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Sonic Mania Plus (Plattformer) – Extra, extra!

Im September 2017 gab es einen Hoffnungsschimmer am blauen Horizont: Im Gespräch unter Fans wurde das klassische Jump-n-Run Sonic Mania beinahe schon zum Heiland stilisiert, der die von Gurken wie Sonic Boom geplagte Serie retten sollte. Hinter dem Spiel stecken schließlicheinige Fan-Entwickler, die sich schon in früheren Projekten intensivdamit auseinandersetzten, was genau den mitreißenden Spielfluss ältererSonic-Games auszeichnete. Die frisch veröffentlichte Plus-Version als Disc bzw. Modulkarte fügt Änderungen wie Remixes der Levels und Grafiken hinzu – eine runde Sache?

© SEGA, Christian Whitehead, Headcannon & PagodaWest Games / SEGA

Rückkehr ins Zeitalter der Pixel

Ich bin bestimmt nicht der einzige Jump&Run-Freund, der mittlerweile von der Flut der Pixelplattformer übersättigt ist – und trotzdem konnte mich das Design von Sonics Retro-Projekt durchaus für sich gewinnen. Beim Start des Spiels fühle ich mich tatsächlich in die frühen Neunziger versetzt, als ich vorm Mega Drive meines Cousins durch die ersten Sonic-Spiele gehüpft bin. Die aus Fan-Projekten bekannten Entwickler Christian „Taxman“ Whitehead, PagodaWest und Headcannon schließen nahtlos an die Titel des 16-Bit-Zeitalters an – ganz so, als hätte es die 3D-Nachfolger nie gegeben. Infos zu den Änderungen der neuen Plus-Fassung gibt es übrigens am Ende des Artikels. Auch spielerisch fühlte ich mich gleich heimisch: Sonic rennt und rollt genau so über die grünen Wiesen, wie man es erwartet und von früher kennt – was stark mit der gelungen umgesetzten Steuerung sowie der Physik zusammenhängt. Statt sich wie in modernen Teilen mit zielsuchenden Dashes von Gegner zu Gegner zu hangeln, hat man eher das Gefühl, mit dem passenden Schwung durch die Levels zu düsen.

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Ein Blick auf den Inhalt der Plus-Version. © 4P/Screenshot
Im Handumdrehen kugelt man durch massenhaft aneinander gekettete Loops, schnellt danach hoch in den blauen Himmel, wird von Seilen zurückgeschleudert und düst auf vielerlei Weise durch die Levels. Vor allem zu Beginn entfaltet sich ein guter Rhythmus. Oft muss man einfach mal loslassen können, um sich durch die Gegend oder Röhren bugsieren zu lassen, dann im passenden Moment wieder einzusetzen und Sonics Projektilkurve den letzten Schliff zu geben, damit er auf einer versteckten Plattform landet oder von den Flipper-Bumpern in die gewünschte Richtung geschossen wird.

Fantasievoller Trip


Dabei beweisen die Entwickler viel Fantasie: Der rund fünf Stunden lange Expresstrip führt durch einen von Lianen überwucherten Urwald, in von Robotern verseuchte Industriezonen voller explosivem Öl und an zahlreiche weitere Schauplätze. Im wilden Westen hüpft man sogar über einen Zug und lässt sich von fetten Revolvern durchs Level schießen. Wer ein wenig auf Erkundungstour geht, stößt abseits der Hauptwege auf viele versteckte Areale voller Bonus-Container.

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Neu dabei: Mighty the Armadillo und Ray the Flying Squirrel. © 4P/Screenshot
Schön auch, dass die Spezialfähigkeiten eine Randerscheinung bleiben: Extras wie ein Feuer-Dash oder die Stampf-Attacke in einer schützenden Blase kommen nur ab und zu zum Einsatz. Im Zentrum stehen Sonics Agilität und die zahlreichen in die Levels eingebauten Fallen und Beschleuniger. Viele Abschnitte kennt man aus älteren Spielen, z.B. in der berühmten Green Hill Zone. Die Entwickler haben den Arealen aber ähnlich wie in Generations einen Remix mit viel frisch gebastelter Architektur verpasst. Im Mania-Modus sind vier Levels komplett neu. Die Geschichte um den Phantom-Rubin und eine geheimnisvolle Energie knüpft an Sonic & Knuckles an, spielt aber nur eine untergeordnete Rolle. Im Wesentlichen geht es wieder darum, die fiese mechanische Armee von Dr. Eggman zu überwältigen, während die Helden ähnlich wie in Sonic Generations an verschiedene Orte in wechselnden Zeiten versetzt werden. Im Idealfall staubt man natürlich zusätzlich wieder die Chaos-Smaragde ab, die in versteckten Minispielen warten.


Was soll das denn?

Nachdem ich in der Originalfassung des Spiels einige Welten abgeschlossen hatte, begann meine gute Laune aber zu kippen: Immer wieder werden nervige Abschnitte auf Schienen eingestreut, in denen Sonic z.B. umständlich auf der winzigen Oberfläche von Tails Flugzeug umherspringen muss, mit hakeligen Bosskämpfen konfrontiert wird oder sich ein inkonsequent inszeniertes Wettrennen mit Metal Sonic liefert: Beim letztgenannten Beispiel signalisiert mein blecherner Rivale zu Beginn stets, dass meine Kugelattacke ihm nichts anhaben kann – bis zum Schluss, als ich ihn plötzlich doch auf diese Weise treffen soll. Noch mehr auf den Wecker ging mir das umständliche Köpfen einer schwer zu handhabenden Flipperkugel in seine Richtung: Dabei vermasselte mir gerne auch mal Tails die Tour, weil er in den Weg sprang. Vom polierten Level-Design eines Rayman Origins, Ori oder Donkey Kong Country: Tropical Freeze ist man trotz schöner Ansätze also weit entfernt. Eine Mitschuld daran trägt natürlich auch die hohe Spielgeschwindigkeit, durch die man zwangsläufig ab und zu ins Verderben rauscht.

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Rays Gleiter-Steuerung ist zu Beginn etwas knifflig. © 4P/Screenshot
Ein weiterer Dämpfer sind die Bonus-Sequenzen in Pseudo-3D, in denen man z.B. auf einem kleinen Planeten Kugeln sammelt oder sich an einer Verfolgungsjagd mit schwammiger Steuerung versucht: Das Prinzip mit seinen Eigenheiten wie ruckartigen Drehungen ist deutlich schlechter gealtert als der 2D-Part und hat mir kaum Spaß bereitet. In diesem Punkt wäre es sinnvoll gewesen, sich stärker vom Vorbild zu lösen. In den gewöhnlichen Renn- und Hüpfpassagen war ich meist aber froh über die Liebe zu den Oldies. Der flotte Soundtrack mit seinen verspielten Synkopen-Stabs und kleinen Blechbläser-Einlagen weckt sofort Erinnerungen an Tokioter Eurodance-Clubs seiner Zeit wie das Maharaja.
  1. Ultimatix hat geschrieben: 26.07.2018 08:22Ich hätte nichts dagegen wenn es auch mal Abschnitte gibt wo 1 Minute nur Speed angesagt ist. Das mag ich an den 3D Teilen (Unleashed) so sehr, die machen das.
    Also ich rolle ja nur so durch Green Hill, Chemical Plant, Studiopolis und soweiter durch.
    Sonic konnte man schon immer auf Geschwindigkeit oder auf Plattformen fixiert spielen, zumindest die MegaDrive-Spiele, wozu ich Mania einfach mal frech zähle :ugly:

  2. Modern Day Cowboy hat geschrieben: 22.07.2018 14:51
    Ultimatix hat geschrieben: 20.07.2018 19:23 4 komplett neue Levels - Sind da auch neue Musikstücke dabei?
    Zur Aufklärung, Sonic Mania hat 4 neue Levels nicht die Encore Erweiterung, das ist generell ein Test des gesamten Sonic Mania Plus Inhalts, also sowohl Grundspiel als auch "Encore" Modus wenn ichs richtig verstanden habe... dachte anfangs auch es wird nur die Erweiterung getestet, die heißt aber Encore während die Gesamtversion "Sonic Mania Plus" heißt.
    Aber ja, die 4 neuen Levels haben auch neue Musikstücke und die Intro/Titelmelodie ist glaub ich auch neu sowie die Credits.
    Also keine neuen Levels :( Angel Island Zone 1 ist aber neu. Das wars dann aber auch
    Todesglubsch hat geschrieben: 23.07.2018 22:15 Ach bitte. Dass Sonic in den langsamen Abschnitten keinen Spaß macht, ist doch anerkannter Konsens.
    Ich hätte nichts dagegen wenn es auch mal Abschnitte gibt wo 1 Minute nur Speed angesagt ist. Das mag ich an den 3D Teilen (Unleashed) so sehr, die machen das.

  3. Redshirt hat geschrieben: 24.07.2018 16:54 Der Feind lauert überall um uns herum. Wir sind umzingelt.
    Aufpassen, es ging um kognitive Dissonanz, nicht um Verfolgungswahn. :D
    Obwohl...es kann auch dazu ausarten.

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