Einen Overlord soll ich töten, natürlich. Soll ich einfach in seine Höhle marschieren, gleich zu Beginn meiner Reise? Überleben würde ich den Fehltritt nicht, aber es ist möglich. Nein, ich sollte erst stark genug werden, indem ich starke Zauber lerne und meine Fähigkeiten trainiere. Und dafür benötige ich Materialien, die in der gesamten Welt verstreut sind. [GUI_PLAYER(ID=88907,width=377,text=Freies Entdecken in einem actionreichen Abenteuer? A Valley Without Wind will zwei Welten verbinden.)] Ich weiß sogar, wo ich sie finde – ich muss nur durch Höhlen und Türme einen Weg vorbei an gefährlichen Feinden finden. Das ist A Valley Without Wind: ein actionreiches Abenteuer in einer frei begehbaren Welt. Es gibt mir ein grobes Ziel und schier grenzenlose Freiheit auf dem Weg dorthin.
Schon auf meinen ersten Schritten warnen mich zahlreiche Hinweise davor, beim Suchen und Entdecken vom Weg abzukommen. Denn tatsächlich versteckt die vom Zufall erstellte Welt mehr Materialien und Gegenstände als ich benötige: Ich könnte stundenlang meinen Rucksack füllen… spielerisch sinnvoll ist das allerdings nicht. Mir hilft nur das Ansteuern angezeigter Lagerräume. Dort finde ich neben Steinen, mit denen ich Stärke, Gesundheit sowie die magische Potenz meines Helden ausbaue, auch Zutaten für neue Zaubersprüche oder Kiemen für Unterwasseratmung. Weil ich jeder Beschreibung eines Materials oder Gegenstands seinen wahrscheinlichen Fundort entnehmen kann, suche ich auf der Weltkarte also das entsprechende Gebiet heraus und erlaufe in allen örtlichen Gebäuden
den einen Lagerraum.
Hmmm…
Die große Freiheit also. Weil ich wählen kann, welchen Zauber ich zusammensuchen möchte? Weil ich mit den Kiemen im Ozean tauchen, mit einem feuerfesten Anzug sogar Lava trotzen kann? Weil die Welt so unendlich ist, dass ich nach dem Tod eines Overlords einen neuen Kontinent mit mehr Magie, stärkeren Monster, neuen Gebiete und dem nächsten Overlord entdecke? Weil der Tod eines Helden zwar endgültig ist – ich aber sofort einen neuen gestellt bekomme?
Die große Freiheit, weil ich durch vom Zufall kreierte Höhlen, Oberwelten und Gebäude renne – Kulissen die aus ein paar wenigen Versatzstücken bestehen? In denen jeder Winkel wie der andere aussieht, bei denen selbst in der tiefsten Höhle noch Stufen an der Wand
hängen? In denen ich wieder und wieder auf die gleichen einfallslosen Feinde treffe? Durch die ich über ein abstraktes System unübersichtlicher Karten meinen Weg suche?
Plopp, plopp, plopp
Es gibt in diesem Zufallschaos zwar eine Struktur, denn erst nach dem Sieg über mehrere Bossgegner (deren Aufenthaltsort ist deutlich markiert) stehen stärkere Zauber zur Verfügung. Trotzdem besteht das Spiel aus einer Aneinanderreihung gleich aussehender, inhaltsleerer Abschnitte. Auf dem Papier ist es vergleichbar mit Terraria; dort steckt das Abenteuer allerdings in einem gigantischen, farbenfrohen Baukasten und lockt mit spannenden Entdeckungsreizen. An der hiesigen Tristesse hatte ich mich hingegen viel zu schnell satt gesehen.
Und ganz ehrlich: So sehr ich den traurigen Technikfetisch vieler Videospieler verabscheue, so wichtig ist mir das durchdachte Artdesign einer fiktiven Welt. Umso mehr empfinde ich in A Valley Without Wind die unproportionierten verwaschenen Bauklötze
von Fantasy bis Science-Fiction allerdings als richtig hässlichen Mischmasch. Zu allem Überfluss kann ich von Beginn an Kisten und hölzerne Plattformen frei im Bild platzieren: plopp, plopp, plopp – was für ein unnötiger Stimmungstöter! Wenn ich mir die Fähigkeit der künstlichen Leitern wenigstens erarbeiten müsste… Stattdessen leider sogar der Spaß am Spiel darunter.
Nicht einmal der Kampf ist spannend, denn der wird vom Ringen mit Tastatur und Maus verdrängt. Das dröge Klick-klick-klick zum Abschießen eines Magieblitzes oder anderer Zauber funktioniert natürlich. Bis zu acht weitere Zauber liegen allerdings auf der Tastatur: In einem Action-Rollenspiel kann man damit taktisch agieren – beim gleichzeitigen Kämpfen und Springen empfinde ich die Lösung als Krampf. Was nützt mir ein Dutzend starker Zauber, so lange ich heilfroh bin, wenn ich sie nicht nutzen muss?
Also ich hab meinen Spaß damit. Der Artstyle ist zwar gewöhnungsbedürftig, aber als so schlimm empfinde ich es nicht.
Und die Plattformen und Kisten muss ich ja nicht nutzen. Sind aber nützlich wenn man sie braucht.