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Sunset (Adventure) – In der Haut einer Zeitzeugin

Seit 2002 entwickeln Auriea Harvey und Michael Samyn Videospiele: Mit The Path erzählten sie ohne Kampf und Rätsel eine starke Geschichte, lange bevor Dear Esther Wellen schlug. In Luxuria Superbia ergründeten sie sinnliche Erfahrungen durch das Berühren eines Touchscreens. Während Abenteuer wie Gone Home mit den Mechanismen der Ego-Shooter aber das Erzählspiel weiter etablierten, verweigerte sich das Entwickler-Paar den vertrauten Standards. Sunset ist eine erste Annäherung.

© Tale of Tales / Tale of Tales

Oder doch? Wie wichtig sind die kleinen Entscheidungen des Alltags? Wie viel bedeuten sie ihr selbst? Denn darum geht es in Sunset: um den Augenblick. Um das Hier und Jetzt, das in einem glaubwürdigen Gesellschaftsportrait vielschichtiger ist als die Entscheidung „Scharfschützengewehr oder Schrotflinte?“. Selten hat ein Videospiel dabei so eindringlich einen alltäglichen Widerspruch beschrieben wie diesen: Sie als gebildete Vertreterin einer aufstrebenden Moderne, er als Hüter der Tradition. Es ist nur eins der Themen, die diesem virtuellen Raum Tiefe verleihen.

Virtual Reality

Als Angela im Mai 1972 an ihrem neuen Arbeitsplatz ankommt, ist das Appartement leer. Es liegt kein Teppich, keine Möbel stehen, weder Lampen noch Gemälde hängen an ihrem Platz. Erst wenn sie die ersten Kisten

auspackt, füllt sie die Suite mit Leben. Mit Notwendigkeiten, mit Kunst, mit Musik. Man macht sich die Spielwelt

Die Musik der 70er



Jazz, Oper und Volksweisen: Die Musik des Spiels beschreibt den Zeitgeist einer ganzen Epoche – komponiert wurden sämtliche Stücke von Austin Wintory (Journey, The Banner Saga), der mit Sunset einen der besten Soundtracks des bisherigen Jahres geschrieben hat.

Das komplette Album gibt es auf Steam und zum kompletten Probehören auf Bandcamp. © 4P/Screenshot

zu eigen. Man lauscht zeitgenössischem Jazz und den Arien einer Oper, während man nach getaner Arbeit die Kunstwerke an Ortegas Wänden ausgiebig wirken lässt.

Man stellt den Kalender auf das aktuelle Datum, jeden Tag aufs Neue. Man wächst hinein in alltägliche Dinge , die den Schauplatz zu einem vertrauten Ort werden lassen. Manche Abläufe sind zwar zu strikt vom  Kontext abhängig, trotzdem spürt man diese Welt mit allen Sinnen und entwickelt ein Gefühl für die Themen, von denen sie durchdrungen ist. Anders als in Dear Esther und Gone Home wird man zu einem Teil des fiktiven Zeitgeschehens, anstatt wie ein Forscher im Nachhinein zu ergründen. Spätestens wenn Gabriel Ortega einige Wochen lang nicht nach Hause kommt, Angela jeden Tag die Post auf dem Tisch ablegt und alle Freiheiten in seinem Heim genießt, kommt man mit ihr an einem echtem Zuhause in einer echten Welt an.

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Im Mittelpunkt steht nicht der gesellschaftliche Umsturz, sondern eine ganz normale Person. © 4P/Screenshot

Wenn Wirklichkeit ins Stottern kommt

Diese Tiefe hätte Tale of Tales allerdings auch technisch erreichen müssen, denn Sunset leidet unter ärgerlichen Schwächen, die das emotionale Erleben schmälern. Die volle Detailstufe der stilvollen, technisch aber sehr einfachen Grafik benötigt etwa einen unverschämt starken Rechner. Während die Steuerung mit dem Gamepad zudem einwandfrei funktioniert, ist das Konfigurieren eines Controllers umständlich und stellenweise unverständlich.

Beschreibungen zu manchen Objekten verschwinden außerdem, sobald man versehentlich ein daneben liegendes anvisiert und Entscheidungen darüber, wie Angela ihre Arbeit ausführt oder auf eine Notiz ihres Arbeitgebers antwortet, werden über das Bewegen des Blickwinkels getroffen – was nicht aus jeder Position einwandfrei funktioniert. Vielleicht hätte Tale of Tales bewährte Werkzeuge nutzen sollen, die eine ähnliche Umgebung wie das Apartment Ortegas zu einer Kulisse ohne ärgerlichen Schluckauf hätten werden lassen.

  1. Einfach nur stark. Die Umgebung, die Kunst, die Musik und die Story. Ich würde mich gerne oft mit solchen Spielen vergnügen. Leider sind sie schwer zu finden. Ich muss sagen, um so kultivierter desto lieber.

  2. Es geht nicht mehr um das Spiel oder einen einfachen Meinungsaustausch oder das Beantworten von Fragen bzw Tipps, sondern nur noch um den Troll. Und seine "Ansichten" zu widerlegen.
    Ja sehr schön geschrieben und recht hast du. Ich versuche in Zukunft auch mehr Gelassenheit diesbezüglich an den Tag zu legen und seltener so etwas vor zu kramen.
    Vielleicht wäre mal ein Meinungslimit interessant. Nur 60 verfügbare Posts pro Monat oder so... :) Dann macht man sich selber auch mehr Gedanken was und wo man schreibt und ob es einem das Wert ist.

  3. Mir geht es generell um die Diskussionskultur, die sich mit der Zeit hier etabliert hat. Besonders durch Arschlöcher wie KATA. Letztendlich gebe ich aber nicht den Trollen die Schuld daran, sondern allen anderen. Die, die immer wieder auf die gleichen platten Sticheleien reinfallen. Es werden stets die gleichen Floskeln neu verpackt. Und jede weitere Diskussion ist ab dem Zeitpunkt irrelevant. Es geht nicht mehr um das Spiel oder einen einfachen Meinungsaustausch oder das Beantworten von Fragen bzw Tipps, sondern nur noch um den Troll. Und seine "Ansichten" zu widerlegen. Was aber eben meist nur eine Provokation ist, der dann auch nicht viel mehr folgt. Im schlimmsten Fall landet der Thread dann im Grundsatz-Diskussions-Keller und verebbt kurz darauf. Sarkesian Threads waren immer gut darin, diesen Kreislauf darzustellen. Wie eine jährliche Theater Aufführung. Nichts ändert sich, nichts bewegt sich vorwärts.
    Ja, die tatsächliche Anzahl der Trolle ist gering. Aber sie sind effizient. Sie kassieren die ganze Aufmerksamkeit. Die Währung des Internets.
    Auch der "Arthouse Games" /"Virtual Art Galery" Diskussion kann ich nichts abgewinnen. Ich sehe keinen Effekt auf Videospiele an sich. Call of Duty und Assassins Creed werden wohl kaum Elemente dieser Bewegung aufgreifen, nur weil Gone Home die Millionenmarke durchbrochen hat. Diese Spiele stellen keine Gefahr für die Spieleentwicklung dar. Auch nicht langfristig. Die sind einfach da.
    Das Problem der Leute ist das gleiche, wie wenn ein zB Strategiespiel besser bewertet wird als ein Shooter und die Leute da schreiben "10% schlechter als XYZ?". Genres sind da selten vergleichbar. Gerade mein Beispiel, bei denen sich das Gameplay fundamental unterscheidet.

  4. crewmate hat geschrieben:Dachte ich mir.
    Hmm?
    Bezog sich dein Beitrag bezüglich Trolling auf meinen Beitrag oder den Beitrag von EvilGabriel? So wirklich konnte ich das aus deinem Beitrag nicht herleiten. Zugegeben mein Beitrag und meine Ansicht im vorherigen Post mag Arrogant erscheinen, ist letztlich aber nur eine (wirklich nicht wertend gemeinte) Äußerung zur Darstellung der Sachverhalte aus meiner Perspektive.
    Ich denke die Anzahl aktiver Trolle ist im Netz bestimmt kleiner als allgemein angenommen, da viele sich aus ihrer Perspektive heraus wirklich so wahrnehmen.
    Daher möchte ich auch gleich noch mal betonen das ich EvilGabriel dafür auch keinen Vorwurf mache.
    Aber Spiele wie Journey, Flower etc. haben nun einmal null Inhalt oder erwähnenswertes Gameplay, sondern leben nur von dem, was Leute aufgrund
    des "künstlerischen Aspektes" hineininterpretieren.
    Ich wollte vielmehr nur eine neue Perspektive aufzeigen.
    Wenn ich Dinge schreibe wie:
    Jemand der vielleicht noch nicht verliebt war, kann ein Lächeln oder die Mimik einer anderen Person ebenfalls nicht deuten. Ähnlich wie manche Menschen Asexuell zu sein scheinen und bestimmte Reize nicht wahrnehmen oder interpretieren können.
    Dann ist das nicht wertend gemeint. An dieser Stelle möchte ich mich dafür entschuldigen wenn das falsch herüber gekommen ist. Viele Menschen, ja wahrscheinlich sogar die meisten und eventuell jüngere befinden sich in dieser Situation. Das ist ja nichts negatives. Im Leben kommt man doch immer wieder und wieder und wieder an die Punkte die man selbst so nicht erlebt hat. Wenn nicht dauernd neue Dinge hinzu kommen sollte man vielleicht selber für die eigene Abwechslung neue Inspirationen suchen. Die sind eigentlich auch immer die schönsten weil sich ansonsten wahrscheinlich die Langeweile breit macht.
    Jetzt besteht die Möglichkeit das EvilGabriel diese Erfahrungen schon gesammelt hatte.. aber dann gäbe es doch keinen Sinn anderen diese Spiele oder diese Erfahrung madig zu machen oder?...

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