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Tropico 6 (Taktik & Strategie) – Reif für die Inseln

Seit dem letzten Ausflug in die machtpolitischen Strukturen des fiktiven Staates Tropico sind fünf Jahre ins Land gezogen. Mittlerweile ist allerdings nicht mehr Haemimont für die Aufbau-Strategie verantwortlich, sondern das deutsche Team von Limbic Entertainment. Nutzt man die Chance, dem Dasein als Machthaber neue Facetten abzugewinnen? Die Antwort findet ihr im Test.

© Limbic Entertainment / Kalypso Media

Alles wie gehabt?

Mechanisch entfernt sich Limbic Entertainment als neuer Regisseur der Machtspiele im karibischen Staat Tropico gar nicht so weit von dem, was PopTop bei Teil 1, Frog City Software bei Teil 2 und vor allem Haemimont als Hauptverantwortliche für die letzten drei Ausgaben als Fundament gelegt haben: Man ist als „El Presidente“ einer fiktiven Republik nicht nur für den Auf- und Ausbau von ziviler, militärischer oder ökonomischer Infrastruktur verantwortlich: Um alles finanzieren zu können, muss man Produktionsketten aufbauen und verwalten, Handel mit anderen Nationen betreiben, kann sich auf Tourismus verlassen, sicherstellen, dass genug Arbeitskräfte vorhanden sind und dafür sorgen, dass diese zufrieden sind. Man kann verschiedene politische Gruppen wie z.B. Revolutionäre, Kirchenvertreter, Kommunisten oder Kapitalisten unterstützen oder bekämpfen, was jeweils mit Vor- und Nachteilen belegt ist. Wenn alle Finanzstricke reißen oder man sich einfach nur ein Geldpolster schaffen möchte, kann man sich über illegale Aktivitäten zusätzliche Einnahmen verschaffen. Über die „Piratenbucht“ kann man später sogar ausgewachsene Touristenattraktionen wie Stonehenge, die Hagia Sophia oder das Brandenburger Tor stehlen, die schließlich mit Helikopter eingeflogen werden. Allerdings sollte man aufpassen: Denn wenn man die an einen herangetragenen Wünsche nicht erfüllt und die Bevölkerung ignoriert, kann es sein, dass man den Denkzettel bei den nächsten Wahlen bekommt – es sei denn, man manipuliert diese.

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Es gibt umfassende Analyse-Bildschirme, doch wenn man beim Aufbau auf Probleme stößt, wird die Ursachenforschung häufig zu einer Suche nach der Nadel im Heuhaufen. © 4P/Screenshot

Zwar kann man in seinen Metropolen auch stattliche Einwohnerzahlen versammeln, doch im Gegensatz zu anderen Aufbau-Titeln geht es Limbic wie auch vorher Haemimont nicht um die anonyme Masse von zig Tausenden grauen Mäusen, sondern um die Persönlichkeit der Bewohner Tropicos. Man kann alle Figuren, die sich im Lande tummeln (inkl. Touristen) anwählen, ihren Status einsehen, ihre Wünsche und Bedürfnisse betrachten und in zunehmenden Maße beeinflussen. Man kann z.B. ihren Arbeitsplatz wegrationalisieren oder durch eine qualifiziertere Kraft aus dem Ausland besetzen. Falls es sich um einen politischen Gegner handelt, kann man ihn auf verschiedene Wege diskreditieren, festnehmen oder gar einen Attentatsversuch anordnen. Mit zig Industrien, einem Batzen an möglichen, teils voneinander abhängigen Gebäuden in unterschiedlichen Kategorien von Wohnanlagen bis Casinos, die später auch mit Spezialisierungen oder Verbesserungen ausgestattet werden dürfen, stehen einem mehr als genug Optionen zur Verfügung, um seine Fantasien als Karibik-Diktator ausleben zu können. Allerdings muss man darauf achten, dass man keine große Landmasse zur Verfügung hat, sondern dass das bebaubare Gebiet aus zahlreichen Inseln besteht. Da diese natürlich mitunter unterschiedliche Rohstoffquellen bieten und auch für die Besiedlung nicht gleichermaßen geeignet sind, bekommt Tropico 6 ein zusätzliches Planungselement, das vor allem der Langzeitmotivation hilft.

Oberflächlich, aber unterhaltsam


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Der Aufbau geht locker von der Hand. Einzig beim Verlegen der Straßen muss man mehr eingreifen, als einem lieb ist, da die Automatismen der Wegerkennung nicht gut funktionieren. © 4P/Screenshot

Dabei gibt man sich allerdings sehr „volksfreundlich“: Mit Ausnahme der Positionierung bestimmter Verwaltungsstrukturen wie Kliniken, Feuerwache etc. mit ihrem individuellen Einflussbereich oder der Stromverteilung über die Inseln hinweg ist es weitgehend unerheblich, wo die Gebäude aufgestellt werden. Man muss nicht wie bei den Siedlern für optimierte und entsprechend kurze Lieferwege für die Industrien sorgen. Im Zweifelsfall reicht es auch, wenn man auf einer Insel seine Zuckerrohrplantagen pflegt und auf einer anderen die Destillerie aufbaut. Allerdings sollte man sowohl mit Wohngebäuden sowie Transportbüros dafür sorgen, dass die Grundlagen für möglichst kurze Wege geschaffen sind – wobei dies schon der gesunde Menschenverstand gebietet: Wenn die Beschäftigten die Hälfte ihres Tages mit dem Transfer zur Arbeit beschäftigt sind, geht die Produktivität nach unten. Doch diese Oberflächlichkeit und die gewisse karibische Leichtigkeit, die einen nur selten in stressige Situationen bringt, sorgt zusammen mit dem auch hier wieder gut eingesetzten Aquariumeffekt dafür, dass man sich gerne in Tropico aufhält.  


  1. Nachdem ich noch vor drei Wochen Tropico 3 (den besten Teil der Reihe) gespielt habe, ergab sich jetzt am Gratiswochenende die Möglichkeit, Teil 6 anzuspielen.
    Und es ist schrecklich. Gab es in Teil 3 noch ästhetisierte Armut mit einem Meer aus Plattenbauten, heruntergekommener Baracken, mit Graffiti beschmierten Billigsthäusern, ist Teil 6 auf reinen Schönbau ausgelegt. Weiterhin abwesend das Gefühl, wirklich ein Diktator zu sein, eher ein Administrator mit ein paar seichten Eigenschaften eines Diktators.
    Und was wirklich besonders schlimm ist, ist das Questsystem. Alle paar Minuten wird man mit einer neuen Quest zugeschisen, die inhaltlich nicht einmal Sinn ergeben. Da soll man ein Museum bauen für die Kommunisten, damit sie einem 5000$ geben. Hat man das getan, kommt sofort die nächste Mission: Baue ein Museum für die Religiösen oder verliere 5 Gunstpunkte. In meiner ersten Stadt hatte ich irgendwann an einem Punkt 6 Kapellen und 3 Kirchen bei 150 Einwohnern konzentriert, weil die Religiösen andauernd neue Kirchen haben wollten.
    Und es hört nicht auf. Tropico 3 hatte so einen Müll zum Glück nicht, da gab es angenehme Ruhepausen in den Missionen, man konnte das Spiel auch mal 10 Minuten alleine lassen, ohne dass es unterbrochen wurde oder man mit neuen Zielen zugeschissen wurde. Da hieß die Hauptmission: Erreiche Ziel X bis zum Jahr 1980, viel Spaß dabei, wir sehen uns dann und lassen bis dahin nichts mehr von uns hören. Es fühlte sich nicht nach Arbeit an, sondern man fühlte sich vollkommen frei in seiner Herangehensweise.
    Tropico 6 ist wirklich symptomatisch für den nervigen und anspruchslosen Müll, den Kalypso produziert.
    Brb, Tropico 3 spielen.

  2. Nightfire123456 hat geschrieben: 18.04.2019 05:47
    Sarkasmus hat geschrieben: 06.04.2019 20:21 Tropico 6 ist halt für die Leute die einen etwas "seichteren" Wirtschafs-Aufbau Sim haben wollen. :RR:
    Problem ist halt eher nur, wieso ich Tropico 5 oder 6 spielen soll, wenn ich immer noch 4 spielen kann.Denn all zu viel weiter Entwicklung hab ich in Teil 5 nicht mit bekommen.
    Anno ist toll aber deutlich spiesiger. Man ist die ganze Zeit am optimieren und gucken was man besser machen könnte.
    Bei Tropico hingegen liebe ich diesen Wusel Faktor den auch die Siedler Reihe ausmachte. Es macht einfach Spaß seinem Dörfchen beim wachsen zuzusehen.
    In Teil 5 wurden doch die Zeitalter eingefügt. Das hat die Spielmechanik schon deutlich verändert. Teil 4 bleibt für mich trotzdem mein Favorit, das war irgendwie am rundesten.
    Das beschreibt es so ziemlich am besten würd Ich sagen. Das Tropico "seichter" ist, ja dem kann ich an sich nichts entgegnen, das stimmt auf jeden Fall. Jedoch ist es darum nicht unbedingt leichter. Auf den höheren Schwierigkeitsgrad hat man ganz schön zu tun um an der Macht zu bleiben. Warum ich aber immer wieder zu Tropico zurückkehre (ich glaube ich habe kein Aufbau SIM so viel gespeilt wie die Tropico Teile) ist der Charme, der Wusel Faktor und natürlich der Humor. Die Stimmung ist einfach genial und es hat die für mich richtige Mischung aus Wusel-Faktor und Gameplay. Manches Aufbau Game bietet oft einen hohen Komplexitätsfaktor, ist aber dann gleichzeitig wieder sehr trocken. Cities Skyline hat eigentlich auch die richtige Mischung, und ich liebe es auch sehr, aber erreicht für mich lange nicht den Charme von Tropico.
    Dazu kommen dann die vielen Varianten wie man seine Regierung aufbauen kann + politischer Ebene. Egal ob sozialer Menschenfreund oder machthungriger Diktator. Und irgendwo reagieren die Leute dan auch darauf und alles wird herrlich sarkastisch kommentiert :mrgreen:

  3. Nightfire123456 hat geschrieben: 18.04.2019 05:47
    Sarkasmus hat geschrieben: 06.04.2019 20:21 Tropico 6 ist halt für die Leute die einen etwas "seichteren" Wirtschafs-Aufbau Sim haben wollen. :RR:
    Problem ist halt eher nur, wieso ich Tropico 5 oder 6 spielen soll, wenn ich immer noch 4 spielen kann.Denn all zu viel weiter Entwicklung hab ich in Teil 5 nicht mit bekommen.
    Anno ist toll aber deutlich spiesiger. Man ist die ganze Zeit am optimieren und gucken was man besser machen könnte.
    Bei Tropico hingegen liebe ich diesen Wusel Faktor den auch die Siedler Reihe ausmachte. Es macht einfach Spaß seinem Dörfchen beim wachsen zuzusehen.
    In Teil 5 wurden doch die Zeitalter eingefügt. Das hat die Spielmechanik schon deutlich verändert. Teil 4 bleibt für mich trotzdem mein Favorit, das war irgendwie am rundesten.
    Die "Zeitalter" gab es in Teil 4 mit der Modern Times Erweiterung.

  4. Sarkasmus hat geschrieben: 06.04.2019 20:21 Tropico 6 ist halt für die Leute die einen etwas "seichteren" Wirtschafs-Aufbau Sim haben wollen. :RR:
    Problem ist halt eher nur, wieso ich Tropico 5 oder 6 spielen soll, wenn ich immer noch 4 spielen kann.Denn all zu viel weiter Entwicklung hab ich in Teil 5 nicht mit bekommen.
    Anno ist toll aber deutlich spiesiger. Man ist die ganze Zeit am optimieren und gucken was man besser machen könnte.
    Bei Tropico hingegen liebe ich diesen Wusel Faktor den auch die Siedler Reihe ausmachte. Es macht einfach Spaß seinem Dörfchen beim wachsen zuzusehen.
    In Teil 5 wurden doch die Zeitalter eingefügt. Das hat die Spielmechanik schon deutlich verändert. Teil 4 bleibt für mich trotzdem mein Favorit, das war irgendwie am rundesten.

  5. BigEl_nobody hat geschrieben: 07.04.2019 15:54
    Kenniz hat geschrieben: 06.04.2019 19:17
    BigEl_nobody hat geschrieben: 06.04.2019 16:12 Sieht ganz nett aus. Aber gegen das anlaufende Anno 1800 hat Tropico doch nicht den Hauch einer Chance :Hüpf:
    Vermutlich nicht. Für mich steht und fällt Anno damit ob sie endlich mal eine gute Kampagne hinkriegen, da ich es mir nicht allein für Sandbox-Modi holen würde. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt.
    Die Kampagne in 1404 war doch ganz ordentlich wenn ich mich recht erinnere.
    Außerdem hat 4players eine Vorschau gebracht zur 1800 Kampagne und sich sehr positiv geäußert.
    Auf jeden Fall. Daher bin ich ja auch gespannt, ob sie dann wirklich gut ist. Man weiß ja nie :D Auf jeden Fall super dass es ne Open-Beta gibt.

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