Weniger ambitioniert präsentiert sich das Spieldesign: Es gibt zwar ein Inventar; statt mit klassischen Kombinations- und Umgebungsrätseln zu arbeiten, hat sich Daedalic aber für diverse Minispiele entschieden, die sich größtenteils ziemlich fade gestalten. Mal ist es ein waberndes Puzzle mit Erinnerungsteilen, später das Übernehmen einer Drohne, um eine simple Schleichsequenz im Luftschacht zu meistern. Anderswo hackt man z.B. im Techno-Club oder in der Androidenfabrik einen Laser, um simplifiziert auf Drohnen zu ballern – Moorhuhn lässt grüßen! Manch menschenähnlicher Roboter mit intaktem Memory-Modul scheint auch hier eine gewisse Persönlichkeit zu entwickeln. Das einzige Minispiel, das sich etwas weniger aufgesetzt anfühlt, ist die Zuordnung von Verdächtigen, die man mithilfe gehackter Infos aus Bewegungsprofilen und anderen Datenbanken gewinnt.
Auch hier ist der Anspruch der Deduktion weit von einem Sherlock-Holmes-Adventure entfernt, aber es passt immerhin zum Thema. Oft hilft es auch, mit neuen Erkenntnissen bei anderen Personen per Hologramm-Anruf durchzuklingeln. Verzieht euch dazu am besten in eine vor unerwünschten Mithörern geschützte Ecke. Ganz allgemein verströmt das Spiel eine recht „sperrige“ Atmosphäre – mit den erwähnten Problemen bei der Steuerung, schlichten Minispielen und seinem Mangel an Rätselanspruch. Auf der „alten“ Xbox One kommt noch ein nerviges leichtes Dauerruckeln hinzu, das auf der Standard-PS4 und Nintendo Switch glücklicherweise weniger penetrant wirkt.
Irgendwie sperrig
Auf Nintendos Konsole sieht die kantige Kulisse aufgrund niedrigerer Auflösung zudem nicht mehr so knackig scharf aus. Als interaktive Geschichte schlägt sich State of Mind aber gut. Während die Story zwischen den zwei Welten mit ihrer Vielzahl an Figuren, Informanten aus der erotischen „Erlebnisindustrie“, Wissenschaftlern mit Gewissensbissen und Konzernspitzen wechselt, kann man zwar schon mal die Übersicht verlieren. Doch gleichzeitig baut sich ein schöner Spannungsbogen auf, wenn sich immer mehr Facetten unterschiedlicher Parteien und Akteure auftun und weitere Fragen aufwerfen.
Warum muss Adams hochbegabter Sohn regelmäßig in die Klinik und benimmt sich so apathisch? Auch in den klinischen Fragestunden bekommt die Beziehung zu ihm immer wieder eine Bedeutung. Welche Rolle spielt Richards gestörtes Eheleben, seine Beziehung zu Lydia und zu welchen Dialogen entschließt man sich, wenn der Kontakt zur Familie zur Sprache kommt? Die Entscheidungen scheinen bei weitem nicht so tiefgreifende Veränderungen nach sich zu ziehen wie in Detroit, aber die gewählten Dialogzeilen beeinflussen immerhin die Beziehung zu den Gesprächspartnern. Im Verlauf des Spiels muss man z.B. auch abwägen, wie weit man beim Job an einer Holgramm-Hotline mit einem aufdringlichen sadistischen Kunden geht.
Sonderbare Begegnungen
Passend zur USK-12-Einstufung bleibt es aber meist bei zahmeren, nur angedeuteten Erotik- oder Gewaltdarstellungen. Für ein bizarres Erlebnis sorgte dagegen eine andere, faszinierende Idee am Rande, die sich um ein philosophisches Zwiegespräch mit Adams grantigen Vater drehte – mehr verrate ich nicht. Die Szene ist ein schönes Beispiel für die oft mehrdeutig formulierten Dialoge. Die deutschen Sprecher (alternativ steht auch Englisch zur Wahl) verrichten ihren Job meist angenehm professionell. Nur in manchen Momenten sorgt eine abrupte Änderung bei der Betonung für seltsame Stimmungswechsel oder unfreiwillige Komik. Auch Adams Mitmenschen ahnen, dass in ihrer abgeschotteten, vordergründig heilen Welt einiges im Argen liegt. Irgendetwas hält sie allerdings zurück, den Ungereimtheiten weiter nachzugehen. Zerrissenheit ist allgemein ein stetig wiederkehrendes Thema: In der Familie, zu Androiden, zwischen den zwei Welten, in der eigenen Persönlichkeit.
Hab‘s mir aus reiner Neugierde auch mal besorgt. Und bin jetzt ein paar Stunden drin.
Tja, was soll ich sagen... es ist in etwa soviel Spiel wie eine Visual Novel. Eigentlich hat man nicht viele Möglichkeiten irgendwas zu entscheiden, jedenfalls hab ich bisher nicht den Eindruck gewonnen. Und das hatte ich auch in etwa erwartet, also kein Problem. Manchmal hab ich Abends auch gern mal etwas passivere Unterhaltung, und für solche Situationen ist das genau richtig. Ich hab bisher auch noch zu keiner Zeit irgendwie mal rätseln müssen, was als nächstes zu tun war (sowas wie Questmarker und dicke „da-lang-Pfeile“ gibt es zum Glück nicht, nur Icons zum Interagieren mit Objekten), weil man immer ziemlich direkte Hinweise dazu bekommt. Wenn der eigene Charakter nach einem Telefonat z.B. sagt „ich muss jetzt arbeiten“, dann geht man natürlich an den Rechner. Entsprechend anspruchslos ist das eigentliche Vorankommen. Es ist eben kein Spiel im eigentlichen Sinne.
Eigentlich bleibt also bei diesem Titel nur die Story zu bewerten, und bisher finde ich die noch recht spannend und gut umgesetzt. Man wird immer genau so viel im Dunkeln gehalten, dass man wissen will wie es weitergeht. Man bekommt Gelegenheit Theorien über die Zusammenhänge zu entwickeln und das finde ich durchaus unterhaltsam. Klar, man muss ein bisschen was mit dem Thema anzufangen wissen. Aber bisher hab ich an der Front nichts zu meckern und das ist bei diesem Typ „Spiel“ das wichtigste.
Optisch und Soundtechnisch finde ich das Ganze sehr gut inszeniert, der Look ist überdesignt aber unverbraucht. Die Synchronisation ist ebenfalls gelungen, nur die Mimik ist tatsächlich etwas hölzern, und das ist sicher auch dem Budget geschuldet. Es ist halt kein AAA-Spiel.
Wenn sich das Spiel so weiterentwickelt wie es angefangen hat, dann denke ich war das vielleicht noch nicht das GotY 2018, aber auch absolut kein Fehlkauf. Für jemanden wie mich, der selten Filme guckt oder Bücher liest, ist das jedenfalls ne willkommene...
Was passiert, wenn man Matrix, Westworld und Ex_Machina in einem Topf wirft. Heraus kommt State of Mind, dass ziemlich enttäuscht, weil es bei diesen wichtigen Themen nur an der Oberfläche kratzt. Warum hat man sich nicht nur auf eins konzentriert?
Und es stellt sich für mich die Frage:
Habe es mir jetzt zugelegt und bin positiv überrascht. Übrigens, ich habe 40 Euro bezahlt, bitte nicht steinigen.
Ich kaufe alles im PSN und wäge dann ab wann ich es brauche und was ich dafür bezahlen will.
Die Indies und Spiele mit niedrigerem Standardpreis bekommen bei mir oft qualitätsbedingt den "Vollpreis" zumindest wenn ich denn gerade ein Spiel brauche oder übertrieben Bock drauf habe. Ein 70€ AAA Vollpreisspiel schafft das zugegeben seltener bei mir. Eigentlich nur Sportspiele, weil man ja möglichst die komplette Saison abdecken möchte und Hypetitel wie Uncharted/The Last of Us (evtl Red Dead Redemption 2)
Da greife ich bei den kleinen einfach schneller mal zu. Insbesondere weil man die paar Spielstunden meist auch gut einplanen kann im Vergleich zu den großen Dingern.
Ich mache das aber nicht aus einer politischen Motivation heraus sondern bediene lediglich halbwegs sinnvoll meinen Konsum.
Dafür habe ich einfach ein paar mal zu oft ein...