Spielerische Wurzeln
Hände hoch – wer erinnert sich an die Rundum-Ballerei Smash TV? In Deutschland wanderte der Shooter von Eugene Jarvis (Defender, Robotron) schnurstracks auf den Index; zudem wurde er auf zig System portiert – für Heimcomputer und NES plus als Super Smash TV für SNES und Mega Drive. Xeno Crisis erinnert spielerisch und durch sein bildschirmweises Scrolling frappierend an die zynische Schießbude aus dem Jahr 1990. Im neuen Mega-Drive- und Switch-Titel (eine Dreamcast-Umsetzung folgt) ballert ihr in acht Richtungen auf Horden von Aliens – das sieht nicht nur nach 16-Bit aus, das fühlt sich auch so an!
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Euch müffelt Smash TV zu sehr nach Mottenkiste, ein vergleichbarer Titel wäre aber trotzdem praktisch? Dann subtrahiert die nur einen Screen großen Areale und denkt stattdessen an Expendable für Dreamcast, Neo Contra für PS2, Geometry Wars: Retro Evolved für Xbox 360, Dead Nation für PS3 oder unlängst Riddled Corpses EX (PS4, PS Vita) und Tesla vs Lovecraft (PS4, Xbox One, Switch). Kurzum: Twinstick-Shooter mit Settings von Zombieapokalypse bis Farbenrausch stehen seit Jahren hoch im Kurs und locken mit immer neue Kniffen (runde Oberfläche, Permadeath-Elemente, etc.). Xeno Crisis fühlt sich dank zufällig generierter Stages (die sich aber nur marginal unterscheiden) bei jedem Durchlauf ein wenig anders an, ansonsten hatten die englischen Programmierer von Bitmap Bureau aber keine Lust auf Experimente: Ihr geht in einen Raum, könnt nicht mehr hinaus und ballert in Iso-Sicht so lange auf die hereindrängenden und spawnenden Gegerscharen bis alle zu Pixelbrei zerfallen sind. Raum geschafft? Dann weiter zum nächsten, bis der Boss zum Tanz bittet. Boss geplättet? Dann auf zur nächsten von insgesamt sieben Stages. Könner sind am Ende in unter 30 Minuten durch – was im „no damage walkthrough“ auf YouTube aber leicht aussieht, ist das Ergebnis harter Arbeit.
Treffen und getroffen werden
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Meist versorgen euch Twinstick-Shooter mit unendlich Munition – nicht so Xeno Crisis. Nach 125 MG-Schüssen ist die Flinte leer, immerhin taucht schon kurz davor stets ein Munitionspaket auf. Das sorgt dafür, dass man als Spieler noch mehr in Bewegung bleiben muss, als ein den Spielspaß förderndes Feature empfinde ich es aber nicht. Mehr Bock machen die gelegentlich auftauchenden Extrawaffen: Mit Flammenwerfer, Laser, Wand-Abprall-Schuss, Schrotflinte und Minigun verarbeitet ihr die Pixelhorden 20 Sekunden lang deutlich effektiver zu Kleinholz. Leider verschwinden nicht aufgelesene Extrawaffen sowie Medipacks und Granaten nach wenigen Sekunden – aufsparen und im Notfall in einen schon geschafften Raum zurückkehren ist keine Option. Auch die Waffe-ablegen-Taste habe ich im gesamten Testverlauf nur ein- oder zweimal sinnvoll genutzt. Während die Levelwächter großteils schnell klein beigeben und nicht gerade mit Kugelfluten schocken, sind es die Bewegungsmuster oder kleinen Schüsse der Standardgegner, die mir Lebenspunkt um Lebenspunkt rauben. Erfreulicherweise fühlt es sich fast immer so an, als hätte ich selbst Schuld – wer konzentriert spielt, hat eigentlich genug Zeit zum Ausweichen. Eigentlich: Denn in der Praxis ärgert man sich häufig, wenn man mal wieder unnötigerweise eine Geisel befreien wollte oder sich zu sehr auf die Feinde einer Seite konzentiert hat.
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Neben den Knarren ist die Ausweichrolle euer bester Freund – während der Hechtphase seid ihr unverwundbar. Trotzdem seht ihr den Game-Over-Screen öfter als euch lieb ist, und bei nur drei Continues braucht es einige Versuche, bis man die Levels fünf bis sieben überhaupt zu Gesicht bekommt. Der Menü-Wechsel von „Schwierig“ auf „Einfach“ führt zwar zu etwas zahmeren Feinden, nimmt dem Titel aber nicht seinen herausfordernden Charakter. Netterweise füllt Xeno Crisis nach einem geschafften Level nicht nur die Lebensenergie auf, sondern lässt euch auch shoppen: Mit von Feinden erbeuteten Hundemarken kauft man sich mehr Munitionskapazität, mehr Granatenpower oder einfach ein stärkeres Standard-MG – nach drei Game Overs ist dieser Fortschritt jedoch dahin. Und man startet ein weiteren, vermutlich zum Scheitern verurteilten Versuch, mit seinem Marine die sieben alienverseuchten Stages von Outpost 88 zu überleben. Ach ja: Zu zweit an einer Konsole geht das natürlich auch! Und um nicht nur mit einem Retro-Vergleich zu beginnen, sondern auch mit einem zu enden: Henk Nieborg, bekannt für seine Pixelgrafik aus Schmuckstücken wie Lomax (PSone) oder Lionheart (Amiga), hat auch an der gefälligen Retro-Optik von Xeno Crisis mitgewirkt.