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Shenzhen I/O (Logik & Kreativität) – Read the fucking manual!

Vor
mir liegt ein Hefter, darin Listen elektronischer Bauteile sowie die
Grundlagen einer maschinennahen Programmiersprache. Grußworte hat mir
mein neuer Arbeitgeber beigelegt, Papiere zum Beantragen der Einreise
ins chinesische Shenzhen sowie Produktvorstellungen elektronischer
Gadgets. Denn die herzustellen ist mein neuer Job. Also konzipiere ich
Designs, indem ich Mikrocontroller mit anderen Bauteilen verbinde und
programmiere. Sämtliche Grundlagen bringe ich mir mithilfe des Handbuchs
selbst bei. Es gibt kein Tutorial, kein An-die-Hand-Nehmen – Shenzhen
I/O macht mich auf umfassende Art zu einem beinahe realen Elektroniker,
wie ein Spiel fühlt es sich kaum an. Und gerade deshalb ist es eines der
besten seiner Art!

© Zachtronics / Zachtronics

Wie aus Shenzhen I/O Minecraft wurde

Der eigentliche Clou ist aber wie in fast allen Spielen aus Barths Zachtronics genannten Studio (SpaceChem, Infinifactory) die große Freiheit beim Kreieren eigener Lösungen. Anders als in gewöhnlichen Puzzlespielen folgt man ja nicht den Brotkrumen auf dem Weg zu vorgezeichneten Resultaten, sondern nutzt das umfangreiche System virtueller Hard- und Software, um zum Ziel zu finden. Auch in Shenzhen I/O gibt es außerdem leere Blaupausen, auf denen man ohne Vorgaben alle verfügbaren Bauteile auf beliebige Art verwenden darf, um eigene Gadgets zu erstellen.

Es ist bemerkenswert, wie sehr Shenzhen I/O mit dieser Freiheit an das thematisch völlig verschiedene Minecraft erinnert, denn beide Titel drehen sich um die schöpferische Kreativität der Spieler. Kein Wunder: Barth erschuf mit Infiniminer die zentrale Inspirationsquelle für eins der wichtigsten Spiele unserer Zeit.

Weniger ist mehr

Doch zurück zu den Schaltkreisen, deren Effizienz ein weltweiter Vergleich offenbart: Wie viele Zeilen verschlingt der Programmcode, wie teuer sind die verwendeten Bauteile, wie viel Strom verbraucht das Gerät? Das ist grandios! Denn zum einen ist der Vergleich ein enormer Ansporn, das Design zu optimieren – immerhin vergleicht diese Rangliste nicht nur Fingerfertigkeit, sondern das zumindest meinem Ego etwas wichtigere logische Denken.

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Nein, ehrlich: Solitaire hat mit der Arbeit als Elektroniker nicht das Geringste zu tun! © 4P/Screenshot


Zum anderen macht der Zusammenbau der Module Shenzhen I/O zu einem größeren Spiel als es TIS-100 war. Programmierte man dort nämlich einen im Wesentlichen stets gleichen Computer, motivieren hier die immer neu zusammengesetzten Baupläne. Die Variation belebt die virtuelle Arbeit ungemein und ich bin stets bemüht die Produktionskosten zu senken, indem ich etwa mit einem leistungsschwächeren, 3 Yuan günstigen Modul auskomme, anstatt ein 5 Yuan teures zu verwenden.

„Nur noch ein Versuch.“

Aber Moment mal! Geht’s hier überhaupt um Programmieren? Eine geschlagene Stunde lang spiele ich jetzt schon Solitaire, während ich die nächste Aufgabe ewig vor mir her schiebe. Wenigstens einmal will ich dieses vermaledeite Kartenspiel noch lösen! Denn Solitaire gehört ja zum Programm: Wenn ich Shenzhen I/O starte, liegen der E-Mail-Ordner mit Arbeitsanweisungen sowie eine fürs Spiel erfundene Variante des berühmten Kartenschiebens auf meinem virtuellen Desktop.

Und ich wette, Barth zählt mit! Irgendwann knallt er mir eine Statistik vor den Latz, auf der eine unverschämt hohe Stundenanzahl unter „Päuschen“ lächelt – und eine deutlich kleinere verlegen unter „Arbeitsstunden“ grinst.

Wie gesagt: Shenzhen I/O simuliert den echten Arbeitsalltag auf erschreckend realitätsnahe Art und Weise.

  1. nur 90? da fehlt doch sicher eine Null, dass ist doch das absolute Spielehighlight des Jahrtausends. Achwas, es ist das absolut beste Spiel aller kommenden und vergangenen Zeiten. Ein geradezu magisch minimalistisches Götterwerk. Es geht überhaupt nicht ohne dieses super, fantastische, außergewöhnlich hervorragende, perfekte, extrem vollendete, genial wahnsinnige Hammerspiel. Kauft Leute kauft es, gleich mehrfach. Zur Sicherheit, ihr werdet nicht mehr ohne es existieren wollen und können. Es ist einfach die absolute Erlösung, eine neue und die einzig wahre Religion. Es ist sooooo Müll!

  2. GrinderFX hat geschrieben:Naja, Arbeiten ist nicht Knobeln.
    Und wenn ich auf Arbeiten stehen, dann suche ich mir eine Arbeit und werde dafür bezahlt.
    Das ist doch eine reine Milchmädchenrechnung. Nur weil du beide Dinge als anstregend empfindest sind sie doch nicht das Gleiche.
    Bei der jobbedingten Arbeit hast du eben sehr oft nicht in sich geschlossene "Prüfungen", die dir das Gefühl geben mit jeder neuen Aufgabe etwas neues zu lernen, mit enstsprechender Schwierigkeitskurve. Der komplette Rahmen den dir ein Spiel vermitteln kann, fällt vollkommen weg und tatsächlich richtet sich dein Aufgabenfeld nach der Willkürlichkeit des Alltags.

  3. GrinderFX hat geschrieben:Naja, Arbeiten ist nicht Knobeln.
    Wie Usul schon sagte, wat den Eenen sin Uhl, is den Annern sin Nachtigall.
    Und wenn ich auf Arbeiten stehen, dann suche ich mir eine Arbeit und werde dafür bezahlt.
    Wie ist denn so deine Einstellung zu Let's Play YouTubern? :) :) :)
    Ansonsten weiß wohl jeder von uns, was du meinst.
    Ich würde mich privat auch nicht aus Spaß hinsetzen und Dokumente zerlegen oder Dinge beschreiben.
    Da mein "Programmieren" sich auf das Zusammenstümpern von VBA Zeugs beschränkt, kann ich dem Semiassembler Ansatz von Shenzen IO halt was abgewinnen. Ist für mich entfernt genug.
    (UND ich hoffe damit mein logisches Denken ein wenig zu verbessern...)
    Andere können sich dabei entspannen, nach acht Stunden auf dem Baggerbock drei Stunden virtuell Gabelstapler zu fahren. Sollte man auch meinen, dass denen das zu nahe ist, aber vielleicht isses anders genug, wer weiß?
    (Man könnte behaupten, die versuchen auch sich fortzubilden und endlich die Bescheinigung zum Führen von Flurförderfahrzeugen erreichen zu können. ;) )

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