Gleiches gilt für den Sprung, der im Kampf eingesetzt werden kann, um z.B. von Feinden platzierten Laserstrahlen auszuweichen. Doch ohne ihn bleiben auch zahlreiche Geheimnisse unentdeckt. Man sieht auf der Minikarte einen Raum oder ein Gebiet, das unerreichbar scheint? Dann sollte man schleunigst schauen, ob es nicht irgendwelche Mauern gibt, über die man sich (im Zweifelsfall auch per Wandsprung) katapultieren kann. Auch zum Überqueren von Abgründen ist der Sprung gut geeignet, so dass sich Victor Vran trotz der deutlich erkennbaren DNA mehr wie ein kampf-fokussiertes Action-Adventure spielt. Es bietet quasi Elemente aus zwei Welten, die hier gut zusammengeführt wurden.
Gutes Kampfsystem, schwache Charakter-Entwicklung
Auch die Kampfmechanik kann überzeugen: Zwei Waffen kann man mit sich führen, jede verfügt über einen Standard-Angriff sowie zwei Spezial-Attacken, die sich nach Benutzung erst wieder aufladen müssen. Zusätzlich kann Victor noch mit Granaten um sich werfen oder aufladbare Dämonenkräfte entfesseln. Das klingt nicht nach besonders viel. Doch mit
vier unterschiedlichen Nahkampf- sowie drei zur Auswahl stehenden Projektil-Waffen und einem Dutzend Dämonenkräften wird für Abwechslung gesorgt. Bei Letzterem wird ein großes Spektrum möglicher Optionen aufgerufen, die von Verlangsamung der Gegner in einem bestimmten Radius über Schockwellen bis hin zu einem Berserker-Modus reichen, bei dem man 50 Prozent mehr Schaden anrichtet, aber auch anfälliger für gegnerische Angriffe wird. Selbstverständlich kann man jederzeit wechseln und sich so auf die Anfälligkeiten oder Resistenzen innerhalb der breit gefächerten sowie sehr abwechslungsreichen Feindesriege samt schön inszenierter mehrstufiger Bosse vorbereiten, die in nicht minder abwechslungsreichen Gebieten ihr Unwesen treibt. Die dreh-, aber nicht zoombare Kamera gibt sich dabei keine Blöße: Würde der Hauptdarsteller von Mauern etc. verdeckt, werden diese ausgeblendet. Während an der grundsätzlichen Technik nichts auszusetzen ist, bleibt das Artdesign blass. Wo Torchlight, Diablo und zuletzt auch Necores Van Helsing eigene, unverwechselbare Akzente setzen konnten, sind die Umgebungen hier zwar nett anzuschauen, aber auch meist gewöhnlich.
Ebenfalls nicht schön ist, dass man zwar über das Ausrüsten von Waffen und Kräften Einfluss auf die Fähigkeiten Victor Vrans nehmen kann, aber ansonsten die Charakter-Entwickung vorgegeben ist. Es gibt keine Talentbäume, keine Optionen, um Kraft, Gewandtheit oder sonstige Eigenschaften zu steigern – nix. Die Verbesserungen der Figur sind vorbestimmt, wodurch sich Haemimont vermutlich das Balancing erleichtert, sich aber ansonsten keinen Gefallen getan hat. Zwar kann man zusätzlich aus drei Gegenstands-Optionen wählen und schließlich auch über Kostüme bestimmte Aspekte wie Dämonenkräfte, kritischen Schaden etc. fördern. Dennoch fühle ich mich als Spieler etwas übergangen. Denn vielleicht hätte ich mich statt für Lebenspunkte für kritischen Schaden entschieden – und hätte dann mit den Konsequenzen leben müssen. Andererseits erspart man sich dadurch auch jegliche Notwendigkeit, „umskillen“ zu müssen. In den ersten Missionen gibt es dafür ohnehin kaum einen Grund. Man wird auf „Normal“ nur selten gefordert.
Nach etwa drei bis vier Stunden zieht der Schwierigkeitsgrad spürbar an, es kommen deutlich mehr Gegner, die auch häufig von Champions begleitet werden, stärkeren Varianten, die auch mit Dämonenkräften hantieren können.
Schicksalhaftes Handwerk
Zur Ehrenrettung der Charakterindividualierung muss erwähnt werden, dass man über die ebenfalls umfangreiche Auswahl an Tarotkarten Einfluss nehmen und z.B. Angriffsgeschwindigkeit, Rüstungswerte, kritische Trefferchancen und vieles mehr manipulieren kann. Da man anfangs nur über wenige Kartenplätze verfügt und der Wert aller eingesetzten Karten ein bestimmtes Maximum nicht übersteigen darf, kommt der Auswahl eine entscheidende Bedeutung zu. Zusammen mit der Waffenwahl kann man die Figur wenigstens rudimentär an präferierte Spielweisen (Distanz, Nahkampf, Fokus auf schnellen Einsatz von Dämonenfähigkeiten) anpassen. Und bei Bedarf kann man per Transmutation weitere Anpassungen vornehmen. Dahinter verbirgt sich ein universelles Handwerksystem, bei dem man nicht mehr benötigte Beute kombinieren und zu neuen Gegenständen (teils mit Änderung des Seltenheitsgrads) machen kann. Und davon ist nichts ausgenommen. Waffen, Tarotkarten, Kräfte: Alles lässt sich verschmelzen oder veredeln, man kann Waffen auch neue Eigenschaften spenden. Zwar gibt es bestimmte Regeln, die man beachten muss und jede Transmutation kostet Gold, doch die Möglichkeiten, die sich dadurch ergeben, machen die schwache Auswahl bei den örtlichen Händlern mehr als wett.
Allerdings wird auch schnell deutlich, dass man abseits der Anfangsphase, in der das Gold noch relativ knapp sein kann, keine monetären Probleme hat bzw. haben wird. Dafür umso mehr mit der mitunter unübersichtlichen Inventardarstellung. Zwar wird die Beute in fünf Reiter (Waffen, Nahrung, Kräfte, Karten, Sonstiges) einsortiert, die sich auch über mehrere Seiten erstrecken können. Aber trotz der Option, nach Typ, Seltenheit und Preis sortieren zu können und sich (seit Version 2.0) auch Favoriten anzulegen, wirkt die Inventarführung nicht durchdacht. Mitunter überlagern die Infokästen weitere Waffen oder Karten, so dass ein schneller Vergleich unmöglich ist. Zwar kann man sich daran gewöhnen, doch den Komfort, den andere Action-Rollenspiele in diesem Bereich bieten, erreicht man nicht ganz. Und wo wir gerade bei Komfortfunktionen sind: Die Karte, über die man alle entdeckten Gebiete per Teleport erreichen kann, gibt einem zwar ein Gefühl für die Größe der Spielwelt, doch sie hakt in einem Punkt. Man kann einsehen, welche Gebiete noch geschlossen sind, doch welches Areal man betreten muss, um es zu entdecken, findet man nur durch Trial&Error hinaus. Die Ladezeiten sind zwar akzeptabel, doch wenn man X mal zwischen dem Schloss als Zentralverteiler und den jeweiligen Gebieten hin und her springt, zehrt das an den Nerven. Eine kurze Anzeige per Linie, welche Bereiche von wo aus angereist werden können, hätte den Stress gelindert.
Extra für dich nochmal zusammengefasst:
- Fehlende Charakterentwicklung
- Keine richtigen Rüstungsteile
- Spielen mit langsamen Waffen (aka dem Hammer) funktioniert nicht
Wahrscheinlich wird das hier eh keiner mehr lesen aber ich gebe mal meinen Senf dazu:
Ich habe das Spiel heute durchgespielt und von mir hätte es eine schlechtere Wertung gegeben, maximal im niedrigen 70er Bereich, aber ist eben Geschmackssache. Das Spiel hat wirklich einige gute Ansätze, wie z. B. Herausforderungen auf den Maps (töte 30 Gegner mit der Schrotflinte und erhalte 2k Gold), die die Spielweise allerdings auch einschränken.
Leider ist es doch recht schnell vorbei, außerdem stört mich die fehlende Charakterentwicklung doch sehr, genau wie fehlende Rüstungsteile. Außerdem spiele ich gern mit dem Hammer (noch lieber wäre mir eine Axt aber die gibt es nicht), was bei dem Spiel aber eher schlecht funktioniert, weil man einfach zu langsam ist und es massig Gegner gibt, die sich wegporten, wegrennen usw. und man dann oft zwangsläufig daneben haut. Hab das Spiel dann mit einem Rapir beendet, was wesentlich besser funktioniert.
Sollte allerdings je ein 2. Teil kommen der die Kritikpunkte angeht, werde ichs mir wohl zulegen.
Andererseits habe ich für das Spiel nur 9€ bezahlt, das ist schon ok.
Edit: Vlt sollte ich noch dazu sagen dass ich es allein gespielt hab und es im Coop wohl ne ganze Ecke leichter ist, schon allein weil man an der Stelle an der man gestorben ist, respawnt.
Ich bin ja mit Kloppmist nie wirklich warm geworden. Also GOG mir Torchlight geschenkt hat, habe ich auch nach kaum Spielzeit aufgehört. Aber diese "Vermischung" mit Action-Adventure ist es ja vielleicht wert, nen Blick zu riskieren. Vielleicht ist das ja tatsächlich was für mich.
Ich freue mich, wenn Entwickler/Publisher ein Wagnis eingehen (NICHT wenn es darum um noch mehr Kundenabzocke gehen soll...) und das anscheinend sogar klappt.
Ach ja:
Krass, wie viel man aus den Kommentarenzu einem Spieletest über Leute lernen kann (wer hat hier im Thread wohl unabsichtlich viel Selbstoffenbarung betrieben, hmm )..
Die Rückkehr zum Schloss steckt im "Hauptmenü", also das Menü, das man findet, wenn man "Start" drückt.
Etwas weiter unten "Return to Hub" oder wie immer das auf Deutsch heißt, so das Spiel lokalisiert wurde.