Ansonsten bekommt ihr recht traditionelle und einsteigerfreundliche Rundenstrategiekost serviert. Das heißt ihr bewegt eure Recken Zug um Zug auf gerasterten Schauplätzen gen Feind, nutzt Höhen- und Stellungsvorteile, lasst hin und wieder flächendeckende Team- oder Spezialangriffe vom Stapel und sammelt fleißig Erfahrungspunkte und in Kisten versteckte Kriegsbeute. Auch Reit- und Fluggetier steht gelegentlich zur Verfügung. Genrekenner finden sich jedenfalls schnell zurecht. Doch auch Anfänger benötigen aufgrund unveränderbarer Waffen und Klassen, vollautomatischer Levelaufstiege sowie eines spielbegleitenden Tutorials nur wenig Einarbeitungszeit.
„Schaut mal, ich habe mir ein Imtim-Piercing machen lassen!“ – „Wie denn? Wir haben ja keine Augen…“ |
Doch was für Neulinge angenehm ist, dürfte Hardcore-Strategen mit der Zeit fast schon langweilen – vor allem, da auch der einheitliche Schwierigkeitsgrad bis auf wenige Ausnahmen eher harmlos ist. Selbst nach einer verlorenen Schlacht dürft ihr alle im Kampf gesammelten Erfahrungspunkte behalten und entsprechend gestärkt einen Neuversuch wagen. Da überrascht es fast, dass manche Charaktere durch eine Niederlage im Kampf dauerhaft sterben können, was nicht nur Komplettisten ärgern dürfte.
Etwas unfair sind auch ohne Vorwarnung herbei teleportierte Gegner, die euch teils urplötzlich in den Rücken fallen. Das ist besonders deswegen ärgerlich, da man während der teils über eine Stunde dauernden Schlachten nicht speichern kann. Es gibt zwar eine Quicksave-Funktion, aber die ist so sinnlos wie eine Brieffreundschaft mit einem Analphabeten. Speichert ihr euren Fortschritt nämlich ab, wird das Spiel sofort beendet und ladet ihr den Spielstand wieder neu, wird er umgehend gelöscht – super Idee… Etwas unpassend fand ich es auch, dass Gegnerreichweiten nur mittels zweifelhafter Symbole und nicht wie sonst üblich durch Bewegungs- und Angriffsradien gekennzeichnet werden.
Wer nämlich glaubt, dass er sich, so lange kein gegnerisches Schwertsymbol angezeigt wird, in Sicherheit befindet, wird durch eine nicht miteingerechnete Magieattacke oftmals schonungslos eines Besseren belehrt – was einfach nicht sein dürfte. Ein ähnliches Unding stellt die nur marginal drehbare Spielansicht dar, unter der die Übersicht manchmal ganz schön leidet.
Sicher geankert
Ansonsten könnt ihr aber ungetrübt taktieren, euch in Städten gegen Bares mit durchschlagskräftigerer Ausrüstung eindecken, im Feldlager gesammelte Talentpunkte auf persönliche Fähigkeiten verteilen oder euch für eine von zahlreichen Nebenquests verdingen. Jedenfalls gibt es abseits des knapp dreißig Stunden umspannenden Hauptplots immer etwas zu tun. Egal, ob ihr euch in der Wildnis etwas auflevelt, mit fähigkeitsverleihenden Runen herum experimentiert oder nach neuen Mitstreitern Ausschau haltet. Die für Suikoden typische 108köpfige Party werdet ihr zwar nicht zusammen bekommen, aber wer fleißig sucht, die Kampagne ein zweites Mal angeht und einen Spielstand von Suikoden IV mit allen 108 Sternen des Schicksals auf der Memory Card schlummern hat, darf sich immerhin auf stolze 60 rekrutierbare Helden freuen, von denen bis zu einem Dutzend gleichzeitig in die Schlacht ziehen können.
Je nachdem, welche Charaktere ihr in eurer Gruppe habt, könnt ihr durch Plaudereinlagen während eines Kampfes sogar deren Beziehungen festigen und so serientypische Teamangriffe erlernen, die zwar nicht immer einfach zu bewerkstelligen sind, das Blatt in einer Schlacht aber durchaus wenden können.
Untermalt wird Suikoden Tactics von einem stimmungsvoll orchestrierten Soundtrack, der zwar manchmal etwas zu stille Töne anschlägt und dadurch ungewollte Einschlafhilfe leistet, aber im Großen und Ganzen doch ein sehr guter Impulsgeber in Sachen Atmosphäre ist. Die Sound-FX sind hingegen recht unspektakulär, bieten aber einige nette Details wie plätschernde Bäche oder murmelnde Zauberer. Sprachausgabe gibt es auch. Sogar jede Menge. Allerdings ist trotzdem nicht jeder Dialog vertont und die Qualität der rein englischen Sprecherriege reicht von überzeugend bis peinlich. Auch die deutschen Untertitel präsentieren sich recht durchwachsen. An sich geht die Übersetzung zwar meist in Ordnung, aber zahlreiche Rechtschreibfehler zeugen nicht gerade von gewissenhafter Arbeit. Dafür begeistert jedoch die PAL-Anpassung, die neben einem balkenfreien 50Hz-Bild, auch 60Hz- und Progressive Scan-fähige Geräte unterstützt. Auch wenn Letzteres angesichts der primitiven Mageroptik fast schon wie eine Farce erscheint.
Die Bewertung mag zwar richtig sein, aber wieso wird das Speichersystem bemängelt? Das ist der Sinn bei nem SRPG das man nicht immer speichern kann. Und die ach so schreckliche Quicksavefunktion ist doch sehr gut. Lange Kämpfe können unterbrochen werden und später fortgesetzt, solche Features werden komischerweise in Spielen wie Fire Emblem gelobt. Was wäre denn wenn es die nicht geben würde? Dann meckert ihr rum das man die Kämpfe nicht unterbrechen kann? Wie man macht ist es falsch oder was...
Eigentlich ist Konamis Suikoden-Reihe eine meiner Lieblingsrollenspielserien. Den Erstling hatte ich seinerzeit geradezu vergöttert. Doch nach dem eher mauen vierten Teil ließ die Sympathie merklich nach. Entsprechend gering waren dann auch meine Erwartungen, als ausgerechnet ein auf Suikoden IV basierendes Taktik-RPG angekündigt wurde. Aber ist Suikoden Tactics alias Rhapsodia, wie es im japanischen Original heißt, wirklich nur ein strategisch gefärbter Aufguss des bis dato schwächsten Sprosses der Serie oder verhilft es ihr am Ende gar zu neuem Glanz?<br><br>Hier geht es zum gesamten Bericht: <a href="http://www.4players.de/rendersite.php?L ... CHTID=4351" target="_blank">Suikoden Tactics</a>