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RTL Biathlon 2008 (Sport) – RTL Biathlon 2008

EA Sports tut es. 2K Sports tut es auch. Genauso wie es Sony, THQ oder Konami tun. Sie alle laden Jahr für Jahr mit frischen Kadern, frischen Funktionen sowie aufgefrischten Sporthallen oder -plätzen zum Madden NFL-, NHL 2K-, NBA-, SmackDown vs. Raw- und PES-Turnier. Und nicht zuletzt wollen auch die Winterprofis unter RTL Sports-Flagge ein wenig Schnee aufwirbeln, wenn sie heuer zum zweiten Mal an den Start gehen…

© 49 Games / RTL Enterprises

Drehende Klontannen

Im vergangenen Jahr konnten die Athleten nicht überzeugen: Was ihnen fehlte, war vor allem eine motivierende Karriere, die das simple Vom-Schnee-Abstoßen und gelegentliche Schießen länger als für wenige Stunden interessant hält. Von der angenehm winterlichen, aber einfach gehaltenen Präsentation der Wettkämpfe einmal ganz zu schweigen – die müsst ihr schließlich auch in diesem Jahr in Kauf nehmen. Ja, die 17 originalgetreuen Weltcup- und WM-Kurse verbreiten ein wohliges Kältekribbeln in den Fingerspitzen. Besonders die im Wind wehenden Baumwipfel, der aufgewirbelte Schnee, die zahlreichen animierten Besucher sowie die PC-exklusiven Wassertropfen auf eurer virtuellen Kamera machen Lust auf einen Ausflug an die Loipe.

RTL lädt erneut auf die Loipen Österreichs und Deutschlands, wo Klon-Sportler um virtuelle Medaillen kämpfen.
Dagegen fehlt den anfeuernden Rasseln, dem sich wiederholenden Streckenkommentator oder dem kaum knirschenden Schnee das kernige Etwas, das die Übertragung im Fernsehen zum gemütlichen Fluchtpunkt vor der sonntäglichen Winterkälte macht. Die sich beim Vorbeifahren seltsam drehenden Klontannen wirken sogar billig und unzeitgemäß.

Das kleine Schwarze treffen

Doch die Umgebung bekommen geneigte Hobby-Biathleten ohnehin kaum zu Gesicht, denn die Entwickler verwenden auch in diesem Jahr eine Steuerung, die euren Blick ständig auf die Anzeige am unteren Bildschirmrand zwingt. Dort bestimmt ihr durch Maus- oder Tastendruck, mit wie viel Kraft sich euer Sportler oder erstmals eure Sportlerin vom Schnee abstößt. Dabei ist es übrigens egal, ob ihr über die glatte Idealspur gleitet oder durch tieferes Pulver fahrt: Dem Schwung tut Letzteres leider keinen Abbruch. Wo ihr auf PS2 die Stärke allerdings einmal per Analogstick einstellt und anschließend nur nach oben oder unten korrigiert, fällt sie am PC sofort wieder. Um sie halbwegs konstant zu halten, müsst ihr somit in möglichst kurzen Intervallen die entsprechende Taste drücken, was mit der Zeit einfach nervt. Ihr findet auch keinen dauerhaften Rhythmus für dieses Spielchen, denn je nach Steigung oder Gefälle ändert sich die maximale Kraft, die ihr aufbringen solltet. Gebt ihr zu viel, zehrt dies an den Reserven der virtuellen Sportler und geschwächt können sie erstens beim Gedrückthalten des „Schubs“ nicht mehr sprinten, zweitens nicht mehr so schnell laufen und drittens schlechter schießen. Schließlich sind die Biathleten einer hohen Doppelbelastung ausgesetzt: Wer sich schon immer gefragt hat, was eigentlich der Gedanke dahinter war, zwei so unterschiedliche Sportarten wie Ski-Langlauf und Sportschießen zu vereinen, sollte einfach mal zehn Runden um den Jahrmarkt sprinten, am Schießstand zum Luftgewehr greifen und bei Puls 160 versuchen, mit fünf Kugeln fünfmal ins Schwarze zu treffen…

Ein Nerventest?

Dieses knifflige Schießen fängt das Spiel leider nicht so packend ein, dass die Stopps am Schießstand zum fordernden Nerventest geraten würden. Anders gesagt: Wer sein Alter Ego nicht gerade unmittelbar vor dem Schießen sinnlos auspowert, hat mit dem Treffen kaum Schwierigkeiten. Nur wer kurz zuvor unbedingt sprinten musste,
Dank Spezialfähigkeiten ist euer Alter Ego für kurze Zeit besonders schnell unterwegs. Auf die Distanz bringt euch das allerdings kaum Vorteile.
muss auch eine stark wankende Egoperspektive in Kauf nehmen. Immerhin dreht ihr in diesem Jahr eine Strafrunde für jede verfehlte Zielscheibe, anstatt stets die unrealistische Zeitstrafe zu kassieren.

Damit wisst ihr bereits alles über das Spiel – abgesehen vielleicht von den einfältigen Kontrahenten, die treubrav aus dem Weg fahren, wenn ihr auf sie auflauft und die gelegentlich seltsam auf der Stelle rudern, anstatt voran zu kommen. Mehr bekommt ihr auf der Loipe nicht zu tun, das dann aber die gesamte Karriere hindurch. Gut, zwischen den Läufen wertet ihr mit Kraft, Ausdauer, Geschwindigkeit sowie Technik die Eigenschaften eures Sportlers auf. Doch das System wirkt schon allein deshalb rudimentär, weil ihr damit kaum die Fähigkeiten am Schießstand trainiert und weil sämtliche Werte letztlich nur ein Ziel haben: Euer Profi kann schneller Ski fahren. Nach der ersten gewonnenen Liga entscheidet ihr euch außerdem für eine Spezialfähigkeit. Diese löst ihr pro Rennen einmal aus und könnt so eine Steigung zügig hochfahren, einen besonders flotten Sprint hinlegen oder euren Kraftverlust bei schneller Fahrt kurzzeitig senken. Mit jeder weiteren absolvierten Liga (Junior, Amateur, Profi, Profi Extrem) erhaltet ihr zwar einen zusätzlichen Einsatz des Extras, doch selbst drei der Boosts bringen kaum nennenswerte Vorteile. Genau so gut hätte man auf das unausgegorene System verzichten können.

Dankbar werden allerdings jene sein, denen das letztjährige Biathlon eine Spur zu anspruchsvoll ausfiel. Drei Schwierigkeitsgrade vermitteln schließlich eine variable Herausforderung – können das Versprechen aber nicht halten, weil diesmal selbst die „schwierige“ Karriere mit etwas Übung eine leichte ist. Macht aber nichts: So erstellt man einen der sich extrem ähnelnden Athleten, schlittert gegen unbekannte Gegner ein, zwei Nachmittage lang gemütlich über die RTL-Pisten, wechselt sich mit bis zu drei Kumpels im Medaillenkampf ab oder tritt zu zweit am geteilten Bildschirm an und wartet darauf, dass es mal jemand schafft, den Wintersport als ernst zu nehmende Simulation oder wenigstens auf Dauer spannend zu inszenieren…

   

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