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RoboCop: Rogue City im Test – Stumpfheit war selten so brillant

Es galt lange Zeit als ein Naturgesetz in der Gamingwelt: Lizenzspiele können nicht gut sein. Oft sind sie nur Produkte voller Fan-Service, im Grunde nur eine lieblose Zweitverwertung. Das meiste Geld ist für die Lizenz und das Marketing draufgegangen und die restlichen Cents flossen dann in die Entwicklung. So fühlte es sich zumindest häufig an. RoboCop: Rogue City möchte aufräumen, mit diesem Vorurteil und mit hunderten von Gangstern. Ihr wünscht euch ein gutes RoboCop-Spiel, weil ihr denkt, dass die Marke viel für ein Videospiel hergibt? Das dachte sich Entwickler Teyon auch. Verdammt ja. Nur eine Warnung vorab: Ihr müsst ein Fan sein. Damit der Spaß nicht nur schießt, sondern auch ballert.

© Teyon / Nacon

Auch Roboter haben Gefühle – und Zeit für Nebenquests
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Ein Mordfall benötigt eure ganze analytische Aufmerksamkeit. © 4P/Screenshot

Ein späterer Abschnitt von RoboCop: Rogue City im Polizeihauptquartier beweist, dass der Spaß nicht automatisch endet, wenn das Schießen aufhört. Denn dann beginnt die wundervolle Narrative. Die Welt von RoboCop steckt voller Geschichten und Details – die immer zwischen Humor, Satire und Grausamkeit liegen. Statt direkt in die nächste Mission gepeitscht zu werden, seid ihr hier erstmal damit beschäftigt, Kollegen beim Öffnen ihres Schranks zu helfen, Betrunkene in Zellen zu tragen und bei der Bearbeitung von Beschwerden auszuhelfen. So möchte sich ein Gesuchter selbst stellen, um die Belohnung zu bekommen, die auf ihn ausgesetzt ist. Wie auf dem Fließband werden solche Witze und kuriosen Situationen serviert – mit kleineren Entscheidungsmöglichkeiten für zusätzliche Boni. Dafür, dass RoboCop nur ein Roboter ist, tut er wirklich sein Bestes, um den Menschen zu helfen.

 

Ob Schießen oder Narration, beides macht Spaß, eins wechselt das andere ab und jedes Mal erlebt ihr eine gute Zeit. Womit wir zu einem weiteren Highlight kommen: Ihr werdet in einer Mission ausgesetzt, die in einem Stadtviertel stattfindet. Bloß nur Kulisse? Nein! Das gesamte Viertel ist nicht nur mit Jokes oder Items gepflastert, sondern auch mit dutzenden Nebenquests. Damit könnt ihr allein Stunden zubringen, bevor ihr zum Haupteinsatz zurückkehrt. Nicht zu kurz, nicht zu ausufernd – einmal sucht ihr einen gestohlenen Wagen, ein anderes Mal müsst ihr einen kuriosen Mord rund um Sonnenmilch aufklären. Wo kein Gespräch hilft, wird geschossen. Und während ihr euch in einer Werkstatt durch brennende Autos durchkämpft, springt plötzlich ein Gangster aus der Toilette, der gerade pinkeln war – es ist so unverschämt bescheuert und gut!

 

Was ein Cop kann und was er nicht kann

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Grafisch macht RoboCop einiges her, vom düsteren Viertel bis zur abgeranzten Gangsterbude. © 4P/Screenshot

Und das ist es eigentlich auch schon. Schussgefechte, die kein Erbarmen kennen und angenehm schwer sind. Narrative Passagen, die keinen Moment vergeuden, um euch mit dem trockenen Humor zu unterhalten. Größere Areale, die euch noch mehr Zeit in der RoboCop-Welt schenken. Plus einen Skillbaum, der tatsächlich nicht nur Boni liefert, sondern auch kleinere Zusatzfähigkeiten – wie beispielsweise das obligatorische Kugel-Abprallen. Das ist auch nötig, wenn der Gegner aufrüstet.

 

Erwartet bei RoboCop: Rogue City keinen besonderen taktischen Shooter, erwartet keine Shakespeare-Story. Aber auch das war der Film niemals. Sein “Wie” war immer schon viel effektiver als sein “Was”. Und genauso verhält es sich mit dem Spiel. Es macht nicht weniger und vor allem auch nicht mehr, was die DNA verwässern würde. Eine wirklich überraschend gute Adaption, die euch durch eine umfangreiche Anzahl von Missionen schickt, die immer wieder mit kleineren Neuheiten aufwarten, aber im Grunde gleich bleiben. RoboCop: Rogue City will nicht fesseln, sondern Spaß machen. Und diesen Job macht es verdammt gut.

  1. 88 spiegelt den Score bei Steam wieder. Ob man das Spiel mag oder nicht, kann man ganz leicht anhand der Demo beurteilen. Definitiv ist hier aber ein starker RoboCop Fan Bonus mit eingeflossen (wie auch bei Steam).
    Auch wenn ich die Filme damals sehr gut fand, ist das Spiel dennoch nichts für mich. Es freut mich aber für die RoboCop Fans, dass die damit anscheinend ihren Spaß haben :)
    Und nein hier wird kein Traum für mich wahr,denn ich wollte nie ein RoboCop sein, wie es manche bei Steam schreiben, die Prozedur dahin wäre mir viel zu schmerzhaft und ein Leben ohne Koitus unvorstellbar ;)

  2. Khorneblume hat geschrieben: 06.11.2023 15:21Ich glaube die schlimmste Phase der Lizenzierung hatten wir wirklich zu PS2/Xbox Zeiten. Da wurde gefühlt jeder aktuelle Film direkt zu Release mit einem passenden Schrottspiel bedacht.
    Nicht nur seinerzeit aktuelle Filme, man denke an Kevin Allein zu Haus für die PS2.
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    Das Spiel erschien im Herbst 2006 etwa zeitgleich mit Okami und Final Fantasy XII in den USA.
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    Und ebenfalls zum Vollpreis :hammer:

    Blast Entertainment war auch so eine der übelsten Lizenzshovelwareschleudern damals zu PS2 und Wii Zeiten.
    Die wollten sich afaik auch mal die Robocop Lizenz unter den Nagel reißen, hat aber wohl nicht geklappt.
    Dafür hauten die ein beschissenes Beverly Hills Cop Spiel raus, ohne Eddie Murphy und auch ohne den Soundtrack.

  3. Lizenzspiele damals waren zumindest lange Zeit sehr unterhaltsam. Bei irgendwelchen Magazintests damals habe ich mir kaputt gelacht. Besonders herausragend waren wohl besonders die Power Rangers Spiele, Superman 64, oder dieses komische Barbie Ponyhof Ding auf Xbox und PS2.
    Vieles war dann einfach gehobenes Mittelfeld, egal ob es diverse Jurassic Park Games, oder Matrix, bzw. die Herr der Ringe Trilogie Spiele waren.
    Aber es gab auch damals schon sehr hochwertige Lizenztitel, wenn ich etwa an Goldeneye, Alien vs. Predator (PC), oder Alien Resurrection auf der PS1 denke. Auch die Disney Umsetzungen von Capcom auf SNES oder Megadrive, bzw. schon angefangen mit Duck Thales auf NES/GB sind zeitlose Klassiker. Ich glaube die schlimmste Phase der Lizenzierung hatten wir wirklich zu PS2/Xbox Zeiten. Da wurde gefühlt jeder aktuelle Film direkt zu Release mit einem passenden Schrottspiel bedacht. Aber Buffy im Bann der Dämonen war geil. :-D

  4. Ja, die britischen Publisher haben sich damals nicht immer mit Ruhm bekleckert. Ocean, US Gold, Elite, usw. hatten extra für die Magazine Leute angestellt, die dort häufig zu Besuch kamen, um denen Honig um den Bart zu schmieren und das ein oder andere Geschenk wurde wohl auch mal vorbeigebracht (s. The History of Ocean Software und The Story of US Gold beide PDFs gibts glaube ich im Internet Archive).
    btw: Ausgerechnet Robocop für den ZX Spectrum hat Ocean (für damalige Verhältnisse) Unmengen an Geld in die Kassen gespült.

  5. Apropos Lizenzgurken auf Heimcomputern, der C64-Port von Robocop von Ocean Software soll wohl auch Murks gewesen sein.
    Ocean hat sich gar nicht erst die Mühe gemacht, das Teil fertigzuentwickeln, und Level 7 besteht nur aus grafischen Artefakten.
    Bild
    Damit das niemandem auffällt, haben sie Level 6 absichtlich unschaffbar designt, das viel zu knappe Zeitlimit dort kann man ohne Ausnutzung von Glitches oder Cheats unmöglich einhalten.
    https://retro64.altervista.org/blog/com ... cean-1988/

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