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Sunless Skies (Rollenspiel) – Morbide Himmelsfahrer

Noch vor der Wende zum 19. Jahrhundert wurde London zwischen den Wolken neu erbaut: als fliegende Steampunk-Metropole, in der Teufel und andere Wesen ein- und ausgehen. Die Sonne war längst erloschen – ein künstlicher Stern beleuchtet die viktorianische Kulisse, dessen Licht drastische Folgen auf jeden haben kann, der sich ihm nähert. Und ihr werdet euch ihm nähern. Denn wer auch nur das geringste Interesse an gut geschriebenen Geschichten hat, sollte sich Sunless Skies nicht entgehen lassen!

© Failbetter Games / Failbetter Games / Digerati

Pest oder Cholera?

Sunless Skies vereint also interaktives Erzählen mit klassischem Rollenspiel – und wenn ich vorher schrieb, dass ihr Handel treibt sowie Missionen erfüllt, dann ist das womöglich nicht das Privateer, das ihr euch vorstellt. Im Vordergrund steht nämlich nicht das Vollladen gigantischer Frachträume, sondern zunächst einmal das Überleben, um von einem Hafen überhaupt den nächsten zu erreichen.

Dafür benötigt die Lokomotive Treibstoff und die Mannschaft Verpflegung. Außerdem sollten genügend Crewmitglieder an Bord sein, die sich um den sicheren Betrieb des Vehikels kümmern. Sind es zu wenige, kippt schon mal wertvolle Fracht um – was dann? Lasst ihr die teuren Güter sausen oder ordert ihr einen gefährlichen Rettungseinsatz, bei dem mit ziemlicher Sicherheit jemand den Tod findet? Zwischenfälle dieser und anderer Art verstärken zu allem Überfluss den allgemeinen Angstzustand, was irgendwann noch viel drastischere Ereignisse mit noch viel größeren Folgen heraufbeschwört.

Dieses ständige Abwägen, oft nur das Entscheiden zwischen zwei Übeln, das ist Sunless Skies. Das und die hervorragend geschriebenen Texte, über die Failbetter Games eine Welt erschafft, die ihresgleichen sucht. Ich kenne außerhalb von Fallen London keine andere Spielewelt, die alleine durch ihre Beschreibungen so vielseitig und so greifbar ist. Jedes Erlebnis ist seine eigene besondere Kurzgeschichte.

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Geschichten und Entscheidungen: Sunless Skies verbindet Spiele wie Elite oder Pirates! mit einem hervorragend geschriebenen Buch. © 4P/Screenshot


Revoluzzer an die Macht!

Und obwohl der Warenaustausch eben nicht im Vordergrund steht, so tut es dem Hin- und Herfliegen extrem gut, dass man Suchanfragen erfüllt, um z.B. Kisten mit Munition oder Bruchstücke roher, unverarbeiteter Zeit auszuliefern. Im Idealfall hat man die Bruchstücke sogar auf dem eigenen Stück Land abgebaut, wofür man selbstverständlich wertvolle Mannschaftsmitglieder abstellen muss. Man schraubt Werkzeuge an die Lokomotive, um von im All schwebenden Baumstämmen Holz abzubauen oder Gebäude nach Proviant zu durchsuchen. Man stattet sie mit Waffen, Schilden oder einem größeren Frachtraum aus, um sich auch hier nicht nach Belieben zu vergrößern, sondern immer abzuwägen, für welche Zwecke man sich mit den begrenzten Modulplätzen spezialisieren will.

Ach, und man hat die Wahl, welche Fraktionen man unterstützen möchte oder ob man sich aus diversen Streitigkeiten lieber raushält. Ich habe etwa dem einfachen Arbeitervolk geholfen, wo ich mich auch auf die Seite der wirtschaftlichen Elite hätte schlagen können. Die Folge war eine Revolte, die sogar Auswirkungen aufs Spiel hatte. Das verleiht dem Szenario natürlich zusätzliche Tiefe – auch wenn sich nicht jeder beschriebene Wandel mit den manchmal unveränderlichen Interaktionsmöglichkeiten deckt.

  1. Ich habe seinerzeit Sunless Sea gespielt und war von Atmosphäre und Setting beeindruckt. Nur die Stories waren mir nicht interaktiv genug, hat sich da bei Sunless Sky etwas geändert? Bei Sunless Sea z.B. steuere ich einen Hafen an, bekomme eine nette Geschichte präsentiert, aber außer ein paar Entscheidungen treffen und Text lesen ist nicht viel los. Und dann fährt man zum nächsten Hafen und ließt sich die nächste Geschichte durch. Und egal wie spannend die Geschichte auch war, danach steht man wieder mit zu wenig Treibstoff, Nahrung, etc. da.
    Ich bin mir nicht sicher ob ich das richtig in Erinnerung habe, aber es war auch oft so, dass ich keinen Überblick über die akzeptierten Missionen habe. Wenn man das Spiel mal ein paar Tage liegen lässt, kommt man ohne Notizen nicht mehr rein.

  2. :-) Nervenschonender ist Skies auf jeden Fall! Ich finde die Survival-Aspekte auch richtig gut, nur die Roguelike-Elemente brauch ich halt nicht. Gerade in Verbindung mit dem deutlich langsameren Ablauf war Sea da klar im Nachteil - sprich, Skies ist in der Beziehung meiner Meinung nach wirklich das rundere Spiel.

  3. 4P|Benjamin hat geschrieben: 09.02.2019 02:06 Da schreibt man das extra in den Test.... ;-P
    Zum einen kannst du Sunless Skies so spielen, dass du nach dem Tod nicht praktisch komplett von vorn startest, sondern den (automatischen) Speicherpunkt am letzten Hafen fortführst und zum anderen kannst du den Ressourcenverbrauch in zwei Stufen runterregeln. Dabei empfand ich den Verbrauch schon auf der höchsten Stufe als nicht sehr fordernd. Am Anfang ist es relativ schwer und man muss erst mal reinkommen. Aber ziemlich schnell hat man noch dazu genug Geld, um im Frachtraum immer mehr als genug Treibstoff und Proviant zu haben. Erkunden fällt deshalb relativ leicht.
    Danke für die Info, Ben. Hast ja Recht, die Survival bzw. Grindingmechaniken werden im Test gut und ausführlich beschrieben. :Blauesauge: Mir ging's vor allem um den direkten Vergleich zum Vorgänger, weil ich diese Element nicht per se schlecht, in Sunless Sea jedoch zu dominant finde. Das mit dem regelbaren Ressourcenverbrauch klingt da erstmal ganz nett und nervenschonend.

  4. Da schreibt man das extra in den Test.... ;-P
    Zum einen kannst du Sunless Skies so spielen, dass du nach dem Tod nicht praktisch komplett von vorn startest, sondern den (automatischen) Speicherpunkt am letzten Hafen fortführst und zum anderen kannst du den Ressourcenverbrauch in zwei Stufen runterregeln. Dabei empfand ich den Verbrauch schon auf der höchsten Stufe als nicht sehr fordernd. Am Anfang ist es relativ schwer und man muss erst mal reinkommen. Aber ziemlich schnell hat man noch dazu genug Geld, um im Frachtraum immer mehr als genug Treibstoff und Proviant zu haben. Erkunden fällt deshalb relativ leicht.

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