Wesen nach japanischem Vorbild
Was zum Teufel ist ein Yo-Kai? Im japanischen Volksglauben beschreibt Yokai Fabelwesen mit übernatürlichen Fähigkeiten, die teils tierische oder menschliche Züge aufweisen. Während einige in Wäldern hausen, fühlen sich andere eher von Wohngebieten angezogen. Neben Wesen mit guten Absichten gibt es auch Oni: Dämonen, vor denen man sich lieber hüten sollte. Beim munteren Käfersammeln in den Wäldern von Lenzhausen trifft Protagonist Katie (oder Nathan, wenn man den männlichen Charakter wählt) zum ersten Mal auf eines dieser Wesen namens Whisper. Dieser schenkt
Katie eine “ Yo-Kai Watch“ und steht ihr von nun an als helfender Begleiter zur Seite. Mit dieser kann sie die kleinen Monster aufsuchen und bekämpfen. Diese sind überall in der Spielwelt verstreut.
Frischer Wind in der Monsterwelt
Klingt doch genau wie Pokémon? Nicht wirklich. Als erste der zahlreichen Unterschiede gibt es keine zufälligen Begegnungen. Springt die Nadel des Radars in den roten Bereich, kann man die Linse nutzen, um ein kleines Areal abzusuchen. Hat man die Stelle gefunden, gilt es dem Wesen solange mit der Linse zu folgen, bis es eingefangen ist. Erst nach erfolgreicher Umkreisung, die sich bei schnellen Yokai wie Schmetterling Enerfly auch mal kniffliger gestaltet, beginnt der Kampf.
Das Kampfsystem stellt den größten Unterschied zu dem immer gleichen Prinzip der Taschenmonster dar. Beispielsweise kämpfen die sechs Yokai, die sich auf einer drehbaren Scheibe befinden, von ganz alleine. Der Spieler kann wie ein echter Coach unterstützend strategisch eingreifen. Durch drehen der Scheibe mit dem Stylus können geschwächte Wesen in Ruhe geheilt werden, während die anderen weiterkämpfen. Befinden sich drei Yokai desselben Stammes nebeneinander, erhalten sie einen zusätzlichen Boost. Es gibt acht Stämme mit Charakteristika wie „Charming“, „Mysterious“ oder „Shady“, die ein entsprechendes Aussehen und das dazu passende Moveset besitzen.
Neben zwei normalen Attacken hat jeder Yokai einen besonders starken „Soultimate Move“, der anhand von kleinen Minispielen mit dem Stylus aktiviert werden kann. So muss man geometrische Formen nachzeichnen, schnell einen Wirbelwind erzeugen oder kleine Blasen platzen lassen. Je geschickter man sich anstellt, desto schneller werden mächtige Attacken wie „Paws of Fury“ von dem Katzenwesen Jibanyan, oder „Sleepy Smoke“ von dem Wildschwein-artigen Baku ausgelöst.Ab und zu kann es vorkommen, dass Gegner einzelne Yokai benebeln und ihre Angriffskraft einschränken. Nimmt man das Monster aus dem Kampf, kann man es mit „Purify“ erneut anhand von kleinen Stylus-Minispielen wie dem Aufbrechen von Glas befreien und zusätzliche Erfahrungspunkte erhalten.
Zunächst könnte man meinen, dass dieses Kampfsystem auf Dauer ziemlich eintönig ist. Man muss jedoch einfach lernen umzudenken: Bei Yo-Kai Watch gibt es keine Möglichkeit, sich Movesets zusammenzustellen und wie bei Pokémon darauf hinzuarbeiten seinem Dragoran endlich die Attacke Wutanfall auf Level 67 beizubringen. Wie ein echter Trainer behält man die Lebensleiste des Teams im Auge, heilt rechtzeitig mit den zahlreichen Items, die man in der Spielwelt findet, oder im Supermarkt kaufen kann, und nutzt die „Soultimate Moves“. Man sollte sich außerdem genau überlegen, welche Yokai man ins Team nimmt. Neben Unterstützern, die Gegner einschläfern oder ihre Genauigkeit senken, gibt es Tanks und schnelle Monster, die viel Schaden ausrichten. Wie bei Pokémon hat jedes Monster außerdem ein spezielles Wesen, das bestimmt wie angriffslustig oder passiv es ist.
Schöner Schein ohne taktische Tiefe
Auch wenn es Spaß macht mit den zahlreichen putzig designten Yokai zu experimentieren und den Stylus zu schwingen, vermisst man irgendwann doch die taktische Tiefe. Jegliche Kämpfe schafft man mit Leichtigkeit. Man hat nie das Gefühl, dass man Ausrüstungsgegenstände wirklich benötigt und auch die Bosskämpfe unterscheiden sich, bis auf ihre Länge, kaum vom Kampf gegen normale Gegner. Als ich das Schwein Sproink im japanischen Badehaus entdecke, der im Kampf von in Unterhose tanzenden Japanern unterstützt wird, ist das zwar lustig. Aber ich bin zu keiner Zeit gezwungen seine Schwachstellen herauszufinden, oder mich an ungewöhnliche Attacken anzupassen. Auch wenn es theoretisch möglich ist die Verteidigung des Gegners zuerst mit einem Yokai zu senken und ihn dann mit einem anderen ordentlich zu vermöbeln, habe ich nie das Gefühl, dass diese taktische Abfolgen wirklich wichtig sind. Meist reicht es möglichst viele der mächtigen „Soultimate Moves“ zu nutzen, ohne dabei irgendeine Strategie zu verfolgen. Ich hätte mir gewünscht, dass das Potential des schnellen Auswechselns der Yokai und die unterschiedlichen Attacken sich spürbar auswirken.
Nur um den Satz zu vervollständigen
Ich spiele das Spiel nun seit ca. 6 Stunden und finde es eigentlich durchaus gelungen. Seltsam sind sehr viele der Yo-Kai, auch wenn ich lieber "vernünftige" Formen und etwas Logik hätte. Gut gelungen ist jedoch der Humor und die "Herzensgüte", man könnte das Spiel glatt als positiv erzieherisch nennen. Es spielen zwar auch alte Opas wie ich und andere, aber gedacht ist es wohl eher für jüngere Menschen.
Ich hoffe stark, dass ähnliche Spiele in etwas besserer Form kommen werden, mit NiNo Kuni 2 und Monster Hunter Stories sind ja zwei am Werden und erscheinen wohl noch dieses Jahr. Auch Pokemon S&M (muahaha) kommt wohl noch heuer, auch wenn ich gerne ein "vollwertiges" Pokemon hätte.
Aber auch über ein neues Jade Cocoon (die Möglichkeiten sind ja heutzutage um so vieles größer) oder Dragon Quest Monsters wären sehr willkommen...
Musi-Watchi-Glaub-Nich-Hatschi
Ich mag das Art Design, ich mag das Konzept, aber ich mochte das Kampfsystem nicht so ganz. Deswegen ist es mir kein Vollpreis wert.