Eigentlich ist die Situation weit weniger dramatisch als es den Anschein haben mag: Jahrhunderte nach einem verheerenden Klimawandel und einem gnadenlosen Atomkrieg erleben Protagonist Donnie und sein nervender Partner – der ehemalige Senator Randolph Jefferson – nur die Nachwirkungen der Katastrophe. Die nur 4000 auserwählten Überlebenden scheinen die Verstrahlung und andere Gefahren zumindest halbwegs im Griff zu haben, die Welt entspricht visuell trotzdem der typischen postapokalyptischen Wüste, wie man sie aus zahlreichen Konkurrenztiteln kennt. Der dreidimensionale Comic-Stil erinnert an Telltale, das Ergebnis wirkt allerdings etwas detailärmer und die Animationen weniger geschliffen. Auch beim Spieldesign orientieren sich die Entwickler am Vorbild: Es gibt nur wenige Rätsel und im Gegenzug viel filmisch inszenierte Handlung mit dramatischen Entscheidungen unter Zeitdruck.
Als das Duo zur Untersuchung des letzten Bunkers mit im Cryo-Schlaf befindlichen Menschen aufbricht, schlägt ihre zu Beginn nur genervte Grundstimmung schnell in Besorgnis um. Warum ist der Bunker so verwüstet und warum spielt die Technik auf derart seltsame Weise verrückt? Während der Spieler diesem Rätsel auf den Grund geht, schaltet die Regie immer wieder in die Zeit vor dem großen Knall um. Dort schlüpft man in die Rolle von Mia, eine Art Hausmeisterin des Bunkers Ark-01. Während draußen die Bomben detonieren, muss sie ebenfalls mit einem Partner zusammenarbeiten, um in der noch nicht komplett fertiggestellten Anlage zurecht zu kommen. Die Ausgangslage erzeugt also bereits eine unheimliche Grundstimmung, welche vom ruhigen Soundtrack passend untermalt wird.
Gemächliches Kurzabenteuer in zwei Zeitebenen
Ich bewege also abwechselnd Donnie und Mia, während ich ab und zu unter Zeitdruck eine Entscheidung treffen muss, an die sich meine Mitstreiter erinnern. Wie höflich oder deutlich mache ich dem aufdringlichen Randolph klar, dass er mich verdammt noch mal nicht bei bei meiner Arbeit stören soll? Ist Mia eine Computerspezialistin oder eine Ingenieurin für Maschinenbau? Auch manche Rätsel müssen unter Zeitdruck gelöst werden, um die Tiefschläfer nicht zu gefährden. Dumm nur, wenn ein Bug dazwischen funkt, der mir eine Situation gleich doppelt vermiest hat: Da eine Tür sich plötzlich nicht mehr öffnen ließ, ging es erst weiter, als ich den Speicherpunkt ein zweites Mal geladen hatte. Nach dem Missgeschick suchte ich meine Umgebung beim nächsten Rätsel noch gewissenhafter nach Hotspots ab. Diese „Trödelei“ sorgte allerdings dafür, dass ich ein Rätsel unter Zeitdruck nicht rechtzeitig abschloss, das Leben vieler Cryo-Schläfer aufs Spiel setzte und mein Partner mich hinterher dementsprechend weniger leiden konnte – na schönen Dank auch!
Auch in ruhigeren Rätseln wirkt die Handhabung nicht ideal: Hotspots erscheinen manchmal erst, wenn man an unsichtbaren Grenzen umständlich in ihre Nähe schreitet, Dialoge lassen sich nicht abbrechen und es gibt nicht mal ein Inventar. Stattdessen schnappt man sich stets nur einen Gegenstand und setzt ihn in der Nähe ein. Das Brecheisen öffnet eine rostige Schaltkonsole, das Benzin wandert in den Generator. Ein derartiker Fokus auf simple „Rätsel“ ist mir fast noch nie in einem Adventure begegnet. Außerdem lässt sich die langsame Schrittgeschwindigkeit zwischen den Objekten nicht einmal durch einen Doppelklick beschleunigen. Auch in ausgelagerten Puzzles müssen später z.B. nur simple Verdrahtungen im Sicherungskasten umgesteckt werden.