Es verrät nicht zu viel vom Spiel, dass ich selbst dieser Stanley bin – nicht nur sein „Steuermann“, sondern der wichtigste Teilnehmer dieses Abenteuers. Immerhin schaue [GUI_PLAYER(ID=108068,width=535,text=Keine Szenen aus dem Spiel – die trotzdem einen guten Eindruck davon vermitteln.)] ich schon im Menü auf einen Monitor im Monitor meines Monitors, wobei auf jedem Bildschirm genau das passiert, was in meinem Menü geschieht. Mein Alter Ego sitzt also tagein, tagaus an seinen Schreibtisch, stets mit derselben Arbeit beschäftigt, als es das Fehlen sämtlicher Kollegen bemerkt. Die Geschichte beginnt, als ich mich neugierig in dem leeren Büro umsehe…
Richtig und falsch
… aber darum geht es gar nicht. Das Geheimnis um die verschwundenen Mitarbeiter dient nur als Aufhänger, damit ich mich auf den Weg mache. Tatsächlich dreht sich The Stanley Parable um mich und um die Stimme aus dem Off, die mich auf Schritt und Tritt begleitet. Denn ich habe immer wieder die Wahl, welchen Weg ich einschlage, welchen Knopf ich
drücke oder ob ich einfach auf der Stelle verharre. Und fast jede Entscheidung kommentiert der Erzähler. Köstlich, wenn er fast die Nerven verliert, weil ich wiederholt das Gegenteil dessen mache, das seine Erzählung vorgesehen hat! Wunderbar, wie er nach einer „richtigen“ Entscheidung süffisant mein blindes Folgen anmerkt.
Längst erzählt er ja nicht nur die Handlung, sondern spricht mich direkt an. Etwas Wundervolles will er mir irgendwann zeigen – und tut das Gegenteil. Später fleht er mich händeringend an, ihm nicht weh zu tun. Für einen Preis, den – da lege ich mich fest – kein Spieler zahlen wird. Die Umgebungen sind unterschiedlicher als es zunächst den Anschein hat, es passieren zahlreiche absurde und witzige Überraschungen. Manche regen zum Nachdenken an. Denn darum geht es wirklich: Wie jede Parabel will The Stanley Parable eine Botschaft vermitteln. Eine Botschaft mit verschiedenen Gesichtspunkten, fern von
Schwarz/Weiß, die sogar über das Spielerlebnis hinausgeht.
Der Zeigefinger des Künstlers
Ein Lehrspiel also, das mit dem Finger auf mich zeigt? Zum Glück nicht! Denn die kurzen
zwei bis drei Stunden gehören zu den erfrischendsten und lustigsten, die ich seit langem gespielt habe. Es wäre eine Sünde, die Überraschungen beim Namen zu nennen; das würde zu viel vorweg nehmen. Nur so viel: Weil sich alle Ereignisse auf meine Handlungen beziehen, hält mir das Spiel bei jedem Schritt einen Spiegel vor. Ich habe mich gefühlt wie in der Vorstellung eines erfahrenen Kabarettisten – einem Künstler, der mich gleichzeitig verlegen macht und zum Lachen bringt.
Davey Wreden heißt der Künstler, der seine gleichnamige Half-Life-2-Modifkation als stark erweitertes Spiel veröffentlicht. Und er hat heute noch mehr als in der Mod einen cleveren Irrgarten für Spielekenner konstruiert, in dem es vor Anspielungen nur so wimmelt. Lasst euch auf dieses Experiment ein! Selten hat es mehr Spaß gemacht, in den Spiegel zu schauen.
Naja, die Tatsache dass es ein Kunstspiel ist, schließt extrem gute Bewertungen nicht aus.
"The Artist" hat beispielsweise auch 2012 5 Oscars abgeräumt, obwohl der wohl getrost als reiner Kunstfilm bezeichnet werden darf und wirklich nicht jeden begeistert (auch mich nicht).
Insofern bin ich mit der Wertung schon einverstanden. Ist halt nur nichts für jeden.
Ja es ist ein Kunstspiel - in der Tat. Ich habe die Demo gespielt und bin zwar durchaus neugierig aber auch (mal wieder) maßlos enttäuscht von der Bewertung: 90% bzw. Platin-Award *lol*...eine Wertung nur von Schmädig-Fans nachvollziehbar.
Ich bin es leid dauernd die Gründe und Fakten der ungerechten Überbewertung darzulegen, daher lass ich es diesmal. Lernbefreiung ist anscheinend nicht heilbar.
Sicherlich werden wieder einige aufgrund der Wertung das Spiel kaufen und es anschließend bereuen, dennoch liest sich der wenn auch kurze Test sehr gut und sollte die Zielgruppe genügend eingrenzen, um die Mehrheit vorzuwarnen. Für die Nische sind die 90% eventuell nachvollziehbar, für die große Mehrheit garantiert nicht.
Habe die Demo mal gespielt.
Der Humor gefällt zwar, es ist zwischenzeitlich wirklich witzig, aber wie ich mir gedacht habe, nichts, was mich jetzt lange vor den Rechner fesselt für 10 €.
Wirklich eine Art Kunstspiel, dafür bin ich nicht begeisterungsfähig genug.
Ich hab The Stanley Parable bis jetzt noch nicht gekannt, aber jetzt einige Videos darüber gesehen und bin einfach begeistert