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Silence (Adventure) – Das spielbare Gemälde

Nach langem Feintuning hatte Daedalic vor drei Jahren endlich die anspruchsvolle
Technik des Projection-Mappings gebändigt: Im irgendwann nur noch
„Silence“ genannten Nachfolger zu The Whispered World fühlte man sich wie in ein räumliches Gemälde versetzt. Im Test
überprüfen wir, ob die Rätselreise auch in der neuen Switch-Umsetzung verzaubert, in der
Noahs Schwester Renie nach einem Bombenangriff aus einem Bunker
verschwindet und er sich in der Fantasiewelt Silence auf die Suche
macht.

© Daedalic Entertainment / Daedalic Entertainment

Zurück in Silence

 
Lange hat es seinerzeit gedauert, aber der Aufwand hat sich gelohnt: So hübsch wie in Silence sind auch in den letzten drei Jahren keine Pinselstriche zum Leben erweckt worden. Bereits das Fantasy-Adventure The Book of Unwritten Tales 2 nutzte diese Technik, Marco Hüllens Naturkulissen aus Silence wirken aber noch ein wenig uriger. Statt wie bei Telltale & Co. gewöhnliche Polygone mit gezeichneten Texturen zu versehen, gehen die beiden deutschen Adventures den umgekehrten Weg. Zuerst werden großflächige Kulissen-Elemente gezeichnet und erst dann über ein Gitter gelegt, welches dreidimensional zurechtgezupft wird. Das Prinzip erinnert an ein räumliches Diorama, das man aus Pappe gebastelt hat: So lange man vor der Kulisse bleibt, kann man Schwenks und Kamerafahrten starten, nur seitlich oder von hinten fällt der Trick auf. Dank der großflächigen Gemälde bleiben auch lange Pinselstriche sichtbar. Im Gegenzug ist es offenbar gar nicht so einfach, das Gesamtergebnis mit Effekten und hübscher Beleuchtung technisch sauber hinzubekommen. Trotzdem läuft auch die Switch-Umsetzung von seltenen Rucklern abgesehen erfreulich flüssig. Der Detailüberfluss in kräftigen Farben kommt auf dem kleinen und großen Bildschirm richtig gut zur Geltung!

In der Einleitung wird damit noch die reale Welt dargestellt, in der Hauptfigur Noah mit seiner kleinen Schwester Renie Zuflucht in einem Bunker sucht. Nachdem die Erde bei einem weiteren Bombenangriff bebte, ist sein Schützling plötzlich verschwunden und Noah findet sich erneut in der verwunschenen Fantasiewelt Silence wieder. Diesmal hat eine „falsche Königin“ die Macht an sich gerissen, deren finstere Kreaturen, so genannte Sucher, die Welt durchstreifen. Was genau sie dort  finden wollen, sei hier noch nicht verraten. Doch Noah (bzw. seine zynische Persönlichkeitshälfte Sadwick) versucht natürlich, zwischen knorrigen Wäldern und zerklüfteten Felsen seine kleine Schwester zu retten. Dabei trifft er auf ein Grüppchen Widerstandskämpfer, welche die falsche Königin wieder aus dem Thronsaal vertreiben wollen. Da es sich um ein Adventure handelt, müssen sie zusammen mit ihren neuen Verbündeten allerlei mystische Rätselprüfungen bestehen und den Klauen der finsteren Sucher entkommen.

Keine Touchscreen-Steuerung
 

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Mit dem linken Stick läuft man direkt durch die Kulisse, mit dem rechten bestimmt man einen nahen Hotspot. © 4P/Screenshot

Auf dem Weg zur finsteren Herrscherin wechselt der Spieler immer wieder zwischen dem Protagonisten-Trio. Renie hat als unterschätztes kleines Mädchen den Vorteil, dass sie sich oft einfach davonschleichen kann, wenn die Erwachsenen mal wieder über ihren Kopf hinweg Entscheidungen fällen. Dabei erzielt sie mit ihrer kindlichen Unbekümmertheit oft schneller Ergebnisse und kann sich sogar unbemerkt an Suchern vorbei mogeln. Im verwunschenen Wald etwa probiert sie erst einmal sämtliche giftig aussehende Beeren und Pilze, die sie in die Finger bekommt. Kurzfristig führt das zwar zu unerwünschten Nebeneffekten wie psychedelischen Farbeffekten. Als sie alle Zutaten zusammen hat, braut sie aber erfolgreich ein ekelhaftes Süppchen, welches eine fleischfressende Pflanze zum Würgen bringt, so dass sie einen wichtigen Botenvogel ausspuckt.

Leider gibt es diesmal nicht mal ein Inventar. Stattdessen erstrecken sich die Rätsel meist auf wenige begehbare Bildschirme, auf denen man nacheinander Fundstücke ans Ziel trägt und Objekte durch kleine Geschicklichkeitstests bewegt. Mal drückt man den Stick kurz nach rechts oder links, um auf einem wackeligen, selbst gebastelten Steg zu balancieren, anderswo wird mit einem Ruck ein Seil für eine Falle festgezurrt – nicht wirklich spannend, aber eine nette Auflockerung. Noah knobelt sich auf ähnliche Weise durchs Spiel, Multifunktionsraupe Spot besitzt dagegen wieder allerlei nützliche Spezialfähigkeiten. Macht er sich platt, schlüpft er z.B. durch schmale Gitterstäbe. Nachdem er von einem riesigen Drachen angezündet wird, kann er als Feuerspot störende Barrieren aus dem Weg brutzeln. Auch die aufgeblasene Kugelform und andere clevere Tricks wurden wieder schön miteinander kombiniert und richtig putzig animiert. Eine Touchscreen-Steuerung haben sich die Entwickler aber trotz der Möglichkeiten der Switch gespart.

  1. Ja, das finde ich auch. Ja, der Trend 2019 scheint es zu sein, dass man mehrere Jahre alte Spiele entsprechend auf die aktuelle Grafikkarten- und Prozessorengeneration "ummünzt", sprich also sie noch einmal neu und "aufgehübscht" heraus bringt.

  2. Das beste und schönste Daedalic Spiel. Hab zwar keine Switch, aber ich habs auf meiner Playstation. Schade dass Daedalic kaum noch Adventure rausbringt. State of Mind war auch noch toll.

  3. Ich konnte damals die ganzen positiven Reviews auch nicht nachvollziehen. Das Spiel sah schön aus - mehr dann aber auch nicht. Weder die Story, noch die Charaktere wussten zu gefallen. Stellenweise grenzte die Handlung und ihre Inszenierung an Fremdscham.
    Für mich war das Spiel leider absolut gar nichts.

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