Veröffentlicht inTests

Sherlock Holmes jagt Arsène Lupin(Adventure) – Sherlock Holmes jagt Arsène Lupin

Im vierten Sherlock Holmes-Abenteuer geht’s ganz schön kultiviert zu. Dieses Mal muss der Londoner Meisterdetektiv einen berühmten Pariser Dieb dingfest machen, der das Empire mit seinen Raubzügen in Verlegenheit bringen möchte. Ob der neueste Streich aus dem Hause Frogwares sitzt, verraten wir im Test.

© Frogwares / Koch Media, Focus

Große und kleine Geister

Obwohl Britannien gemeinhin als Land ohne selbige gilt, spielt die Kultur im Spiel eine entscheidende Rolle, was zu den beiden hochgebildeten Protagonisten gut passt. Der eher praktisch veranlagte Watson und der fast schon debile Lestrade nehmen sich dagegen wie Kleingeister aus. Dennoch könnt ihr

Wenn Holmes mal wieder seine typischen Belehrungen von sich gibt, kann Dr. Watson nur mit den Ohren schlackern.

beide spielen, wovon die Passagen mit dem Arzt gar nicht selten sind. Hier geht es darum, wie alles hinter den Kulissen abläuft, während der Meister mal wieder seinen Spuren hinterher rennt. Hinter jedem großen Mann steht eine Frau und hinter Holmes eben Watson, da der Exzentriker nicht verheiratet ist. Die Frotzeleien der beiden entsprechen auch eher dem, was man von einem alten Ehepaar erwarten würde.

Aber die Verbrecherjagd ist nicht nur unterhaltsam, sie ist auch noch lehrreich. Wenn Holmes über die Kunst der alten Meister sinniert, können Wissbegierige dabei schon etwas lernen. Dabei setzt er ganz auf eine klassische Bildung, denn ihr erfahrt außerdem etwas über babylonische Gottheiten, mittelalterliche Jagd und den berühmten Stein von Rosette. Wohlgemerkt das ist alles kein Muss sondern nur ein Angebot, da es für das Verständnis des Falles nur von eingeschränkter Bedeutung ist. Wer an der Oberfläche bleiben möchte, kommt auch irgendwie zur Lösung. Dazu passt es auch gut, dass das Ganze von klassischer Musik untermalt ist, die wenig aufdringlich ist.

Stilechte Dialoge

Schließlich bleibt es nicht aus, dass ihr das eine oder andere Gespräch führen müsst. Diese beginnen automatisch oder ihr dürft zumindest das Thema wählen. Leider müsst ihr immer alles fragen, so dass es letztlich keine Auswirkung hat, was ihr fragt. Eine kleine Szene in Spielgrafik läuft ab, die den Dialog zeigt. Leider sind weder die Arme noch die Bewegungen besonders überzeugend noch gibt es gar lippensynchrones Sprechen, was schon an der Authentizität nagt. Dafür sind die Akteure in stilechte Kleidung des ausgehenden 19. Jahrhunderts gewandet. Holmes trägt keinen schlappohrigen Deerstalker, sondern Zylinder; Watson und Lestrade ihre Melone.

Da es um eine Sache von nationaler Bedeutung geht, werden die Gesprächspartner im Laufe des Spiels immer einflussreicher, so dass am Ende sogar Queen Victoria persönlich auftaucht. Auch bei den Stimmen setzt man auf Altbewährtes, da es im Wesentlichen die aus Die Spur der Erwachten sind. Die hochnäsige Stimme von Holmes passt perfekt und auch der etwas genervte Watson wurde gut getroffen, allerdings fallen alle andere Stimmen dagegen ab, auch weil sie sich weniger Mühe geben als die beiden Hauptdarsteller. Unangenehm wird’s dann beim Vogelgekrächze.

Sightseeing mit Schwächen

Obwohl die Schauplätze in London möglichst echt wiedergegeben werden, lässt sich eine gewisse Kahlheit nicht verhehlen. Alles ist fast menschenleer, auch wenn ihr ab und an auf einen Akteur trefft. Im nächtlichen Tower geht das noch durch, 

aber selbst in

Obwohl die virtuellen Bauten stilecht rüberkommen, könnte manches davon doch etwas belebter sein.
der Kneipe um die Ecke hängen -für die trinkfesten Briten völlig ungewohnt- gerade mal drei Leute rum, von denen einer was zu sagen hat. Trotz der teils riesigen Areale wie am Tower lässt der Grad an Freiheit zu wünschen übrig, da ihr immer wieder auf gesperrte Durchgänge, Barrikaden oder Pseudotüren trefft. Was nützt es, wenn ein Gebäude 300 Türen hat, wenn ihr dann nur zehn davon aufmachen könnt.

Erfreulicherweise bleibt ihr an so gut wie nichts hängen, was bei Das Geheimnis des silbernen Ohrrings oft der Fall war. Sogar der getreue Watson steht euch nicht im Weg herum, sondern wird wie von Zauberhand weggebeamt, wenn ihr eine der zahllosen Treppen hoch eilt. Die typische Tastatursteuerung ist einfach und dürfte insbesondere für Shootergeschulte kein Problem sein. Wenn ihr an eine Stelle gelangt, wo Aktionen möglich sind, verwandelt sich der Cursor automatisch in ein Symbol – alles ganz easy.
      

  1. Für mich als großen Holmes Fan war schon der Vorgänger ein Graus. Alles war viel zu steril und von der Grafik taten mir die Augen weh. Sowas ist mir in 15 Jahren PC Spielen noch nie passiert.
    Da Lob ich mir die Klassiker aus den 90ern.

  2. omg-its-style hat geschrieben:Irgendwie sieht mir das alles zu sauber aus.
    Hi omg-its-style,
    du hast recht, die Areale wirken alle ein wenig wie ausgefegt. Das ist es, was ich mit dem Begriff etwas "kahl" ausdrücken wollte. Aber die Architektur und Inneneinrichtung (Tower, Museen und Palast) ist dennoch beeindruckend. Für ein Abenteuer ist das ohnehin nur Beiwerk, denn da zählt der Inhalt.
    Gruß,
    4P|Bodo

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.