stummfilm? Manch einer muss sich in den knappen Gesprächen mit Untertiteln begnügen, weil der Sound nicht funktioniert. |
Reprobates ist sicher das unausgegorenste Point&Click-Abenteuer, das mir in den letzten Jahren untergekommen ist. Und ich habe wirklich viele gesehen, aber wenige waren hart an der Grenze zur Unspielbarkeit. Das offizielle Forum ist derzeit der Ort, an dem die Fans Frust ablassen können. Der Soundfehler ist da fast noch einer der geringeren Bugs, denn bei vielen läuft es gleich gar nicht, es kommt zu unerklärlichen Abstürzen und wieder andere haben Probleme mit der Grafik. Die inhaltlichen Tipps geraten da ins Hintertreffen, denn die Käufer haben ganz andere Sorgen. Ein erster Patch sorgt dafür, dass einige der Fehler beseitigt werden.
Insel der Fragen
Dabei hätte das Spiel durchaus Potenzial, was sich insbesondere an der mysteriösen Story zeigt, die zwar langsam beginnt, aber an die Fernsehserie Lost erinnert und neugierig macht. Nach einem schweren Unfall, dessen Augenzeuge ihr im
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Am Anfang wird der Held durcheinander gewirbelt, dann findet er sich in der Anderswelt wieder. |
Da ist es nicht weiter verwunderlich, dass einer der Bewohner aus dem Beten nicht mehr herauskommt, denn der Büßer glaubt sich im Fegefeuer. Überall lungern seltsame Typen herum, die genauso wenig wissen, was abgeht wie ihr, mit denen ihr euch aber per Multiple-Choice unterhalten könnt. Oftmals sind die Dialoge völlig belanglos, daneben oder unfreiwillig komisch, aber es stellt sich heraus, dass die Leute teils aus ganz anderen Zeiten stammen. Da gibt es einen russischen Bergarbeiter, der aus der Sowjetzeit kommt. Er denkt glatt, Tschechien sei noch im Ostblock. Wie bei Lost gibt es auch die Asiatin, die angeblich nur Bahnhof versteht. Ihr Aussehen ist relativ realistisch, auch wenn die Animationen oft etwas ungelenkt sind.
Essen, Trinken und Schlafen
Das ist nicht Einzige, das seltsam anmutet. Zu einem festen Zeitpunkt schlägt die Kirchturmuhr hoch droben auf dem Hügel und alle fallen plötzlich in Tiefschlaf. Wenn ihr wieder erwacht, seid ihr in einem neuen Kapitel, alle Gegenstände sind weg und ihr müsst quasi von vorne beginnen. Der Turm schläfert die
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Wie im Actionspiel – beim Umherstreifen solltet ihr stets die Energieanzeige rechts oben im Auge behalten, sonst geht euch die Puste aus. |
Plötzlich fällt euch auf, dass Adams Kräfte schwinden, denn Reprobates ist wohl das erste Adventure, bei dem ihr essen und trinken müsst. Es gibt einen Balken für Lebensenergie, der immer weiter runter geht, je weiter ihr umherschweift und Sachen ausprobiert. Ihr habt Wasser und Kekse, die ihr jeden morgen in der Hütte findet. Leider wird nicht einmal im knappen Handbuch erklärt, wie das Zuführen von Nahrung ganz praktisch gehen soll. Durch rumprobieren findet ihr raus, dass ihr mit der Flasche einfach auf den Körper zeigen müsst, der nicht mal angezeigt wird. Seltsamerweise bringt ein Schluck Wasser mehr als das Essen. Inkonsequent ist auch, dass ihr zwar geschwächt umherlaufen könnt, wie ihr wollt, aber in dem Zustand nix tun.
Laufintensives und Minispielchen
Seid ihr wieder bei Kräften, könnt ihr in Aktion treten. Viele Rätsel sind Inventaraufgaben, bei denen ihr schlicht die eingesammelten Gegenstände verwenden müsst. Sie zu finden, ist oft noch das Schwerste, da auf eine Hotspotanzeige für
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Während des Rätselratens müsst ihr die tristen Big Brother-Wohncontainer öfters betreten, als euch lieb ist. |
Zu tun gibt es eigentlich genug, denn mit seinen acht Kapiteln ist Reprobates kein kurzes Vergnügen. Trotz allen Umherstreifens ist es jedoch linear bis zum geht nicht mehr. Darüber können auch die paar Minispielchen nicht hinwegtäuschen, die außerdem reichlich aufgesetzt wirken. Da müsst ihr der Reihe nach alle Lichtchen in einer Spirale mit einem Cursor anmachen, was ziemlich nervig ist. Es ist auch noch auf Zeit und regulär umgehen lässt es sich auch nicht. Was hat das mit hinaufklettern zu tun? Irgendwie will solch belanglose Einlage nicht so recht ins schwermütige Abenteuer passen, so als hätte man sie nur drin, damit der strapazierte Spieler halt mit irgendwas beschäftigt ist.
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