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Sea of Stars (Rollenspiel) – Ich kann nicht aufhören zu grinsen – oder zu schwitzen

Ach ja, ach ja, ach ja – (nostalgisches Innehalten, kurz der mächtigen “Zeit” Respekt zollen, geSEGAt sei dein Name) – Sea of Stars versteht sich als charmante Hommage an die guten alten 16-Bit-Klassiker wie Chrono Trigger und Secret of Mana, hat es doch so und so im Blut. Nein. Das mag ja alles gut sein, aber ein Spiel wie Sea of Stars braucht den Ritterschlag seiner dreißig Jahre alten Vorbilder überhaupt nicht. Geschweige denn das langweilige Abhaken einer Checkliste irgendwelcher Referenzen. Ich sage: Lassen wir mal diese nostalgische Loge daraus. Für Nostalgie brauchen wir nur die Bereitschaft, sich auf eine andere, zeitlose Erfahrung einzulassen, kein komplettes Schwarz-Weißfernsehen. Sea of Stars ist nicht wie seine Eltern, sondern im Grunde ein frecher Teenager, der aufgebrochen ist, um sein eigenes Ding zu machen. (Eminem lässt grüßen, jo).

© Sabotage Studio / Sabotage Studio

… nur Kindheit in seiner Reinheit

Gemeinsam losziehen, gemeinsam kämpfen, gemeinsam am Lagerfeuer sitzen, sich Geschichten erzählen und sich Köstlichkeiten gönnen – Sea of Stars ist ein Roadtrip mit pokémonschem Freiheitsgefühl. Alles ist möglich, jede Spielstunde ein Geschenk, jedes neue Erlebnis wird hundeschwanzwedelnd empfangen.

Eine malerische Grafik trifft auf eine inspirierende Fantasy-Themenwelt, ein clever verzahntes Erkundungssystem trifft auf ein komfortables Ressourcenmanagement. Das Spiel als reine Abenteuerreise ist nicht überfrachtet und an keiner Stelle zu schwierig, aber auch nicht zu leicht. Jeder Loot ist wichtig, jede Zusatzmeile wird belohnt.

Sea of Stars fühlt sich so an, als hätte man vierzig Tage lang einen 30 Kilo schweren Rucksack tragen müssen und

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High Fantasy: Sea of Stars liebt es euch zu verzaubern – und mit Lore zu erschlagen. © 4P/Screenshot

nun darf man ihn von sich werfen und ohne alles in die Welt hinauslaufen. Befreiung, Begeisterung, Balance.

Es ist das, was man sich als Kind unter einem Abenteuer vorgestellt hat. Juhu, raus in die Welt! Nicht der Ernst, den Herr der Ringe dann in der Pubertät daraus gemacht hat. Anstatt alle charmanten Aspekte aufzuzählen – Tageszeiten beeinflussen, Schwimmen, Fischen, Klettern – zeige ich euch meinen kleinsten und liebsten Aspekt: Das Kochen am Lagerfeuer.

Statt wie üblich in einer Mikrowellen-Tabelle per Knopfdruck ein Gericht zu craften (Ping!), drückt ihr hier auch nur einen Knopf – bekommt dabei aber für jeden Schritt des Kochprozesses ein appetitliches Bild angezeigt. Und das bei jedem Gericht! Ja, so sehr ist Sea of Stars in sich selbst verliebt. Und ich in es.

Rundenkämpfe, die (brutal oder fest oder leicht) reinhauen

Aber genug der Wanderlust! Wenn ihr in Sea of Stars nicht erkundet oder kocht, kämpft ihr. Eure Gruppe stellt sich den Feinden gegenüber und dann heißt es “FIGHT!” Jeder Teilnehmende, ob Held oder Monster, teilt aus und steckt ein. So weit, so Rundenkampf.

Aber hier kommt das Spielchen erstens erfrischend schwer und zweitens angenehm modern daher, mit einer

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Mein liebstes Feature: Das Kochen, das jeden Schritt einzeln demonstriert. So muss Crafting. © 4P/Screenshot

guten Prise Echtzeit: Mit dem richtigen Timing könnt ihr eure Attacken nämlich verstärken und gegnerische kontern. Wenn ihr zusätzlich abfallende Manaklumpen sammelt, könnt ihr eure Attacken weiter aufladen.

Mit diesen Features wird das auf den ersten Blick simpel wirkende System recht herausfordernd – auch dann noch, wenn ihr das kleine Kampf-Set verinnerlicht habt. Das umfasst bei jedem Charakter lange Zeit nur eine Standardattacke und ein paar Special-Moves. Teamarbeit ist das A, Taktik das O. Charakter mit unterschiedlichen Spezialgebieten, coole Zusatz-Features und wenige Attacken treffen auf viele und vor allem schwere Gegner. Die Standardgegner sind fies, Bossmonster ultra-fies. Das Motto lautet ständig: Macht das Beste draus (und habt hoffentlich genug heilende Speisen gekocht!)

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Kamehameha! – Neben normalen Nahkampfattacken verfügen die Helden auch über wuchtige Special-Moves. Macht das Beste draus, wenn ihr von dutzenden Feinden umzingelt werdet. © 4P/Screenshot

Dadurch wird jeder Kampf zur fesselnden Schachpartie, mit coolen Animationen und motivierender Musik. Die Attacken hauen rein, die Lebensbalken liefern sich ein Wettrennen bis zum Tod, gestorbene Charakter stehen nach drei Runden wieder auf, Schlag folgt auf Schlag, jeder deckt jedem den Rücken – und dann geht es hoffentlich gut aus. Oder schlecht und ihr seid um eine Erfahrung reicher.

Wem diese Würze zu stark ist, greift auf die – nennen wir sie – Cheat-Optionen von Sea of Stars zurück. Die nehmen den Druck etwas raus, machen Sea of Stars aber auch nicht babyeinfach. Besonders nützlich: Volle Energie nach jedem Kampf oder mehr Lesbarkeit beim Kontern. Mit gesammelten Erfahrungspunkten erhalten eure Helden ein Upgrade ihrer Wahl und gehen gestärkt in den nächsten, schwierigeren Kampf. Willkommen im Lächeln-Schwitzen-Loop!

  1. Gutes Spiel und schöner Test. Steht weit oben auf meiner "demnächst spielen"-Liste, aber dieses Jahr wird das wahrscheinlich trotzdem nicht mehr. Interessant finde ich, dass das Spiel zum Release direkt im Game Pass und bei PS++ gelandet ist.

  2. Pingu hat geschrieben: 10.09.2023 12:28 Man kann ja Gegner "überraschen" und dann schon mal einen Schlag versetzen, das klappt bei mir aber nicht oft, weil es oft mehrere Gegner sind, die in alle möglichen Richtungen gucken. Aber überrascht werden kann man nicht, oder?
    Nein, nur dein Team kann überraschen. Später im Verlauf der Geschichte findet man ein Item das die Erkundung vereinfacht. Dieses item kann man auch wunderbar zum überraschen nutzen.

  3. Man kann ja Gegner "überraschen" und dann schon mal einen Schlag versetzen, das klappt bei mir aber nicht oft, weil es oft mehrere Gegner sind, die in alle möglichen Richtungen gucken. Aber überrascht werden kann man nicht, oder?

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