Nach 198 Tagen und 80 Stunden Spielzeit habe ich das Idle-Adventure beendet und mich für die Freiheit entschieden. Dabei habe ich das Warten gelernt, denn es passierte immer wieder für lange Zeit nichts. Glücklicherweise lief die Zeit auch weiter, wenn das Spiel geschlossen war. Somit besteht auch die Möglichkeit, das Spiel zu starten, 400 Tagen abzuwarten und dann den König zu wecken. Doch die Neugier ist einfach zu groß gewesen, was einen in dieser Welt erwartet und welche Möglichkeiten sie bietet.
Dabei ist The Longing genau das, was es vermutlich sein will: eine ungewöhnliche Spielerfahrung. Nicht viele Spieler werden den Reiz verstehen, 400 Tage lang in Echtzeit ein so langsames und teilweise ereignisloses Spiel erleben zu wollen. Es gibt keine filmreife Action, keine Abkürzungen, kein „mal eben schnell“. Wenn das Moos sieben Tage Zeit zum Wachsen braucht, dann braucht es sieben Tage Zeit zum Wachsen. Auch gibt es immer wieder kleine Rätsel, die Wege und wichtige Gegenstände freigeben, die nicht nur Zeit benötigen, sondern auch Grips und glückliche Zufälle.
Nicht nur einmal spielte The Longing mit meiner Frustrationstoleranz. Einige Male war der richtige Weg so versteckt, dass ich ihn partout nicht fand und Tage vergingen, in denen jeder Versuch weiterzukommen scheiterte. Oder ich verpasste den richtigen Augenblick, um in Aktion zu treten, weil ich mich während der Wartezeit mit anderen Dingen beschäftigte. Ungeduldige Spieler werden hier an ihre Grenzen stoßen. Doch auch das kann für manche Leute eine interessante Erkenntnis sein oder ein guter Grund, um als Spieler neue oder andere Erfahrungen zu machen. Andere werden es jedoch nur als pure Langeweile empfinden.
Ein kleiner Tipp zum Schluss
Meine Erfahrung zum Spielende behalte ich aus Spoiler-Gründen natürlich für mich. Nach dem Ende wollte ich jedoch das Spiel noch einmal starten, doch der Endbildschirm blieb sowohl bei Neustart als auch Neuinstallation bestehen. Und wieder lautet die Antwort: Geduld.
Hab das Spiel seit gestern. Ich denke das könnte so ähnlich wie SotC sein, was die Resonanz der Spieler angeht. Ich geh mal davon aus, das man enttäuscht wird, wenn man an das Spiel wie an ein typisches Crafting-Game oder Idle-Game rangeht. Es ist mehr eine Reflektion dieser Dinge, als das es ein solches Spiel ist. Aber wer weiß... vielleicht wird auch dieses Spiel ohne es zu wollen zu einer Vorlage für ein ganzes Genre, so wie es auch bei Cookie-Clickern gewesen ist, wo ein Kunstprojekt über die Sinnlosigkeit mancher Spiele zu einem ganzen unironischen Genre wurde.
Was mir aufgefallen ist. Wenn der Schatten ein Buch liest, vergeht die Zeit schneller. Man sieht es auch daran, daß die Sekunden schneller ablaufen. Und er sagt ja auch immer wieder mal, daß er sehr gerne liest, weil dann die Zeit scheller vergeht.
Dafür bleibt aber in der Halle der Ewigkeit die Zeit stehen.
Nun bin ich am zweiten Tag im Labyrinth schon soweit, daß ich ohne eine Hacke nicht mehr weiter komme. Ich muß also erst mal ein paar Tage warten, bis sich ein Stalaktit von der Decke löst und in ein großes Loch fällt, damit der Schatten dann da drüber gehen kann. Ob ich dann auch eine Hacke finde, weiß ich noch nicht.
Also lasse ich ihn Bücher lesen. Die werden von ihm auch gelesen, wenn man das Spiel beendet. Und so vergeht die (Echt)zeit wenigstens ein bißchen schneller.
Wenn ich sage, ich warte auf nen Sale, gehört das dann schon zum Spiel dazu?
Danke für den Test. Habe ihn zwar nur überflogen, weil ich das Teil so unvoreingenommen wie möglich ausprobieren will, trotzdem weiss ich jetzt ja, dass es überhaupt existiert:).
Wahrscheinlich wird mein Schattenmännlein vor Einsamkeit eingehen. Ich kenne mich, unwahrscheinlich, dass er über 400 Tage regelmässig meine Aufmerksamkeit bekommt aber wer weiss...