Es gibt Momente, da hasse ich mich wegen meiner Naivität und Euphorie. Denn im Gros konnten sich die Filmlizenz- und Comicheldumsetzungen durchaus sehen lassen, die in den letzten Monaten in den Laufwerken gelandet sind. Natürlich gab es auch Ausnahmen wie das letzte Harry Potter-Spiel oder Iron Man 2. Und dennoch war ich vorsichtig positiv gestimmt, als es um das Spiel zum neuen Kenneth Branagh-Film Thor ging. Immerhin steckt das Team von Liquid Entertainment (Dragonshard, Rise of the Argonauts) hinter der Umsetzung. „Yep, mach ich“, sagte ich freudig, als es darum ging, wer sich um den Test kümmern würde. Wie sich im Nachhinein herausstellen sollte, war dies einer der größten Fehler, die ich in den letzten Jahren gemacht habe… Bei den Boss-Gefechten spielt das passable Kampfsystem seine Stärken aus.
Kein Trash, nur Müll
[GUI_PLAYER(ID=70258,width=400,text=Trotz guter Ansätze entpuppt sich der Gott des Donners als halbgares Lizenzsüppchen,align=right)]Ich habe schon viele Titel gespielt, bei denen die Kollegen nur kopfschüttelnd abwinken. Das geht los bei hochklassigen Wrestling-Spielen, wird fortgesetzt bei diversen Sportmanagern und endet erst bei positiven Trash-Titeln wie Earth Defense Force 2017 oder den Onechanbaras.
Doch was Sega und Liquid hier mit Thor präsentieren, kann nur extrem selten so etwas wie Unterhaltung suggerieren und stellt selbst meine in Jahren der Spielefresserei gestählte Geduld auf eine harte Probe – obwohl das Action-Adventure auf Comic-/Film-Basis konzeptionell gar nicht so schlecht aufgestellt ist.
Geht doch
So war es eine gute Entscheidung, quasi die Vorgeschichte zum Film zu erzählen. Dadurch kommt man gar nicht erst in Bedrängnis, entweder die Spieler hinsichtlich der Filmhandlung zu spoilern oder Action-Sequenzen nachspielen zu müssen, die dann doch nicht die Intensität des Zelluloidwerkes erreichen.
Auch die grundsätzliche mechanische Orientierung an einschlägigen Referenzen wie God of War, Devil May Cry oder Bayonetta klingt gut und wurde zumindest hinsichtlich der Zugänglichkeit passabel umgesetzt. Die Kombos mit dem mächtigen Hammer Mjölnir als Waffe fließen bereits nach kurzer Zeit aus den Fingern. Zusammen mit dem Block sowie dem schnellen Ausweichen hat man zusätzliche Optionen zur Verfügung, die vor allem bei den Bosskämpfen gegen teils Bildschirm füllende Kontrahenten zum Tragen kommen.
Das überschaubare, aber dadurch auch ohne sinnlosen Ballast auskommende Upgrade-System, in dem man die zahlreichen Attribute oder Kampffähigkeiten (Thor kann auch elementare Magie wie Wind, Blitz und Donner/Beben nutzen) erweitern kann, kann man ebenfalls auf die Haben-Seite rechnen.
Geht gar nicht
Das Problem des Donnergottes ist jedoch eine spürbare Lustlosigkeit, mit der all diese Elemente zusammengeschmissen, dann verrührt und schließlich zum Garen in den Ofen gesteckt wurden, um dann schließlich mit einem gleichermaßen sterilen wie merkwürdigen Artdesign glasiert zu werden, das immer wieder an Silicon Knights Action-Rollenspiel Too Human erinnert, aber im direkten Vergleich selbst dieses mittelprächtige Erlebnis zu einem glanzvollen Ereignis macht.
Denn das auf Dauer eingeschränkte Kampfsystem, bei dem man letztlich (außer bei Bossen) schnell auf die immergleichen Kombos zurückgreift, leidet ebenso unter der visuellen Umsetzung wie die Zwischensequenzen in Spielgrafik. Sicher: Man hat sich daran gewöhnt, dass eine Auftragsarbeit, die zudem noch wie die meisten Lizenztitel unter Zeitdruck entsteht (das Spiel muss schließlich zum Filmstart in den Regalen stehen), nicht mit dem grafischen Glanz eines God of War 3 mithalten kann. Das ist zwar traurig, aber selbst technisch anspruchsvolleren Titeln wie X-Men Origins Wolverine merkt man die terminlichen Daumenschrauben an. Und jegliches Verständnis für die Situation
Unreal Engine 1.0?
Denn was Liquid hier rausgerotzt hat, sucht seinesgleichen. Nicht nur, dass man immer wieder hinter den groben Texturen, teilweise fiesen Kanten, mitunter abgehackten Animationen, unfreiwillig komischen Bewegungen (wie z.B. Thors „Hammerkreisen“ als Schild bzw. als Wurfvorbereitung oder um sich an vorgegebenen Punkten durch die Gegend zu katapultieren), und schwachen Spezialeffekten eine Konsole der letzten Generation vermutet – wobei Thor selbst auf der späten PS2 und der Xbox Schwierigkeiten gehabt hätte, sich in den Olymp zu kämpfen.
Selbstverständlich gibt es keine ausgefeilte Mimik, die angesichts der katastrophalen Lokalisierung ohnehin wie Perlen vor die Säue gewirkt hätte. Und wer genau hinsieht, wird auf beiden Systemen (auf der PS3 etwas häufiger) Ruckler und merkwürdig eingesetzte Weichzeichen-Filter entdecken.
Sprich: Dafür, dass hier Unreal-Technologie zum Einsatz kommt, sieht Thor erstaunlich unspektakulär und unzeitgemäß aus. Ob es so weit geht, dass Epic das Team von Liquid auf Schadenersatz wegen Rufschädigung verklagen könnte, ist schwer zu sagen – eine Werbung für die immerhin auch bei Titeln wie Gears of War, Mass Effect, Borderlands, dem bereits angesprochenen Wolverine oder Batman Arkham Asylum eingesetzte Engine ist dieses Machwerk jedoch in keinem Fall. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die Packung vollmundig auch eine „Spielbarkeit in 3D“ attestiert, die aber angesichts der maroden Technik die Kastanien auch nur noch als Asche aus dem Feuer holen kann…
Thor: God of Thunder (Action-Adventure) – Thor: God of Thunder
Da ist es wieder, das leidige Thema Filmumsetzung. Wobei es ja in den letzten Jahren genug Beispiele für gelungene Symbiosen zwischen Zelluloid sowie Bits & Bytes gab. Und nicht zuletzt macht die Tatsache Hoffnung, dass Sega für die Adaption von Thor das Team verpflichtet hat, das bereits mit Rise of Argonauts mythisches Material erzählerisch gut verarbeiten konnte. Leider bestätigt das Ergebnis nur, dass man Spielen zu Filmen mittlerweile nicht mehr blind vertrauen kann…
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Der Toxin Comic ist btw. ganz nett.. besonders natürlich wenn man auf die 'Symbionten Thematik steht. Anti Venom bekannt?
Ich hab gestern das DS Thor durchgezockt.. war ganz nett, wenn man den Comic mag und wenn man Spiele von WayForward mag.. Sprite Optik.. Zucker
Ich wollte mal den Comic zu Toxin lesen, ein Spiderman spin-off, der sich richtig geil anhört und gute kritiken bekam. Mein erster comic. Allerdings gibt es den nirgendwo. Erschien 2005. Warum ist dass so schwierig?
- Ich sagte dass ich Comics seit 15 Jahren lese und im Comicladen meines Vertrauens kaufe und dem Comicladen geht es gut (subjektive Beobachtung durch die Anzahl der Personen die dort sind, wenn ich mir ein Comic kaufe und die Tatsache dass er sich vergrößert hat). // persönliche Beobachtung, nicht übertragbar auf alle Comicläden in Deutschland -> keine globale-absolute Meinung
Erst denken, dann schreiben