Veröffentlicht inTests

The World Ends with You (Rollenspiel) – The World Ends with You

Ich stehe auf einer Straßenkreuzung. Nicht irgendwo, sondern mitten in Tokio, mitten im Vergnügungsviertel von Shibuya. Um mich herum herrscht hektisches Treiben: Shops, Leuchtreklame und überfüllte Zebrastreifen. Was zur Hölle mache ich hier? Warum brummt in meinem Schädel dieser Lärm? Wieso kann ich die Gedanken anderer Leute lesen? Neugierig stürze ich mich in ein ungewöhnliches, tödliches und überraschend kreatives Abenteuer.

© Square Enix / Jupiter / h.a.n.d. / Square Enix / Koch Media / Nintendo

Simultanes Kampftheater

Wer die richtigen Komboketten auslöst, darf sich auf mächtige Teamattacken freuen. Dazu muss man auf dem oberen Bildschirm die richtige Reihenfolge mit dem Digikreuz eintippen. Ist zu Beginn chaotisch, aber mit etwas Übung zu meistern.

Wer die richtigen Abfolgen drückt, wie z.B. RECHTS-OBEN-RECHTS-RECHTS löst mit Shiki eine Attacke aus. Das erinnert an diverse Musik-Rhythmusspiele, die bestimmte Eingabefolgen benötigen. Ich habe einige konzentrierte Versuche gebraucht, um hier in einen Flow zu kommen. Es ist etwas gewöhnungsbedürftig und man braucht eine gute Hand-Auge-Koordination, aber man wird behutsam in die komplexe und überaus innovative Mechanik eingeführt – die ersten Stunden sind quasi ein Tutorial, das es mit den vielen Sprechblasenhinweisen manchmal übertreibt. Wer sich dennoch überfordert fühlt, kann Shikis Aktionen auch in mehreren Abstufungen oder komplett automatisiert ablaufen lassen, um sich auf den unteren Bereich zu konzentrieren.

Überhaupt lässt sich die Schwierigkeit jederzeit komfortabel in vier Stufen regeln – man kann sich die Kämpfe erleichtern, bekommt dann aber weniger Boni: Die Monster hinterlassen nämlich auch diverse Anstecker, die man gegen Bares tauschen kann. Das taktisch Interessante an diesen simultanen Echtzeitkämpfen ist: Wenn ich geschickt mit Shiki zusammen agiere, werden unsere Attacken stärker. Und der Verwirrung wird über einen grünen Ball vorgebeugt, der immer auf dem Bildschirm erscheint, auf den man sich gerade konzentrieren sollte. Wie beim Tischtennis kann man sich diesen Energieball bei gemeisterten Aktionen hin und her spielen, was die Durchschlagskraft der Angriffe erhöht.

Hier entfaltet das simultane Kampfsystem seinen dynamischen Reiz, denn die Bälle kommen nicht nur immer schneller zurück, man kann auch eine finale Teamkombo auslösen, die die Bestien auf beiden Bildschirmen erwischt. Und zwar immer dann, wenn man auf dem oberen Bildschirm erfolgreich drei bestimmte Angriffsfolgen auslöst: Drei verdeckte Karten gilt es damit aufzudecken, die jeweils ein Symbol verbergen; und dieses steht jeweils für einen bestimmten Angriff. Was zu Beginn wie ein heilloses Durcheinander wirkt, entpuppt sich als höchst interessantes Echtzeitkampfsystem.

T-Shirt statt Kettenpanzer

Diese runden Anstecker verleihen euch magische Kräfte und werden bei Gebrauch aufgerüstet: Hier der Feuerbutton. Mit dem Stylus zieht ihr Flammen unter eure Feinde.

Wie kann ich mich schützen? Die Rüstung der Neuzeit ist die aktuelle Mode: Es gibt Hüte, Shirts, Schuhe und Jacken, die meine Statistiken erhöhen oder mir besondere Boni verleihen. Das Besondere ist, dass der regionale Trend die Effektivität der Kleidung bestimmt: Es geht also darum, im richtigen Stadtviertel die richtige Marke zu tragen – erst dann entfaltet ein T-Shirt seine ganze Kraft. Was gerade hip ist, kann man sich vor dem Betreten anzeigen lassen und so gezielt shoppen. Und wenn man rebellisch gegen den Strom schwimmen will? Ist auch möglich: Wer mit unbeliebten Marken kämpft und gewinnt, kann in diesem Viertel die Popularität der Marke steigern. Macht man das öfter, bestimmt man selbst den Trend!

Wie in einem Rollenspiel gibt es zig Werte, die ich steigern kann – von Lebenspunkten über Angriffs- und Verteidigungskraft bis hin zum Mut oder der Synchronität mit meinem Partner. Besonders exotische Shirts oder Hüte kann ich z.B. erst dann tragen, wenn ich genug Mut gesammelt habe. Eingekauft wird in diversen Shops, die je nach Besuchs- und Kauffrequenz Rabatte oder Zusatzinformationen geben. Jedes Item hat eine verborgene Fähigkeit, die sich positiv oder negativ auswirken kann, und ihr könnt sie über Wi-Fi mit Freunden tauschen.

Der Zeitgeist des modernen Tokio wird nicht nur über die Mode, sondern auch das Essen abgebildet: Man kann sich mit Reis, Eis und zig anderen Lebensmitteln eindecken, die sich ebenfalls auf die eigenen Werte auswirken. Das Futtern erhöht die Harmonie zwischen mir und Shiki. Allerdings hat auch das in dieser Parallelwelt einen bizarren Haken: Die positiven Eigenschaften eines Milchshakes wirken sich erst dann aus, wenn er komplett verdaut ist. Und um die Verdauung anzuregen, muss ich kämpfen! Außerdem kann man immer nur ein Lebensmittel in sich hinein stopfen.

Aus taktischer Sicht heißt das: Man schaut sich zuerst die möglichen positiven Auswirkungen an, bevor man zubeißt, um z.B. gezielt den Mut zu erhöhen, den man wiederum für diesen Hut braucht – die meisten Kleidungsstücke haben Mindestwerte, die zum Tragen erreicht werden müssen. Und so kommt man unwiderruflich in diesen magischen Rhythmus aus Kampf, Rätseln, Dialogen, Sammeln und Ausrüsterei. Man entdeckt in den Menüs all die Slots, Unterbereiche und Statistiken, die man noch gar nicht wahrgenommen hatte. Man bindet sich an seine Charaktere und baut sie auf. Man taucht immer tiefer in dieses urbane Rollenspielwelt mit all ihren bizarren Geheimnissen. Man findet immer mehr Antworten auf all die Fragen rund um die Reaper. Und man verwandelt sich irgendwann vom Egoisten zum Weltenretter.
     

  1. Stefan82_2 hat geschrieben:Ich kann die Begeisterung und die 90% Bewertung nicht nachvollziehen.
    Ich finde das Spiel eintönig und extrem linear. Allein die ersten Minuten folgt eine Sprechblase auf die andere man kann keine Gesprächspartner wählen, geschweige denn die Welt frei begehen. Die Kämpfe und schon die ersten Gegner sind albern... aber nein dass ist vermutlich die Kreativität. Anstatt gegen Wölfe oder Orks tritt man gegen Frösche an.
    Was ich vermisse ist eine frei begehbare Welt die eigentlich zu einem "ausgezeichneten" Rollenspiel dazugehört. Und nicht diese Spielspassmordende Linearität.
    Ich würde das Spiel allenfalls mit "befriedigend" bewerten.
    :Häschen: :Häschen:
    Wenn du Orks und Wölfe in einer offenen Welt bekämpfen willst, dann musst du ein anderes Spiel spielen, das macht dieses hier aber nicht schlechter, ist immer noch n ausgezeichnetes Spiel.

  2. Ich kann die Begeisterung und die 90% Bewertung nicht nachvollziehen.
    Ich finde das Spiel eintönig und extrem linear. Allein die ersten Minuten folgt eine Sprechblase auf die andere man kann keine Gesprächspartner wählen, geschweige denn die Welt frei begehen. Die Kämpfe und schon die ersten Gegner sind albern... aber nein dass ist vermutlich die Kreativität. Anstatt gegen Wölfe oder Orks tritt man gegen Frösche an.
    Was ich vermisse ist eine frei begehbare Welt die eigentlich zu einem "ausgezeichneten" Rollenspiel dazugehört. Und nicht diese Spielspassmordende Linearität.
    Ich würde das Spiel allenfalls mit "befriedigend" bewerten.

  3. F.Henne hat geschrieben:also das spiel hört sich ja echt guut an ..
    aber steuert man denn immer mit dem stylus :?: :?:
    oder nur im Kampf, wo es ja auch notwendig ist wegen dem dualkämpfen :!:
    :arrow: F.Henne
    Außerhalb der kämpfe kannst du auch ohne Stylus rumlaufen, in den Kämpfen bist du drauf angewiesen.

  4. also das spiel hört sich ja echt guut an ..
    aber steuert man denn immer mit dem stylus :?: :?:
    oder nur im Kampf, wo es ja auch notwendig ist wegen dem dualkämpfen :!:
    :arrow: F.Henne

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1