Nach Kiwami erschienen auf PlayStation 4 zwar bereits zwei weitere Teile mit neuer Engine und damit deutlich besserer Technik, doch auch die „verspätete“ Xbox-One-Umsetzung ist dem PS2-Original um Längen voraus. Gegenüber der zwei Jahre alten Konsolenfassung zeigt sie zudem ein schärferes und ruhigeres Bild und benötigt dafür nicht einmal einen besonders leistungsstarken Rechner. Das ist zwar dort nicht von Vorteil, wo die Kamera sehr nah an einige der seltsam grobkörnigen Texturen heranfährt, zu denen auch Teile der Gesichter zählen. Es macht sich aber bezahlt, wenn Gebäude im Hintergrund verschwommen dargestellt werden; der Kontrast aus klarem Bild und simulierter Kamera-Unschärfe kommt der realitätsnahen Darstellung der Großstadtkulisse zugute.
Technisch nach vorne…
Immerhin wurde auch das eigentliche Spiel gegenüber dem PS2-Vorbild vollständig modernisiert, sprich anstatt vor festen Kamerapositionen durch eine altmodische Kulisse zu spazieren, folgt man Kazuma per Schulterblick. Ladepausen vor Prügeleien sind damit ebenfalls tabu und anstatt die Minispiele von damals zu recyceln, übernimmt Sega einfach die aus Zero bekannten, zu denen ja ohnehin einige Serien-Klassiker zählen.
… und trotzdem am Fleck
Etwas schwerer wiegen die Schwächen des inzwischen womöglich einfach überforderten Kampfsystems. So ist es zwar nett, dass Kazuma nicht nur wie im Original leichte und schwere Hiebe aneinanderreiht sowie Gegner oder Gegenstände greift bzw. wirft, sondern analog zu Zero zwischen verschiedenen Kampfstilen wechselt. Er tänzelt also entweder flink um seine Feinde herum, drückt ihnen behäbige Dampfhämmer auf die Brust oder entscheidet sich für eine Art Mittelweg. Hinzu kommt außerdem ein vierter Stil, dessen Techniken er nicht durch Erfahrungspunkte erlernt, sondern indem er mehrmals seinen Konkurrenten Goro Majima besiegt – das ist nicht nur eine spielerische, sondern auch eine inhaltliche Neuerung.
Aber vor allem Letztere tut Kiwami nicht gut. Nachdem Majimas überdrehte Persönlichkeit nämlich im Vorgänger schon aufgeweicht wurde, wohl damit er als zweiter spielbarer Protagonist funktioniert, verkommt er hier zum beinahe handzahmen Scherzkeks und taucht mitunter an Stellen auf, an denen er der ursprünglichen Geschichte nach nichts zu suchen hat. Dass der vierte Kampfstil einem der bereits vorhandenen ähnelt, macht ihn ohnehin zu einer recht fragwürdigen Dreingabe.
Zähes Prügeln
Gut, dass sich viele Gegner aufmerksam verteidigen, sodass die Kämpfe insgesamt anspruchsvoller sind als in manchen Vorgängern. Das Remake legt zudem etwas größeren Wert auf Aufeinandertreffen mit besonderen Gegnern, was dem Spielfluss guttut. Öffnet sich die Welt nach einigen Stunden, kann man natürliche Dutzende Stunden mit Nebenmissionen, Minispielen und Schlägereien mit Kleinganoven verbringen, doch alles in allem ist der rote Faden straffer gespannt als zuletzt – ein Vorteil sowohl für Einsteiger als auch für Spieler, die seit Jahren dieselben Minispiele gespielt haben und mit Kiwami lieber die Zeitreise genießen.
Überfordert wirkt das Kampfsystem allerdings in vielen seiner Feinheiten, denn während aus dem ursprünglich recht profanen Prügeln ein taktisch umfangreiches Verdreschen wurde, hat man die dahinterstehende Technik im Wesentlichen nicht erweitert. Anspruch entsteht daher nicht durch elegant ineinandergreifende Bewegungsmuster oder eine aufwändige Physik – sondern durch die schiere Anzahl der Gegner und die langen Abklingzeiten vieler Aktionen. So schaut man nach manchen Treffern oft so lange einem wehrlosen Kazuma zu, dass selbst kleine Fehler mächtig frustrieren können. Mehr als das sowie gigantische Gesundheitsbalken haben die meisten Widersacher ja nicht zu bieten.
Benjamins Meinung in Bezug auf 0 kann ich aber langsam immer besser nachvollziehen. Und dass, obwohl ich 0 um Längen besser finde als die anderen Teile. Aber den Abnutzungseffekt, der sich damals meiner Meinung auf den Test von 0 ausgewirkt hatte, den habe ich bei Kiwami 2 (von mir zuletzt gespielt) auch sehr deutlich gespürt. Im Moment habe ich auch gar keinen Bock mehr, Yakuza wieder anzufassen.
Ich kann auch gerade schlecht differenzieren, ob ich Yakuza nach den 4 Titeln einfach nicht mehr sehen kann, oder nur bei Kiwami 2 keine Motivation mehr hatte, weil ich den Plot so witzlos fand. Eventuell motiviert mich dann Y7 wieder, das sollte sich ja dann alles etwas frischer anfühlen, mit neuem Kampfsystem und Charakter.
Bezüglich der Diskussion um Majima: Ich kenne die alte Version von ihm nicht. Aber bei den Remakes/0 ist er mein absoluter Lieblingscharakter. In 0 habe ich mich jedesmal geärgert, wenn ich den damals als recht langweilig empfundenen Kiryu spielen musste. Der ist mir zwar auch noch ans Herz gewachsen. Aber von 0 ist mir nur der Plot um Goro nachhaltig in Erinnerung geblieben. Der Teil mit Kiryu ist eher unter ferner liefen abgespeichert.
Seit wann hat Yakuza 1 einen der besten Plots? Ist eher ziemlich eindimensional. Zero war um Längen besser, genau wie Yakuza 2/Kiwami 2
Ketzer! Okay, ich...
Oh, also Kiwami 2 find ich auch super! Das ist für mich zusammen mit 6 sogar mein liebster Teil. Wobei ich da sogar das PS2-Original bevorzuge, weil mir Sayamas Stimme dort wesentlich besser gefällt. Das erste hat imho aber trotzdem eine der besten Geschichten. Und ja, OK, ich mag sie mehr als Zero.
Ich finde, es nimmt sich schlicht nicht viel. Und persönlich mag ich es sogar mehr, mit dem anzufangen, was ursprünglich mal der Anfang war. So oder so sind beides letztlich quasi gleichwertige Einstiege in die Serie - je nachdem, wie man lieber an so was rangeht.
Für mich ist der entscheidende Punkt halt: Majima ist heute ein anderer Charakter als er ursprünglich war. Für mein Empfinden haben sie einen Fan-Liebling verändert und nachträglich dort eingebaut, wo er in dem, was ich als Yakuza kennengelernt habe, nie hätte rein gepasst. Dass man die Figur an sich mag, kann ich sogar nachvollziehen! Es ist nur quasi eine andere als die, von der ich normalerweise spreche. Klar, stimmt: Von Zero zu Kiwami passt das natürlich - das sind ja beides Teile der neuen Ausrichtung.
@NewRaven
Ich hab Yakuza nie gespielt, wollte es aber immer Spielen weil mich das Setting extrem anspricht.
Jetzt durch den Gamepass habe ich die Gelegenheit bekommen und kann deine Meinung nicht ganz Teilen, aber das ist eben immer Subjektiv.
In Zero fand ich das Intro extrem gut und dann ging es nur bergab und man wurde die ganze Zeit durch Textboxen erschlagen, wodurch sich weder die Story visuell ansprechend präsentiert noch kann man durch die Welt eindrücke gewinnen.
Ich habe Zero dann sogar wieder deinstalliert, weil ich nicht rein kam. Gestern habe ich Kiwami angefangen, zugegeben die Quest mit dem Dieb war extrem peinlich und schlecht, aber danach hat mich die Story gepackt und dass man sich wieder hocharbeiten muss finde ich auch extrem spannend.
Ich kann nur von den ersten 60 - 90 Minuten sprechen, weiter habe ich beide Teile nicht gespielt, aber das ist für mich so die spanne wo mich ein Spiel packen muss, wenn es bis dahin nicht passiert spiele ich meistens nicht weiter.
In Zero habe ich auch gar nicht verstanden was für ein Status mein Charakter überhaupt hat in Kiwami war das sofort klar. Mag sein wenn man alle Teile betrachtet man mit der Geschichte ganz vorne anfangen sollte, aber als neuling weiß ich nicht ob das zutrifft.
Ich würde jedem empfehlen mit Kiwami anzufangen - gut die anderen Teile kenne ich sowieso noch nicht. Mit Kiwami hat mich das Spiel aber schon gepackt.