Wuppertal: Die nordrhein-westfälische Großstadt im Bergischen Land kann nicht
unbedingt mit einem bekannten Fußballverein punkten, kein Tatort wird dort gedreht und auch „Wetten-Dass“ und Co. haben sich dort noch nicht blicken lassen. Mit Städten wie Bielefeld oder Paderborn verbindet sie also ein Schicksal: Man beachtet sie kaum. Aber über ein einzigartiges Wahrzeichen verfügt die Industriestadt an der Wupper durchaus: Ihre Schwebebahn! Schon vor 112 Jahren wurde das einzigartige Verkehrssystem in Betrieb genommen, das technisch gesehen übrigens gar keine Schwebebahn ist, sondern vielmehr eine Einschienenhängebahn. Die Bahn galt bis zum 12. April 1999 als eines der sichersten Verkehrsmittel der Welt, hatte sich bis dato doch noch nie ein tödlicher Unfall ereignet. An diesem verhängnisvollen Morgen sollte sich das jedoch auf tragische Weise ändern: Fünf Menschen verloren ihr Leben und 47 wurden verletzt. Wie so oft war auch hier menschliches Versagen ursächlich für die Katastrophe: Eine so genannte „Kralle“ wurde nach nächtlichen Bauarbeiten auf der Schiene vergessen und verursachte den Absturz des kompletten Wagens. Trotz dieses Unglücks ist und bleibt die mittlerweile denkmalgeschützte Schwebebahn beliebtes Herzstück der Stadt, das jährlich etwa 25 Millionen Menschen nutzen.
Von Vohwinkel nach Oberbarmen und zurück
Die Schwebebahn durchquert Wuppertal von Nordosten nach Südwesten auf einer
Streckenlänge von 13,3 Kilometern und benötigt dafür ca. 30 Minuten Dabei folgt sie etwa zu zwei Dritteln dem Flussbett der Wupper und verläuft im letzten Drittel über Land, anschließend wird in einer Wendeschleife „gedreht“ und die Strecke in der entgegengesetzten Richtung erneut abgefahren. Im Spiel ist der komplette Streckenverlauf (20 Stationen) integriert, auch sind die Wagen ihren Vorbildern originalgetreu nachempfunden, so weit so gut. Zu Beginn des Spiels finde ich mich in einem Büro wieder. Kein Tutorial, keine Hinweise, nicht einmal Musik oder Geräusche (!). So weit so schlecht. Dem Handbuch entnehme ich, was hier zu tun ist. Ich kann meine Fahrerakte einsehen, einen Startzeitpunkt bestimmen, sowie den Monat und Tag, an dem meine Tour beginnt. Über einen Klick auf die Kaffeekanne (!) lässt sich beeinflussen, ob ich während meiner Tour mit „unvorhersehbaren Ereignissen“ wie klemmenden Türen, randalierenden Fahrgästen oder Diebstählen konfrontiert werde. Ich will ja was erleben und fasse die Kanne daher nicht an! Dienstpläne? Einsatzbesprechung? Charakterbildung (Mann/Frau, alt/jung/, dünn/dick) Pustekuchen! Wenn ich Bock habe loszufahren, soll ich durch eine Tür gehen….
Bonjour Tristesse
Ok, da sitze ich nun in meinem Führerhäuschen. Keine Hinweise, was zu tun ist, keine
Mousover-Erklärungen, nix. Immerhin: Das Handbuch hilft etwas weiter. Hier sind die verschiedenen Schalthebel sowie Knöpfe aufgeführt und es steht dort, was zu tun ist: Hauptstrom an, Türen auf, Fahrgäste einsteigen lassen (Kontrolle per Videomonitor), Tür zu, Bremse lösen und ab dafür. Mit einem immerhin authentischen (weil original aufgezeichneten) Fahrtgeräusch setzt sich meine Bahn in Bewegung. Nach ein paar Minuten meldet sich per Texteinblendung (!) die Leitzentrale: Ich wäre zu schnell gefahren und solle die Höchstgeschwindigkeit beachten, mein Zug wurde zwangsgebremst. Na toll…was ist denn die Höchstgeschwindigkeit? Und wieso kann ich die nicht korrekt ablesen, sondern höchstens über einen Blick auf den Tacho erahnen? Die Außendarstellung vermittelt jedenfalls keinen brauchbaren Hinweis über meine Fahrgeschwindigkeit. Nach einigen Minuten erreiche ich die erste Station und lasse sie per Tastendruck ansagen: Ein unsäglich gelangweiltes „Bruch“ quält sich aus der Sprechanlage (jetzt bin ich fast froh, dass es weiter keine Sprachausgabe gibt) und ich fahre in die Station ein. Dort spule ich mein Programm wie oben ab und weiter geht’s. Manchmal muss ich wegen Wartungsarbeiten langsamer fahren. Zwischendurch klemmt dann mal eine Tür, dann muss ich mich dorthin bemühen und einen Knopf drücken…hurra! Das geht dann eine halbe Stunde so und eine halbe Stunde in die andere Richtung. Dann gibt es das Ganze noch bei Dunkelheit, bei Regen und Schnee…das war’s. Keine Vernünftige Auswertung meiner Arbeit (und es IST Arbeit), keine Rückmeldung der Fahrgäste, wenn es in der Bahn zu kalt oder/und dunkel sein sollte, keine echte Karriere, kein Spielspaß.
Außerdem: Ich habe dieses Spiel in der Grundschule geliebt! eine Unverschämtheit es ist so einer Liste aufzunehmen.
OMG! Glück für die Entwickler, dass ich DAS nicht zu sehen bekommen habe!
Sonst wären es nochmal einige % weniger geworden! Danke für den Hinweis!