Technologische Rettung oder Horrorvision?
Dass es nicht besonders leicht ist, sich den Zukunftsplänen großer Kräfte entgegenzustellen, erfährt Richard gleich zu Beginn des Spiels. Obwohl der Enthüllungs-Journalist nach der Aufdeckung des „Dronegate“-Skandals noch gefeiert wurde, erwartet ihn seine Kündigung. Glücklicherweise in sanfter Form, mit einem einjährigen Werkvertrag und weiterem Zugriff auf die Redaktionsdatenbanken, so dass er weiter herumschnüffeln und den dortigen Verschwörungstheoretiker konsultieren kann. Unterstützung hat er auch bitter nötig, schließlich erwarten den unter Gedächtnisverlust leidenden Richard nach seinem mysteriösen Unfall (oder war es ein Anschlag?) privat noch größere Probleme. Seine Frau Tracy und sein Sohn James sind beide verschwunden und es spukt auch noch ein neuer Haushaltsandroid in der Wohnung herum – was Richard als bekannter Kritiker überbordender Technologisierung ganz und gar nicht in den Kram passt.
Seine latent gereizte Persönlichkeit passt zum kantigen „Low-Poly-Design“ der Figuren, die durch das schummrig beleuchtete Berlin wandeln. Daedalic schafft es allerdings fast gar nicht, mit derart schroffen Gesichtszügen subtile menschliche Emotionen widerzuspiegeln – im krassen Gegensatz zu Detroit: Become Human. Zudem laufen die Figuren sehr steif durch die Kulissen, inklusive einer ziemlich hölzernen Steuerung, die übrigens primär aufs Gamepad ausgelegt ist. Davon abgesehen gefallen mir aber einige Design-Entscheidungen: Vor allem die professionelle Kameraregie überzeugt. Oft wird die verheißungsvoll glühende futuristische Architektur im nächtlichen Berlin mit einem ruhigen Schwenk eingeleitet – Zeit zum Durchatmen und Genießen!
Technologische Rettung oder Horrorvision?
Im Kontrast dazu steht „City 5“, eine wie aus dem Ei gepellte technische Utopie, in welcher der zweite spielbare Protagonist Adam Newman lebt: Auch er ist Journalist, hatte einen mysteriösen Unfall, lebt mit Frau und Sohn in einem ähnlich geschnittenen Loft, wurde allerdings befördert statt gefeuert. Klingt nach etwas zu vielen Zufällen, oder? Dieser Meinung ist auch Richard, der nach Recherchen in der Unterwelt Berlins (und einer Tracht Prügel) Kontakt zu Adam aufnimmt. Auch in seinem Saubermann-Universum herrscht nicht nur eitel Sonnenschein: Regelmäßig stolpert er nach Erdbeben über Erinnerungsfetzen, die wie ein Riss in der Matrix über dem Boden flackern. Eine wichtige Aufgabe des Spielers ist es, immer wieder diese Artefakte aufzusammeln, um Licht ins Dunkel der Vergangenheit zu bringen.
Kurz danach spaziert man auch schon durch die Erinnerungen verschiedener Personen, z.B. Richards Affäre Lydia auf ihrem Weg durch New York. Auch Tracys Eignungstest für die Besiedlung einer Marskolonie und medizinische Experimente eines Großkonzerns spielen eine Rolle beim Puzzle, das sich im Laufe der verzweigten, wendungsreichen Geschichte zusammensetzt. Zu intensiv gehe ich lieber nicht auf die Zusammenhänge ein. Im Zentrum stehen rivalisierende Lösungsansätze zum langfristigen Fortbestehen der Menschheit, bei denen auch mit Bewusstseinsübertragung experimentiert wird. Zudem macht man schon relativ früh Bekanntschaft mit der Untergrundorganisation Break Point, die sich den Plänen der technokratischen Konglomerate entgegenstellt und auch Richard auf seinem Weg weiterhelfen könnte.
Hab‘s mir aus reiner Neugierde auch mal besorgt. Und bin jetzt ein paar Stunden drin.
Tja, was soll ich sagen... es ist in etwa soviel Spiel wie eine Visual Novel. Eigentlich hat man nicht viele Möglichkeiten irgendwas zu entscheiden, jedenfalls hab ich bisher nicht den Eindruck gewonnen. Und das hatte ich auch in etwa erwartet, also kein Problem. Manchmal hab ich Abends auch gern mal etwas passivere Unterhaltung, und für solche Situationen ist das genau richtig. Ich hab bisher auch noch zu keiner Zeit irgendwie mal rätseln müssen, was als nächstes zu tun war (sowas wie Questmarker und dicke „da-lang-Pfeile“ gibt es zum Glück nicht, nur Icons zum Interagieren mit Objekten), weil man immer ziemlich direkte Hinweise dazu bekommt. Wenn der eigene Charakter nach einem Telefonat z.B. sagt „ich muss jetzt arbeiten“, dann geht man natürlich an den Rechner. Entsprechend anspruchslos ist das eigentliche Vorankommen. Es ist eben kein Spiel im eigentlichen Sinne.
Eigentlich bleibt also bei diesem Titel nur die Story zu bewerten, und bisher finde ich die noch recht spannend und gut umgesetzt. Man wird immer genau so viel im Dunkeln gehalten, dass man wissen will wie es weitergeht. Man bekommt Gelegenheit Theorien über die Zusammenhänge zu entwickeln und das finde ich durchaus unterhaltsam. Klar, man muss ein bisschen was mit dem Thema anzufangen wissen. Aber bisher hab ich an der Front nichts zu meckern und das ist bei diesem Typ „Spiel“ das wichtigste.
Optisch und Soundtechnisch finde ich das Ganze sehr gut inszeniert, der Look ist überdesignt aber unverbraucht. Die Synchronisation ist ebenfalls gelungen, nur die Mimik ist tatsächlich etwas hölzern, und das ist sicher auch dem Budget geschuldet. Es ist halt kein AAA-Spiel.
Wenn sich das Spiel so weiterentwickelt wie es angefangen hat, dann denke ich war das vielleicht noch nicht das GotY 2018, aber auch absolut kein Fehlkauf. Für jemanden wie mich, der selten Filme guckt oder Bücher liest, ist das jedenfalls ne willkommene...
Was passiert, wenn man Matrix, Westworld und Ex_Machina in einem Topf wirft. Heraus kommt State of Mind, dass ziemlich enttäuscht, weil es bei diesen wichtigen Themen nur an der Oberfläche kratzt. Warum hat man sich nicht nur auf eins konzentriert?
Und es stellt sich für mich die Frage:
Habe es mir jetzt zugelegt und bin positiv überrascht. Übrigens, ich habe 40 Euro bezahlt, bitte nicht steinigen.
Ich kaufe alles im PSN und wäge dann ab wann ich es brauche und was ich dafür bezahlen will.
Die Indies und Spiele mit niedrigerem Standardpreis bekommen bei mir oft qualitätsbedingt den "Vollpreis" zumindest wenn ich denn gerade ein Spiel brauche oder übertrieben Bock drauf habe. Ein 70€ AAA Vollpreisspiel schafft das zugegeben seltener bei mir. Eigentlich nur Sportspiele, weil man ja möglichst die komplette Saison abdecken möchte und Hypetitel wie Uncharted/The Last of Us (evtl Red Dead Redemption 2)
Da greife ich bei den kleinen einfach schneller mal zu. Insbesondere weil man die paar Spielstunden meist auch gut einplanen kann im Vergleich zu den großen Dingern.
Ich mache das aber nicht aus einer politischen Motivation heraus sondern bediene lediglich halbwegs sinnvoll meinen Konsum.
Dafür habe ich einfach ein paar mal zu oft ein...