The Unfinished Swan, der unvollendete Schwan, ist die Geschichte Monroes. Der Junge lebt in einem Waisenheim, wo er als Andenken an seine Mutter eins der vielen Gemälde hütet, die sie nie beendet hatte: das Bild eines Schwans. Doch eines Nachts verschwindet der Vogel – durch eine Tür, die Monroe nie zuvor gesehen hat. Natürlich folgt er dem Federvieh. Und plötzlich sieht er gar nichts mehr!
Oder doch? Unbeholfen stehe ich vor einem weißen Bildschirm, drücke Knöpfe und schiebe Analogsticks. Nichts passiert. Doch, jetzt! Ein Tastendruck schnipst Farbkleckse in hohem Bogen in das Weiß; wo sie zerplatzen, breiten sie sich über Wänden, Kanten, Vasen, Sitzbänken aus. Jetzt hat die Umgebung ein Profil. Jetzt erkenne ich einen Ausgang und betrete die faszinierende Welt, der ich nach und nach ein Gesicht verleihe.
Es ist verblüffend, wie sich ein Teich, ein Steg, sogar Tiere und ein ganzes Schloss aus dem Nichts schälen. Das Schöne: Ich sauge die Eindrücke nicht nur auf, vielmehr ist mein Kopf hellwach. Er forscht und fragt, wie ein Raum wohl aussehen könnte. Wo sich vielleicht Geheimnisse verstecken. Er liefert sich einen spannenden
Wettlauf mit den Füßen, anstatt ihnen im Leerlauf hinterher zu trotten. Dieses plastischen Gemälde gehören noch immer zum aufregendsten Entdecken, dass ich in den vergangenen Jahren erlebt habe. Einzigartig!
Das Rätsel des grauen Schlosses
Doch The Unfinished Swan ist mehr als das erste, vergleichsweise kurze Kapitel. Es folgen zwei weitere, in denen sich der Ablauf entscheidend ändert. Der auffallendste Unterschied: Im zweiten Kapitel sind die Umrisse der Kulissen klar erkennbar. Der König, der dieses unvollendete Reich geschaffen hat, hörte irgendwann auf die Beschwerden seiner Untertanen und malte Schatten hinzu. Und so bewege ich mich noch immer durch weiße Wände, die jetzt aber als Schloss, Irrgarten oder Wohnviertel zu erkennen sind.
Das Spiel ändert sich – aus dem teils blinden Vorantasten wird das Erspähen des einen möglichen Weges. Denn wenn ich alias Monroe diesmal mit Wasserbeuteln werfe, locke ich grüne Ranken an, mit deren Hilfe ich sogar Mauern empor klettern kann. Und leider ist diese Wegfindung über weite Strecken keine Herausforderung, sondern klar ersichtliches Voranschreiten. Viel zu selten musste ich in diesem Abschnitt noch nachdenken. Selbst das Entdecken versteckter Ballons geschieht meist wie von selbst. Wo ist es hin, das neugierige Erforschen einer ungewöhnlichen Welt? Die stilvolle Kulisse alleine reicht mir nicht mehr.
Als "Experiment" fanden wir Stubenzocker auch ganz interessant, zumal es auch nicht zu lang ist. Denn nach 2 Stunden geht einen das rumgestocher nach dem Weg schon ein wenig auf den Keks ...
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