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UEFA Champions League 2004 – 2005 (Sport) – UEFA Champions League 2004 – 2005

Während sich Deutschland gerade kräftig im Schiri-Skandal blamiert, präsentiert EA knapp drei Monate nach der Veröffentlichung von FIFA Football 2005 ein neues Spiel rund um die Champions League – mit Missionen und Trainerkarriere. Das Timing scheint perfekt: Am 22. Februar starten ab 20:45 Uhr die ersten Achtelfinal-Begegnungen. Bloß ein geschickt platziertes Königsklassen-Update oder eine echte Alternative zu FIFA und PES4?

© EA Canada / Electronic Arts

Trainer, Fans & Präsident

Die Rolle des Trainers beschränkt sich auf vereinzelte Seiteneinblendungen mit Jubel- oder Verzweiflungsgestik, die aufgrund fehlender Sprachausgabe einer Pantomime gleichen. Warum meckert der Coach nicht mal lautstark? Seine Körpersprache hat jedenfalls keinen spielerischen Einfluss und wirkt ohne Akustik einfach zu steril. Erst das Fluchen oder laute Jubeln hätte ihm

Die Kader sind leider nicht ganz aktuell. Transfers der Winterpause wurden nicht berücksichtigt. (PC)

Leben eingehaucht – das vermisst man. Außerdem hat man schon während der ersten Punktspiele fast alle Gesten gesehen und wird kaum noch überrascht.

Die Rolle der Fans im Radio ist eine coole Idee, aber obwohl viele Beiträge zum erspielten Ergebnis passen, wirken sie oftmals zu gekünstelt und leiden wie die Kommentare an monotonen Wiederholungen, die den Live-on-Stage-Zauber schnell wieder verschwinden lassen: Spielt man z.B. zwei mal hintereinander ein Unentschieden, meldet sich auch wieder derselbe Fan mit demselben Kommentar – das ist ärgerlich, hier hätte mehr Vielfalt gut getan.

Und der Präsident? Seine dominante Rolle beschränkt sich auf E-Mails mit Zielvorgaben. Er hat kein Gesicht, wird nie gezeigt. Das ist schade, denn hier hätten Zwischensequenzen mit Wutausbrüchen oder intensive Gespräche unter vier Augen Wunder gewirkt. Denn selbst wenn man die Vorgaben nicht

erfüllt, reagiert der Präsident nur mit weniger Bonuspunkten und Transferauflagen – bleibt aber unpersönlich im Hintergrund. Wieso zeigt man nicht mal, wie ihm hinter der verqualmten Zigarre der Kragen platzt?

Gute Idee, halbgare Umsetzung

Insgesamt ist der storybasierte Trainermodus eine Idee mit Potenzial, die man für FIFA Football 2006 aufgreifen und mit mehr Leben, Dramatik und Persönlichkeit füllen muss, damit sie auch auf lange Sicht motiviert – ein paar Zeitungsschnipsel, schnöde E-Mails und stumme Trainergestik reichen einfach nicht aus. Zu Beginn macht dieser Modus noch richtig Spaß, aber ihm geht zu schnell die Luft aus. Hinzu kommt, dass die Mängel der Präsentation auf dem Platz nicht ausgeglichen oder gar wettgemacht werden: Das Kommentatoren-Duo versprüht trotz vieler passender Statements eher öffentlich-rechtliche Steifheit als Begeisterung,  mit einer starken Prise Redundanz und abstrusen Szenenbeschreibungen. Fußball ist aber Leidenschaft, Tempo, Emotion und kein Hallenhalma.