Öde Missionen…
Zumindest auf dem Blatt Papier zählen die Nebenmissionen wohl als weiterer Motivator, sich abseits der Hauptstory in der Spielwelt herumzutreiben. Bedauerlicherweise serviert Stellar Blade größtenteils sinnlose Beschäftigungstherapie, bei der eine bestimmte Anzahl Monster besiegt werden oder ein spezifischer Ort untersucht werden soll – vor allem am Schwarzen Brett der Stadt findet ihr Aufträge dieser Art zuhauf. Noch dazu mangelt es den Bewohnern Xions an attraktiven Belohnungen: Meist bekommt ihr lediglich einen Haufen Gold in die Hand gedrückt, von dem ihr beim Spielen sowieso mehr erhaltet, als ihr bei den wenigen Händlern für Gegenstände, neue Kleidung oder Accessoires ausgeben könnt.
Spannender sind da schon die eingestreuten Geschichten, die das Schicksal einiger Individuen beleuchten: Da müsst ihr einem kleinen Roboter schon mal bei einer Identitätskrise unter die mechanischen Arme greifen oder einer Sängerin zu neuen Beinen verhelfen – deutlich lohnenswertere Ausflüge als die x-te Suche nach verlorenen Memory Sticks oder vermissten Personen. Einem klassischen Spielproblem kann sich Stellar Blade aber auch hier nicht entziehen: Erreicht ihr bestimmte Orte, ohne die dafür wichtige Mission angenommen zu haben, könnt ihr dort mit nichts interagieren und müsst später wiederkommen. Zu viel Forscherdrang im frühen Spielverlauf solltet ihr also vermeiden, dafür gibt es aber immerhin ein großzügiges Schnellreisesystem.
…und spielerische Abwechslung
Eine weitere Gemeinsamkeit, die sich Stellar Blade mit Vorbild NieR: Automata teilt, ist die Abwechslung in Sachen Gameplay. In Abschnitten, in denen eure Nahkampfwaffe gesperrt ist, mutet das Spiel dank Atmosphäre und dem Fokus auf eure schießende Drohne auch schon mal wie ein Survival-Horror-Shooter an – obwohl Dinge wie Munitionsmangel hier leider keine Rolle spielen. Dazu kommen seichte Rätsel in Form von verschiebbaren Kisten, Kletterpassagen und wilde Rutschpartien wie bei Uncharted, Minispiele wie das Hacken aus Bioshock, schnelle Eingaben mit dem D-Pad oder das typische Angeln. Bietet das alles Unterhaltung par excellence? Natürlich nicht, aber ihr bekommt zumindest auch mal was anderes aufgetischt als nur Zwischensequenzen oder Schwerterklirren.
Doch Diversität nur um der Diversität Willen ist nicht zwangsläufig eine gute Idee und einige Punkte sind nicht ausgereift genug, als dass sie sich einen Platz in der insgesamt durchaus polierten Erfahrung verdient hätten. Während das Emporklettern an Fels- oder Häuserwänden durch stumpfes Halten des Sticks in Verbindung mit der X-Taste größtenteils problemlos funktioniert, ist das Schwingen von Seil zu Seil manchmal etwas unpräzise und ein unglücklicher Sturz keine Seltenheit. Außerdem beinhalten einige Passagen Laser oder Kreissägen, die bei Berührung den sofortigen Tod bedeuten, was zwar nicht unbedingt zu Frust, mindestens aber zu einem genervten Augenrollen führt.
Die seichten Rätsel drosseln derweil unnötig das Spieltempo: Die Kisten sind schwerfällig und lassen sich nur mit viel Mühe über den Boden schleifen, die Minispiele, um ausgewählte Schatztruhen zu öffnen, sind unnötige Barrikaden statt cleverer Kopfnüsse. Die spielerische Abwechslung in Stellar Blade ist gut gemeint, nimmt nicht zu viel Raum ein, und einige Action-Sequenzen, inklusive der obligatorischen Quick-Time-Events, lassen das Adrenalin durchaus in die Höhe schnellen. An manchen Stellen wäre weniger aber mehr gewesen, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: Das Kampfsystem.
Ab in die Offensive
Womit wir beim Herz- und Glanzstück des Spiels angekommen wären: Es fällt schwer, angesichts des gerade erst in meinen Ohren verhallenden Klang der aufeinanderprallenden Klingen, die nicht nur das Metall, sondern auch meinen Controller zum Schwingen bringen, nicht einfach in hemmungsloses Schwärmen zu verfallen. Daher zunächst einmal ein grober Abriss, wie genau die Auseinandersetzungen in Stellar Blade eigentlich funktionieren: Um den Neytibas den Garaus zu machen, nutzt ihr klassischerweise leichte (Viereck-Taste) und schwere Angriffe (Dreieck-Taste), die sich auf viele unterschiedliche Arten miteinander kombinieren lassen.
Dabei ist es nicht nötig, Stunden im Trainingsraum zu verbringen, um alle möglichen Variationen zu üben: Viele Stränge sind äußerst simpel, die Menge an Optionen angenehm überschaubar, aber nichtsdestotrotz sehr ansehnlich in der Umsetzung. Habt ihr eine oder zwei Standardkombinationen verinnerlicht, könnt ihr euch mit den Beta-Fähigkeiten vertraut machen, die ihr durch das Drücken der linken Schultertaste und einem weiteren Knopf ausführt. Vier an der Zahl, jede davon mit unterschiedlichem Nutzen, kann ins Feld geführt und im Talentbaum verbessert werden. Falls ihr euch mal verskillt, ist das auch kein Problem: Mit dem entsprechenden Gegenstand lassen sich ausgegebene Punkte jederzeit zurücksetzen.
Später kommen zu den Beta-Fähigkeiten noch die mächtigen Schubangriffe, für dessen Ausführung ihr die rechte Schultertaste plus einen der vier rechten Knöpfe benötigt. Weil Eve diese Spezialattacken aber nicht einfach unbegrenzt abfeuern kann, müsst ihr vorher die entsprechende Leiste aufladen: Beta-Energie sammelt ihr durch das bloße Angreifen von Feinden, Schubenergie akkumuliert sich hingegen, indem ihr perfekt pariert, ausweicht, blinzelt oder zurückschlagt – dazu gleich mehr. Um eure Feinde möglichst effizient in die Knie zu zwingen, gilt es natürlich, in euer Dauerfeuer aus Kombinationsattacken auch Beta-Fähigkeiten und Schubangriffe unterzubringen, und dabei die jeweiligen Leisten im Blick zu behalten. Apropos Leiste: Einen Balken für Ausdauer gibt es nicht, Soulslike-Hater dürfen also jubeln.