Wer sucht, der findet
Wird gerade nicht gekämpft, kann man Ausschau nach Schätzen und Sammelobjekten halten. Zwar wirken die Schauplätze aufgrund der mageren Technik oft steril und trostlos, aber die Level-Architektur setzt dennoch gelungene Erkundungsreize. Selbst wenn man nah genug an einer Schatzkiste ist, so dass sie auf der Karte vermerkt wird und Gefährten akustisch auf den Fund hinweisen, heißt das noch lange nicht, dass man sie auch so ohne weiteres erreichen kann. Manchmal muss man erst versteckte Zugänge suchen, Apparaturen aktivieren oder von anderen Gruppenmitgliedern erlernte Spezialfertigkeiten anwenden, um das Ziel zu erreichen.
So kann sich Adol schon sehr früh nicht nur zu Gegnern, sondern auch zu anderen Stellen in seiner Umgebung katapultieren, während Krysha steile Wände hinaufrennen, Credo durch die Lüfte gleiten oder Anemona eine Art Supersicht aktivieren kann, die sie Fährten lesen und selbst durch Wände blicken lässt. Eine automatische Kartenfunktion zeichnet alles mit und erlaubt auch schnelle Ortswechsel. Die magischen Barrieren, die den Entdeckerdrang anfangs noch bremsen, lösen sich im Verlauf der mehr als acht Kapitel umspannenden Story nach und nach auf – selbst über die Stadtgrenzen hinaus.
Keinen Mucks
Den leider nur sporadisch vertonten und mit einem nahezu komplett stummen Protagonisten aufwartenden Dialogen kann man wahlweise auf Englisch oder Japanisch lauschen. Textübersetzungen gibt es darüber hinaus auch auf Französisch. Auf eine deutsche Lokalisierung wurde hingegen verzichtet. Und auch sonst sind Inszenierung und Technik alles andere als beeindruckend: Die Charaktermodelle wirken grobschlächtig, die Animationen hölzern, die Effekte billig, die Kulissen karg. Selbst als PS3-Spiel wäre Ys 9 in dieser Form keine Schönheit.
Aber das, was den eigentlichen Reiz ausmacht, schlummert hinter der unspektakulären Fassade – vom interessanten Szenario über die dynamischen Kämpfe bis hin zur motivierenden Charakter- und Stützpunktpflege. Selbst Schleichpassagen, Verfolgungsjagden und Slapstick-Einlagen stehen auf dem Programm, während in einem praktischen Journal alles Erlebte und Wissenswerte – inklusive allerlei Statistiken verewigt wird. Wer noch Spielstände von Memories of Celceta und Lacrimosa of Dana besitzt, kann sich sogar ein paar Bonusitems sichern.
Also mal abgesehen vom fehlenden F hat man es in Ys generell mit Europa. Da reicht schon ein Blick auf die Weltkarte, die hat nicht nur verdächtige Ähnlichkeit. Der volle Name des Helden ist btw. Adol Christin, es gibt ein "Romun Empire" mit der Hauptstadt Romn und die Stadt hier in Ys 9 ist klar an Paris angelehnt. Die Lore mit dem 100 jährigen Krieg gegen ein Königreich namens Britai tut dabei ihr übriges und nordische Halbgötter spielen irgendwie auch noch eine Rolle.
Aber wo du das mit den deutschen Namen erwähnst, das dachte ich letztens auch beim Anime "Frieren". Kennst du den Anime? Da hat echt jeder Charakter oder Location irgend einen deutschen Namen: Neben Frieren gibt es auch noch Himmel, Heiter, Eisen, Kraft, Stark, Fern, Flamme bei den Guten, die Zauberer heißen u.a. Ehre, Richter, Laufen, Denken, Übel und selbst die Dämonen haben Namen wie Draht, Qual oder Lügner) - das ist da echt schon ein gewisser Running-Gag.
Der Typ heißt Adol?
Die Japaner haben's wirklich mit urdeutschen Namen, oder?
Habe das Spiel über die Feiertage im Steam-Sale erworben und durchgespielt. Die "gute" Wertung kann ich dabei aber nicht nachvollziehen. Das Spiel macht eigentlich nichts besonders gut, was man nicht auch woanders geboten bekommen würde. Aber der Reihe nach:
Ys IX war für mich persönlich mein erstes Spiel dieser Reihe. Das war jetzt aber nicht unbedingt ein Problem: Die Reihe erzählt zwar die Geschichten des Helden Adol, allerdings sind diese wohl größtenteils ineinander geschlossen und eben einzelne Kapitel seiner Reise. Von daher brauchen wir auch nicht viel Vorwissen, denn am Anfang des Spiels kommen wir an einer fremden Stadt an (die wohl Paris darstellen soll) und werden direkt verhaftet und treffen im Verlauf des Abenteuers größtenteils fremde Leute, die auch keine Vorgeschichte mit uns haben. Ein paar Anspielungen auf vorherige Teile gibt es wohl, eben bspw. beim Verhör am Anfang, die fallen aber wohl nicht groß ins Gewicht. Als Serienneueinsteiger hatte ich damit jedenfalls kein Problem. Und da sind wir auch schon direkt bei meinem ersten Kritikpunkten: Die Story holte mich jetzt nicht wirklich ab und war größtenteils wenig unterhaltsam. Im Grunde dreht sich zunächst einmal jedes Kapitel um eine der Figuren, den sogenannten Titelgebenden Monstrums und erzählt deren Geschichte (mit abschließenden Infodump um die restlichen Storypunkte zu erklären), aber auch die Figuren sind relativ platt und wenig interessant. Dafür bringen sie alle ihre eigene "Superkraft" mit, die wir dann auch zum Erkunden der Stadt benutzen können.
Hauptsächlich spielt sich das Spiel in besagter Stadt ab, deren Farbgebung größtenteils Grau in Grau ist. Genau wie das Gefägnis darin und die Höhlen außerhalb. Nach und nach schalten wir immer mehr Teile der Stadt frei, die dann auch recht Grau sind. Es gibt auch ein paar Außenbezirke und gelegentlich - oder auch bei storybezogenen "Raidmomenten" - können wir eine alternative Dimension betreten, wo die Dämonen in Wellen auftreten. Diese...
Versteht mich nicht falsch, ich mag JRPGs und werde irgendwann auch endlich mal Ys angehen.
Aber... es ist gerade auf Steam erschienen. 94,26 € für die Ultimate Edition. Für ein Spiel mit leicht aufgehübschter PS2-Optik und kaum Sprachausgabe, geschweige denn Lokalisierung. Puh. Man stelle sich vor, ein westlicher Entwickler würde sich das trauen, das gäbe einen ziemlichen Shitstorm.
Ich bin inzwischen am Ende des sechsten Kapitels angelangt und mein Frust ist glücklicherweise vornehmlich Freude gewichen. Eine der großen Dummheiten des Spiels ist es, mit wirklich in jeder Hinsicht unattraktiven Szenen zu starten. Hässliche Umgebungen, heftiges Ruckeln, ewig langes Geschwätz, Action gibt es erst nach ein paar Stunden. Zu allem Überfluss hat man sich auch noch das serienübliche Anime-Intro gespart. Überhaupt macht das Spiel den Eindruck, mit noch beschränkteren Mitteln entstanden zu sein als der direkte Vorgänger. Ich glaube, in dem gab es auch deutlich mehr Sprachausgabe. In Monstrum Nox ist wirklich nur ein minimaler Bruchteil der Dialoge vertont, selbst in wichtigen Handlungsszenen bleibt es stumm. Aber die Grafik wird etwas schöner, die reflektierenden Oberflächen lassen die Dungeons lebendiger wirken, es gibt sogar ein paar ausgewählte Szenen mit echter Lichtsetzung. Großteils ist die Grafik auf ähnlichem Niveau wie der Vorgänger, außerhalb der Stadt gibt es auch kaum Ruckeln. Allerdings gefiel mir das abwechslungsreiche Inselsetting besser. Überhaupt bietet Ys VIII mehr Abwechslung, auch beim Soundtrack. Wie von Todesglubsch schon erwähnt, dominieren hier die rockigen Themen mit heulender Gitarre, die für sich meist echt schmissig sind, sich aber atmosphärisch kaum unterscheiden.
Auf der Habenseite steht das fetzige Gameplay, das die bewährten Stärken auspielt, aber auch von den neuen Fähigkeiten profitiert. Die Story könnte die bislang beste in der Serie sein, ist allerdings wieder mal zu geschwätzig präsentiert. Gerade die Ys-Teile bis Ys Origins kamen immer sehr schön auf den Punkt, seit Seven wird zu viel und zu unnütz gelabert. Ich überspringe deswegen auch mal Gesprächssequenzen, die sich um Uninteressantes drehen. In der Kerndisziplin, dem beschwingten Monsterschnetzeln, glänzt Monstrum Nox zum Glück, dafür nehme ich andere Defizite auch leise grummelnd in Kauf. Für einen zehnten Teil würde ich mir aber zum einen eine deutlich...