Der Milliardär Walter Jones hat sich die Insel Sagorah gesichert, indem er ein riesiges Gebäude auf ihr errichten ließ. Ein monolithisches Hotel reckt sich in die Höhe, das von menschlicher Überheblichkeit zeugt wie einst der Turm zu Babel. Gäste
gibt es weit und breit keine, denn wer will schon in einem Luxusschuppen auf einem Eiland absteigen, über das wilde Stürme peitschen? Die einheimische Belegschaft wurde von einem auf den anderen Tag entlassen, da es nichts zu tun gibt. Damit nicht genug droht nun noch die ganze Südseeidylle in Mitleidenschaft gezogen zu werden, da der Turm für den porösen Untergrund viel zu schwer ist.
Der tyrannische Jones hatte allerdings nicht mehr viel von seinem Art-deco-Turm: Bevor er fertiggestellt werden konnte, wurde er ermordet. Sein zerschmetterter Körper wurde unter einer Klippe entdeckt, von der er nicht allein herunter springen konnte. Seit einem mysteriösen Unfall war der Reiche auf seinen Rollstuhl angewiesen; lebensmüde oder übermütig war er aber wohl nicht. Feinde hatte der Vollblutkapitalist viele, Freunde eher weniger. Ein gewaltsamer Tod liegt nahe. Als mögliche Verdächtige kommen 10 Personen in Frage, die Jones‘ Familie angehörten, geschäftlich mit ihm zu tun hatten oder sonst Kontakt zu ihm hatten. Vom gierigen Anwalt über den nichtsnutzigen Enkel bis zur russischen Sexbombe sind alle Stereotypen vertreten.
Langatmige Ermittlungen
Ihr spielt den Detektiv Jack Norm, einen Ex-Polizisten, der versucht, Licht in den recht komplexen aber auch reichlich verworrenen Fall zu bringen. Zunächst sammelt ihr ein paar Spuren am Fundort der Leiche und unterhaltet euch mit Jones‘
Zunächst müsst ihr alle Spuren am Tatort einsammeln, was eure Hauptaufgabe ist. Kollege PDA übernimmt den Rest. |
Anwalt, der sich als ebenso unterwürfiger wie skrupelloser Gehilfe seines Bosses entpuppt. Als ihr euch auf den Rückweg zum Turm macht, trefft ihr auf eine junge Frau, die vor euch davon läuft. Ihr folgt Baia bis zu ihrem Dorf, wobei ihr stets auf Spuren achten solltet. Was hat sie zu verbergen? Hört sich spannender an als es ist, denn dem pomadig inszenierten Spiel fehlt es eindeutig an Pepp, so dass die Verpackungsaufschrift „spannend“ schlichtweg falsch ist.
Der Krimifall entwickelt sich nur ganz allmählich, da die Ermittlungen reichlich zäh verlaufen. Ihr müsst immer wieder langatmige Gespräche mit den Verdächtigen führen, die nur anfänglich Spaß machen und deren Inhalt in der Personaldatei eures Polizeicomputers landet. Zu jedem Verdächtigen findet ihr einen praktischen Eintrag, was für und gegen seine Täterschaft spricht. Jeder hat etwas zu verbergen. Im Wesentlichen ist kein großer Unterschied zu den Agatha Christie-Abenteuern zu finden, deren Protagonisten aber unter dem Strich interessanter wirken. Mit einem Hercules Poirot kann es der eher farblose Jack Norm und wirklich nicht aufnehmen.
Einspruch, Euer Ehren!
Es mag schwierig sein, dieses Spiel zu bewerten und es ist gewiss auch keine Revolution des Adventuregenres, aber 59% sind wirklich wirklich wenig - und ich finde, das hat Sinking Island nicht verdient.
Erlaube mir deshalb, Deinen Test ein wenig zu zerpflücken und zu kommentieren, Bodo.
Worauf Du es besonders abgesehen hast, ist der "farblose Ermittler" Jack Norm, den ich für meinen Teil aber überaus sympathisch finde. Er ist eben kein Allerweltsheld (spieltechnisch betrachtet), sondern bereits ein wenig mehr in die Jahre gekommen und könnte direkt aus Tatort und ähnlichen Krimis ins Spiel beordert worden sein. Jacks Gestik ist vielsagend und ebenso weiß er zu vielen Punkten wirklich eine Meinung zu äußern, statt sich selbst nur durch die drei Spieltage zu schleifen. Er ist "fesch" und hat definitiv einen Charakter, mit dem ich mich jedenfalls gut identifizieren konnte. Ich finde sogar, davon könnte sich Sokal selbst nochmal eine Scheibe abschneiden, denn Kate Walker (Syberia) blieb mir im Gegensatz zu Jack Norm die ganze Zeit über um einiges fremder.
Das Spieldesign ist hübsch und wunderbar texturiert. Klar, es ist nicht 3D, sondern vorgerendert, aber es ist nunmal ein Adventure und da gehört das eben einfach dazu.
Im Vergleich zu anderen Adventures wirkt Sagorah sehr lebendig und die Umgebung wurde weitaus mehr genutzt als sonst irgendwo;
Palmwedel wackeln im Wind hin und her, Krabben huschen über den Sand, der dauerhafte Regen wirkt plastisch, das Wasser ist nicht regungslos und auf den glattgewienerten Böden des Jones-Turms spiegelt sich alles wider.
Viel Laufarbeit ist es eigentlich auch nicht - zumindest nicht mehr als in jedem anderen Adventure: Die einzelnen Stockwerke lassen sich allesamt über den Fahrstuhl erreichen, die einzelnen Suiten muss man eigentlich nur einmal durchsuchen und die Suche nach den einzelnen NPCs erleichtert sich durch die Personendatenbank, die immer brav anzeigt, wo sie sich befinden und welche Suite sie...
Hi EvilNobody,
so lange ist es nicht, da es auch nicht so viele Räume gibt. In unter 10 Stunden biste durch, das meiste davon Gelatsche.
Gruß,
4P|Bodo
Gut geschriebener Test, wie immer Bodo!
Ich habe lediglich die Information vermisst, wie lange man eigentlich für das Spiel braucht. Wenn einem das PDA soviel Arbeit abnimmt, kann es ja nicht sonderlich lang sein, oder?