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Superbrothers: Sword & Sworcery (Action-Adventure) – Superbrothers: Sword & Sworcery

Egal ob Action, Adventure oder Rollenspiel – man hat die meisten schnell durchschaut. Es ist immer dasselbe Geballer, Geklicke und Gehacke. Kaum hat man ein paar Schritte gemacht, kennt man die ganze Spielwelt. Wer sehnt sich nicht nach einem Abenteuer mit fremdartiger Seele, das wenigstens eine Zeit lang mehr Mythos als Mainstream ist? Es müsste ein Erlebnis wie in alten Tagen geben, als alles rätselhafter und spannender war, als man immer weiter in ein Mysterium aus Pixeln gelockt wurde, bis man die Zeit vergaß. Jedenfalls manchmal.

© Superbrothers, Jim Guthrie, Capy / Apple

Ein digitales Märchen

Nach dem Kampf gegen diese kreatur hat man die Wahl: Leben oder Tod für den Feind?

Eine was? Eine Schallplatte. Sie ist quasi das symbolische Leitmotiv des Spiels, die Brücke zur Moderne, die vom Menü über die einzelnen Kapitel bis hin zur Welt immer wieder auftaucht. Wer sich in der Hütte des Holzfällers nieder lässt, bekommt nicht nur Lebenspunkte zurück, sondern kann mit einem Tipser auf die Platte in das Reich der Träume wechseln. Dann wird sie von A auf B gedreht und man findet sich in blaugrauer Nacht auf einem Berg wieder. In dieser Anderwelt kann man dann die wichtigen Rätsel lösen, indem man auf die Töne und Zeichen achtet, denen man zwischen Felsgraten und Lichtungen, zwischen Höhlen und Monumenten begegnet.

Halte ich den Finger auf der Kriegerin gedrückt, wechselt sie in eine Art Zaubermodus. Eine kugelrunde Aura umgibt sie und ich kann bestimmte Stellen in der Landschaft markieren oder Feinde stoppen. Manchmal kann es auch helfen, das Schwert in den Boden zu rammen oder gen Regenbogen zu recken, um ein Geheimnis zu lüften. Manchmal muss ich die richtige Mondphase abwarten – oder kann ich sie selbst einleiten? Neben diesen kreativen Herausforderungen gibt es allerdings auch einige sehr simple Suchrätsel, die lediglich das Markieren von ein paar Büschen verlangen. Komme ich mal nicht weiter, helfen die Andeutungen von Anzugmann, Holzfäller, Hirtin oder gar Hund im Menü. Aber dazu muss man des Englischen mächtig sein, denn die kryptischen Kommentare lassen sich manchmal nicht auf Anhieb richtig deuten.

Heldenepos mit Augenzwinkern

Hier wirkt die Spielwelt zwar so archaisch wie ein Heldenepos. Aber kaum hat man ein Kapitel hinter sich, begrüßt einen der Mann im Anzug, die Zigarre schmauchend und sarkastisch gratulierend: „Du bist ein ganz toller Held. Aber jetzt ruh dich erstmal aus. Lass uns morgen weiter spielen.“ Das erinnert fast an Peter Lustig, der nach einer Sendung Löwenzahn zum Ausschalten auffordert. Überhaupt wird die ganze Story mit einem Augenzwinkern erzählt.

Trotzdem fühlt man sich noch kurz vor dem Finale wie auf einer digitalen Odyssee, wie ein verfluchter Reisender auf der Suche nach Erkenntnis. Keine Bange: Das ist weder ein esoterischer Trip für Sinnsucher noch ein pathetischer Kreuzzug für Polygonflüchtlinge. Die poetische, aber auch sehr elegante Story um die Kriegerin wird nicht nur mit einem herrlichen Augenzwinkern, sondern auch auf besondere Art erzählt. Wer den Holzfäller antippt, bekommt das hier:

„TO THE MOUNTAIN FOLK OF THE CAUCASUS HE WAS KNOWN AS ‚LOGFELLA‘ … HE SEEMED COOL.“

„LOGFELLA KNEW ALL ABOUT OUR WOEFUL ERRAND … HE AGREED TO LEAD US UP TO THE OLD ROAD.“

„STILL WE DEFINITELY GOT THE FEELING THAT HE WASN’T SUPER JAZZED ABOUT THIS.“

In dieser Hütte brennt ein Feuer: Wer sich dort nieder lässt, kann in die Traumwelt wechseln.

Man quatscht sich also nicht aktiv durch pathetische Dialoge, sondern liest quasi die teilwiese süffisanten Kommentare aus der Wir-Perspektive – auch hier werden Mythos und Moderne verbunden. Und auch hier fragt man sich: Moment, wer ist „wir“? Der Hund und die Skythin? Der Anzugmann, der Hund und die Skythin? Das ganze Internet, das man jederzeit über direkten Twitterzugang über den Stand seines Abenteuers und die skurrilen Texte informieren kann?
Wie auch immer: man folgt dem Holzfäller zur alten Straße, wo sich sehr schnell die ersten Geister, Gräber und Gefahren zeigen.

Geniale Soundkulisse

Man genießt selbst im Angesicht des Todes jeden dieser rätselhaften Augenblicke zwischen urigen Pixelwäldern und einer Soundkulisse, die auf dem iPad Ihresgleichen sucht – Kopfhörer einstöpseln und genießen: Vom leisen Rascheln eines Busches über das gemütliche Knistern eines Feuers bis hin zur Musik von Jim Guthrie, die wie eine moderne Ballade anmutet und mit ihren lieblichen bis geheimnisvollen Tönen weitaus subtiler ist als die pompösen Orchester, die sonst aufspielen.

Zumal der Klang auch ein Teil der Rätsel sein kann: Geräusche sind nicht nur wichtige Stimmungsträger für die epische Atmosphäre, sondern weisen auch auf Lösungen hin – welche Bäume muss man in welcher Reihenfolge antippen? Das Ohr weist den Weg für die Finger. Auch die spielen natürlich eine große Rolle innerhalb der Rätsel auf dem Touch-Bildschirm: Mal muss man schnell über verschiedene Klangquellen wischen, damit ein bestimmter Ton entsteht, oder gleichzeitig von links und rechts Felsformationen aufeinander zu bewegen.

  1. Hab jetzt mal so Rund 1 Stunde gespielt. Sehr geiles Game. Vor allem mit Kopfhörer. Find's cool wie man mit wenigen Pixel eine dichte Atmosphäre hinbekommt.

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