Neben dem Verzicht auf Fraktionen und fehlender Konsequenz bei Diebstählen (mal wird man als Langfinger angegriffen, mal klaut man alles vor den Augen der Besitzer) hat Piranha Bytes weitere Rollenspieltugenden aus den Augen verloren – und das, obwohl man in der Karriere den Pfad der Gerissenheit wählen kann: Aber der Taschendiebstahl, das Schlösserknacken und der Raub werden schwach inszeniert. Will man jemandem beklauen, kann man das mitten im Dialog ohne eine Animation auf Tastendruck machen und hat immer Erfolg, wenn der Wert stimmt – so kann man sich die Taschen ohne Gefahr selbst bei der befreundeten Fraktion füllen, denn man hat nie ein Risiko; ist der Wert zu niedrig, geht es eben nicht. Wo ist der Nervenkitzel für Langfinger?
Und wer als Dieb an Truhen heran will, darf vor Freude jauchzen: Der eine Dietrich geht niemals zu Bruch und das Minispiel zur Öffnung derselben ist ein schlechter Witz, bei dem man selbst schwierigste Schlösser ohne Zeitlimit, Entdeckungsgefahr oder Anspruch öffnet – manchmal reicht es, den Dietrich einfach blind ganz schnell mit der Maus in alle Richtungen zu bewegen. Was soll das? Ähnlich idiotensicher läuft das Einschleichen: Geht der Held aufrecht in ein privates Gebäude, wird er zurechtgewiesen – sehr gut! Geht der Held eine Sekunde später geduckt von der Seite bei hellichtem Tage (!) in dasselbe Gebäude, darf er drinnen alles plündern – sehr armselig! Zumal man das auch noch mit einem Begleiter durchziehen kann, der nicht einmal automatisch mit in die Hocke geht, sondern aufrecht mit reinlatscht. Warum erlaubt man das Ausrauben nicht nur bei Nacht, nur solo oder nur dann, wenn der Besitzer wirklich weg ist? Auch das Wettsaufen sowie das Wettschießen reihen sich in die Belanglosigkeit ein. Ersteres kann man (im nüchternen Zustand) gar nicht verlieren, Letzteres ist nichts weiter als Moorhuhn.
Monotone Kämpfe
Zwar bin ich schon darauf eingegangen, aber nach 30 Stunden mit Feinden aller Art muss man weiter darüber den Kopf schütteln. Wie kann man ein kampflastiges Rollenspiel mit so einem schwachen Kampfsystem ausstatten? Nicht nur im Vergleich mit Spielen, die den Klingentanz auf ein packendes Niveau gehoben haben wie Severance: Blade of Darkness oder Dark Souls, auch gegenüber einfacheren Systemen wie in Fable, Kingdoms of Amalur oder The Witcher 2 ist das richtig schlecht. Vor allem die Gefechte gegen Tiere oder größere Kreaturen und Biester sind an Statik kaum zu überbieten – man darf als Held nicht einmal ausweichen oder wegrollen und kann plumpe feindliche Schlagketten manchmal nicht unterbrechen. Ab und zu gelingt das mit einem Tritt, aber meist besteht die beste „Taktik“ darin, sich während der Kämpfe über Rum oder Grog zu heilen. Das funktioniert einfach auf Tastendruck, ohne dass der Held etwa eine Trinkanimation zeigt. Und weil die menschlichen Feinde das natürlich nicht in Anspruch nehmen, erlebt man auch gegen sie mit Säbel und Pistole meist situative Langeweile. Hat man genug Rum, hat man gewonnen!
Selbst mit der Entwicklung der Fechtkunst über Konter und schwere Hiebe oder Speerwürfe kommt zu wenig Spannung auf. Immerhin kann man ein wenig variieren, indem man Tritte, Sand oder – das einzige Highlight im Kampf – einen Papageien zur Verwirrung einsetzt. Aber entweder sind die Klickorgien zu leicht oder man begegnet plötzlich zu schweren Situationen, die man in Tränke-schlucken-Bomben-werfen-und-durch-Manier bestehen muss. Nicht etwa weil die Feinde so clever agieren würden, sondern weil sie schnöde in Überzahl sind oder einen schon mal unfair mit der Muskete oder dem Speer durch die Wand treffen. Das sorgt dann ganz plötzlich für Trial&Error-Frust. Und am Ende bekommt man nicht viel mehr „Ruhmpunkte“ dafür als für das primitive Weghauen von Truthähnen oder Affen. Lediglich einige der Bosskämpfe fordern mal die größere Aufmerksamkeit des Spielers.
So, ich habe das Teil dieses Wochenende auch endlich mal richtig angefangen, habe die ersten beiden Inseln beendet und muss sagen dass ich nach diesem Test überrascht bin. Mich hat das Gothic/Risen Flair gepackt.
Die Kämpfe wurden nach einiger übung durchaus nicht übel. Die Viecher und Halsabschneider können halt was an Skill bieten, anders wie in Skyrim wo ein Gegner alle Schaltjahre mal zuschlägt und eigentlich fast nur über Masse gefährlich wird. Ja, das eine oder andere Vieh und auch so manchen Pirat kann man mit Dauerklicken erwischen, aber mir sind auch genügend über den Weg gelaufen wo Bewegung und Rollen wichtig wurde. Könnte natürlich auch daran liegen dass ich kaum in die Schwertkunst investiert und mich auf andere Skill festgelegt habe.
Das Questdesign ist nichts besonderes, aber hier und da sticht schon mal eine Quest heraus wo ich dachte "cool gemacht".
Was den vereinfachten Diebstahl angeht, ist er nur logisch, denn wenn in Gothic etwas schief ging hat man den Spielstand geladen den man genau vor dem besagten Diebstahl angelegt hat. So wird dem Spieler ein wenig Trial and Error und Loading-Screen erspart. Ist nicht realistisch, aber in Bezug auf den Spieler intelligent gelöst und hat trotzdem noch etwas flair. Zudem lassen die Bewohner einen nicht mehr aus den Augen wenn man in besagtem Haus gesehen wurde. Auch schön.
Habe bisher nur einen Käfer entdeckt, was aber daran liegen könnte, dass die meisten nun gepatcht sind? Risen 2 ist, zu meiner eigenen Überraschung bisher ein gutes Game und wenn es sich hält wird es zu einer Perle in meiner Sammlung.
Für sowas haben wir im PC Forum den Schnäppchen Thread und deswegen braucht man echt keinen so alten Thread hochpushen.
Wer es noch nicht besitzt, kann es sich jetzt für mindestens 1$ zusammen mit Sacred 2 Gold und Saints Row 2 & 3 im Humble Bundle kaufen!
http://www.humblebundle.com/
War für mich neben "Kingdoms Of Amalour" das RPG des Jahres 2012! Viele Kritikpunkte sind berechtigt, ändern aber denoch nichts an der Tatsache, dass es mir viel Spaß gemacht hat!