Veröffentlicht inTests

Silent Hill: Origins (Action-Adventure) – Silent Hill: Origins

Es gibt Spiele, bei deren bloßem Anblick sich die Nackenhaare aufstellen. Den meisten „gelingt“ dies allerdings, ohne dass es vorgesehen war… Dem gegenüber steht ein Genre, dessen einziges Ziel der gepflegte Grusel ist: Urvater Alone in the Dark, die Zombiehatz Resident Evil oder der subtile Terror in Silent Hill zeigten meisterhaft, wie Survival-Horror Urängste greifbar machen kann. Jetzt will Konami diese Emotionen erstmals auch auf einem Handheld erwecken…

© Climax / Konami

Unterwegs-Schocker?

So liegt es an Kulisse und Geräuschen, diese Angst hervorzurufen, und die werden meisterhaft in Szene gesetzt! Sei es eine mit Blut auf den Boden geschmierte Botschaft, ein lautes Klopfen aus dem Zimmer nebenan oder das Schattenspiel im Licht von Gradys Taschenlampe: Silent Hill wirkt so erschreckend greifbar, dass manche Schritte Überwindung kosten. Das gilt besonders für diejenigen, die das Spiel unter Kopfhörern im abgedunkelten Zimmer erleben – und die über das gelegentliche Aussetzen einiger

Geräusche hinwegsehen können. 

Natürlich ist das Szenario im Beisein zahlreicher S-Bahn-Mitfahrer weniger effektiv, doch das gilt letztlich auch für die

Die Parallelwelt sieht stellenweise erschreckend verstörend aus.
ein halbes Jahr später erscheinende PS2-Umsetzung, wenn sie bei Tageslicht gestartet wird.

Spätestens, wenn Travis in die zum fünften Mal zitierte Parallelwelt – ein verunstaltetes Abbild von Silent Hill – tritt, lassen die Entwickler ihren düsteren Phantasien freien Lauf. Plötzlich dröhnt ein tiefes Knarren aus den Kopfhörern, die sonst mysteriöse, in erzählerischen Pausen sogar melancholische Musik wird zum lauten Hämmern. Blut klebt an den Wänden. Und wenn erst das Gegenstück der echten Welt im letzten Abschnitt nur noch ein rot-schwarzer, architektonisch verzerrter Irrgarten ist, gefriert das Blut in den Adern. In der vollkommen identischen Konsolen-Fassung wirkt der Grusel zwar antiquert, die für die Serie typischen Nebel und Rauschfilter halten die unheimliche Stimmung aber zum Glück aufrecht.

An der Wand entlang, Travis!

Wo Origins jedoch neue Wege gehen will und den Protagonisten stets zu einem Zeitpunkt seiner Wahl zwischen den Kulissen wechseln lässt, ist es dramaturgisch schwächer als seine Vorgänger. Grady muss lediglich einen Wandspiegel wie eine Tür benutzen, um in die Parallelwelt oder zurück zu treten. Somit staut sich nie der Nervenkitzel, er könne jederzeit in den abscheulichen Schauplatz geworfen werden.

Und auch spielerisch bewegt sich der Trip auf viel zu sicheren Pfaden.

Dass Survival-Horror selten mehr bedeutet, als 

gruselige Gestalten zu bekämpfen, Schlüssel aufzulesen sowie Rätsel zu lösen ist keine Eigenart dieser Serie. Doch Origins wirkt geradezu erschreckend geradlinig. Es schleust seinen Akteur so zielsicher durch die Stadt und

Besonders eindrucksvoll sind die Schattenspiele im Lichtkegel der Taschenlampe.
ihre wenigen offenen Gebäude, dass es fast eine Kunst ist, den Schlüssel für die daraufhin folgende Tür oder die Lösung für das anschließende Rätsel zu übersehen. Kaum einen der sich innerhalb eines Gebäudes stark ähnelnden Räume besucht Travis ein zweites Mal, denn alle wichtigen Hinweise, Gegenstände und Waffen findet er auf dem vorgegebenen Weg; freies Erkunden wird weder erzählerisch noch spielerisch belohnt. Zu gut meint es das Spiel auch mit seinen Rätseln. Nein, diese sollen nicht im Stil von Myst vom Schaudern abhalten. Doch wenn die Lösung praktisch vordiktiert wird, kommt schnell der Wunsch nach einer echten Herausforderung auf. Wo manche Titel das Hin- und Herlaufen an einem Schauplatz übertreiben, gehen die Entwickler hier zu sehr auf Nummer sicher. Positiv ist die fehlende Wiederholung nur aus einem Grund: Die Möglichkeiten zum Speichern des Fortschritts sind so sinnvoll verteilt, dass entnervendes Zweit-Abklappern praktisch wegfällt.